Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0917 - Das Totenfest

0917 - Das Totenfest

Titel: 0917 - Das Totenfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
durchweht, und bevor ich noch etwas unternehmen konnte, war sie verschwunden.
    Ich zwinkerte, weil ich im ersten Moment an eine Täuschung glaubte. Aber das war nicht der Fall.
    Ich sah sie nicht mehr. Sie war eins geworden mit dem grüngrauen Dunst, der diese ungewöhnliche Welt beherrschte. Daß ich mich in einer anderen Dimension befand, stand für mich fest. Stellte sich nur die Frage, in welcher ich mich herumtrieb.
    Zu zählen oder aufzulisten waren sie nicht. Die metaphysischen Gesetze ließen sich mit unserer Logik nicht erfassen. Wir mußten sie hinnehmen, uns darauf einstellen und so reagieren, wie wir es gewohnt waren.
    Ich stand also allein in dieser fremden Welt und dachte daran, daß es kaum eine Chance zur Rückkehr gab. Zumindest nicht für mich allein. Zudem wunderte ich mich, daß Rhena nicht ihre aus meiner Zeit mitgenommenen Kerzen aufgestellt hatte. Sie war mit ihnen verschwunden und hatte mich allein zurückgelassen.
    Ob in meiner Welt oder in einer anderen Dimension, eines blieb jedenfalls gleich, die Neugierde.
    Auch hier wollte ich nicht auf der Stelle stehenbleiben und darauf warten, daß etwas passierte. Ich wollte mich umschauen. Möglicherweise traf ich dabei denjenigen, für den dieses seltsame Fest gegeben wurde.
    Ich würde auch nach dem Grund forschen, denn ohne Motiv geschah sicherlich nichts.
    Es hatte keinen Sinn, wenn ich die Richtung einschlug, in die auch Rhena gegangen war. Vor mir standen die Kerzen auf dem breiten terrassenförmigen Altar, und da ich genau hingeschaut hatte, war mir auch etwas aufgefallen.
    Aus einer gewissen Entfernung heraus sahen die Kerzen aus, als würden sie dicht an dicht stehen, und zwar so dicht, daß es kein Durchkommen mehr gab.
    Das war ein Irrtum.
    Ich konnte zwischen ihnen hergehen, denn sie waren zu Gruppen zusammengestellt worden, und zwischen ihnen war der Weg noch immer breit genug, um ihn normal einschlagen zu können.
    Da gab es verschiedene Pfade, die ich mir aussuchen konnte, und ich entschied mich für einen, der meiner Schätzung nach ungefähr in der Mitte lag und diese fremde Landschaft teilte.
    Je näher ich an die Kerzen herankam, um so intensiver spürte ich die Wärme, die von ihren Flammen ausging. Von einem Wind oder Luftzug war hier nichts zu spüren. Keine Flamme bewegte sich, jedes Feuer umrahmte ruhig den Docht, und die Kerzen waren unterschiedlich Weit heruntergebrannt. Manche bildeten nur mehr dicke Klumpen und standen inmitten einer erstarrten Lache aus Kerzenwachs.
    Wachs oder Leichenfett?
    Das war die Frage aller Fragen. Doch eines stimmte, und da irrte sich mein Geruchssinn auch nicht.
    Der Gestank war längst nicht mehr so intensiv wie in diesem alten Bunker. Es mochte auch sein, daß ich ihn als nicht mehr so schlimm empfand und mich mittlerweile an derartige Gerüche gewöhnt hatte.
    Die Nebelschwaden trieben ruhig in meiner Nähe vorbei und erinnerten mich an grüngraue Gespenster, die aus irgendwelchen Tiefen anderer Welten hervorgekrochen kamen.
    Ich sah, daß die Pfade zugleich Treppen bildeten. Jemand hatte in den steinigen Hang diese primitiven Stufen hineingeschlagen, die ich jetzt hochging.
    Kerzenlicht stieg mir entgegen. Die Wärme hatte mich längst zum Schwitzen gebracht. Der Geruch war ätzend und scharf. Ich atmete häufiger durch die Nase als durch den Mund, aber ich setzte meinen Weg fort und ließ mich durch nichts aus der Ruhe bringen.
    Irgendwo mußte es ein Ziel geben. Die Stufen und damit auch die Terrasse führten nicht in die Unendlichkeit. Diese Kerzen konnten den Weg zu ihm markieren.
    Aber zu wem?
    Zu einem Dämon, zu einem Wesen, das einfach schrecklich und grauenhaft war. Das irgendwo in einer Deckung lauerte und nur darauf wartete, hervorkommen zu können.
    Der Untergrund war porös, doch gleichzeitig auch hart. Manchmal knirschte es leise, wenn etwas unter meinen Sohlen zerbröselte. Die Luft schien dick geworden zu sein. Ich sehnte mich danach, wieder in meiner Welt zu sein, wo die Luft zwar auch warm, aber klar und normal zu atmen war.
    Je höher ich stieg, desto dichter standen die Kerzen. Eines war mir nicht entgangen. Die einzelnen Kerzeninseln hatten nicht mehr die gleiche Größe wie unten. Sie waren kleiner geworden. Dafür waren die Kerzen in dieser Höhe noch nicht so weit heruntergebrannt.
    Ich blieb stehen und drehte mich um.
    Den Weg schaute ich zwar zurück, nur sah er jetzt anders aus, als hätte ich ihn in umgekehrte Richtung hochgeschaut. Mein Blick fiel über die

Weitere Kostenlose Bücher