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0917 - Das Totenfest

0917 - Das Totenfest

Titel: 0917 - Das Totenfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Laden mußte Suko erst mal finden. Verschiedene Eingänge standen zur Wahl. Auch wenn kein Freiluft-Markt war, herrschte in dieser Ecke ziemlich viel Trubel. Passanten gingen auf den Gehsteigen auf und ab. Die Inhaber hielten die Türen ihrer Geschäfte offen oder hatten auch draußen die Körbe und Ständer aufgestellt, wo sie ihre Waren präsentierten, zumeist eben Trödel wie alte Töpfe, Teller, Gläser, aber auch Bestecke, die beinahe schwarz aussahen, weil sie im Laufe der Zeit angelaufen waren. Auf den Bügeln hingen nur billige Kleidungsstücke. Potentielle Käufer schauten nach den Preisen, prüften die Qualität und suchten preisgünstige Angebote.
    Suko sah abenteuerlich gekleidete Gestalten. Der Hippie-Look wurde wieder modern. Bei Männchen und Weibchen schlabberten die Kleidungsstücke am Körper.
    Musiker gab es ebenfalls. Ein Fakir spielte auf seinem Blasinstrument, während eine Schlange zu den Klängen der Flöte ›tanzte‹. Kaum jemand achtete auf den Mann, der aber unverdrossen weiterblies.
    An einer Ecke lehnte ein struwweliges Mädchen, wie Suko beim Näherkommen feststellte. Die Kleine verkaufte Armbänder aus Leder und Metall. Sie selbst nuckelte an einem Joint. Der Rauch zog träge an ihren rot gefärbten Stehhaaren entlang.
    Suko blieb vor ihr stehen. Die Verkäuferin nahm nicht mal ihre Zigarette aus dem Mund. Der Inspektor winkte mit einer Pfundnote und sah das Interesse in den Augen schimmern. »Dafür kannst du dir ein Teil nehmen. Kostet alles ein Pfund.«
    »Wie preiswert.«
    Sie hob die Schultern.
    »Ich will aber nichts kaufen.«
    »Sondern?«
    »Eine Auskunft.«
    »Die gebe ich nicht. Oder sie ist sehr teuer.«
    »Ich möchte nur wissen, wo ich Lee Hammers Kerzenladen finde.«
    Sie runzelte die Stirn. »Das kann ich dir sagen. Du brauchst nur weiter durchzugehen.«
    »Und dann?«
    »Kannst du dir die Kerzen kaufen und irgendwo reinschieben.«
    »Danke für den Rat.« Er gab ihr die Note, die sie in den Ausschnitt ihres engen T-Shirts steckte.
    Suko aber ging an ihr vorbei, und durchschritt die Einfahrt mit den schmutzigen Wänden, auf denen zahlreiche Möchtegernkünstler ihre Spuren hinterlassen hatten. Die Schmierereien waren zumeist obszön, die Sprüche ebenfalls, und auf dem Boden hockten diejenigen, die aussahen, als wären sie von der übrigen Welt vergessen worden.
    Sein Ziel war nicht zùverfehlen. Das Schaufenster von Lee Hammers Kerzenladen war als einziges beleuchtet. Bunte Kerzen steckten in irgendwelchen Haltern, und die Flammen umschmeichelten die Dochte.
    Zwischen den brennenden Kerzen lagen andere zu Bündeln zusammengefaßt. Farbige Schleifen hielten sie zusammen, und aus der offenstehenden Tür strömte ein Geruch von Wachs, vermischt mit anderen Ölen und auch Gewürzen.
    Suko benahm sich wie jeder mögliche Kunde, er warf einen Blick in das Schaufenster. Da er nicht wußte, ob er von innen beobachtet wurde, schaute er mit gerunzelter Stirn, dann wieder mit hochgezogenen Augenbrauen oder schob auch die Unterlippe vor, als könnte er sich nicht entscheiden, was er kaufen sollte.
    Schließlich hob er die Schultern und betrat den Laden, in dem es still war wie in einer Kirche und beinahe auch so roch.
    Zwei Schritte hinter dem Eingang blieb er stehen und schaute sich um. In dem Laden war es viel dunkler als im Schaufenster, trotzdem waren alle Regale und Konsolen wo all die Kerzen nach Größe, Farbe und unterschiedlichem Design lagen, noch zu erkennen.
    Und noch etwas erinnerte an eine Kirche.
    Es war die Musik, die aus den Lautsprechern drang. Ein moderner Choral, wie er sogar in die Hitparaden Einzug gehalten hatte.
    Wohl fühlte sich Suko in diesem Laden nicht. Aber eines unterschied ihn gravierend von dem Bunker, aus dem er letztendlich gekommen war. Hier roch es nicht nach Leiche oder Verwesung, sondern eben nur nach Kerzenwachs. Aber es gab keinen Verkäufer.
    Oder doch?
    Ein Mann erhob sich. Er hatte in einem so tiefen Schatten gesessen, daß er dem Inspektor nicht aufgefallen war. Nun aber sah er die Gestalt, die immer größer wurde, so daß Suko aus dem Staunen nicht mehr herauskam.
    Der spindeldürre Riese trat auf Suko zu. Unter den Füßen knarrten alte Dielenbretter. Dann knipste er eine kleine Leuchte an, die einen Platz an der Wand erhellte und ihren Schein in den Raum so weit hineinwarf, daß Suko sich den Mann näher anschauen konnte.
    Lang und mager. Dünn - schütteres Haar, ebenfalls lang. Es war nach hinten gekämmt und ließ den vorderen

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