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0917 - Das Totenfest

0917 - Das Totenfest

Titel: 0917 - Das Totenfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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oder eine zweite, eine unnormale.
    Eine magische oder gewaltsame Entführung. Traf die zweite Möglichkeit zu, so hatte sie keine Spuren hinterlassen, und Suko dachte auch an einen Riß im Gefüge der Dimensionen, denn alles lag irgendwo im Bereich des Möglichen.
    Sicherheitshalber leuchtete er noch einmal in die Lücke zwischen den aufgestapelten Kartons an der Wand. Dort lag sein Freund auch nicht. Er war und blieb verschwunden.
    Wer hatte ihn geholt?
    Suko schüttelte den Kopf, als er daran dachte. Er hätte auch gewartet, aber seine Spur führte ihn weg von hier in die Portobello Road, wo am Wochenende Londons größter Freiluft-Antiquitätenmarkt stattfand. Dort würde er auch Lee Hammers Kerzenladen finden.
    Er mußte hin!
    Und John?
    Es hat keinen Sinn. Suko wußte nicht, wo er sich aufhielt und wie er zu ihm kam.
    »Es tut mir leid«, sägte er, »aber du wirst dich schon selbst durchschlagen müssen…«
    Mit einem sehr unguten Gefühl und auch mit einem schlechten Gewissen versehen verließ er den Bunker…
    ***
    Ich war geblendet!
    Kerzen, wohin ich schaute. Große, kleine, dicke, dünne und so aufgestellt, daß sie das vor mir liegende terrassenförmige Gelände bedeckten. Sie standen dicht nebeneinander, jeder Docht wurde von einer gelblichen Flamme umtanzt, sonderte einen Geruch ab, der ziemlich ätzend war, mir aber noch genügend Luft zum Atmen ließ.
    Das sah mir nach einer Feier aus. Oder nach einem bestimmten Ritual, das diese mir unbekannte Frau durchführte.
    Ich stöhnte leise vor mich hin und wollte auch die Person aufmerksam machen, die meinen Laut gehört hatte und sich nun langsam zu mir umdrehte.
    Noch immer wirkten ihre Bewegungen unnatürlich schlafwandlerisch, wie bei einem Menschen, der unter der Kontrolle einer anderen Kraft steht. Sie schaute mich an, und ich wußte wieder nicht genau zu sagen, ob sie mich sah oder nicht.
    Ihr Blick war irgendwie gläsern. Zugleich nach innen gerichtet. So wie sie konnte auch eine Träumerin schauen.
    Man bekam als Beobachter schon ein schlechtes Gewissen, wenn man sie nur anblickte.
    Der Kerzenschein erreichte uns nicht.
    Er drang zumeist in die Höhe, und auch ich schaute nach oben, um sehen zu können, welches Ziel er dort anleuchtete.
    Es gab keines.
    Die Luft bestand aus dicken, trägen Nebelwolken, und so sah ich die zahlreichen Feuer nicht klar, sondern verschwommen.
    Ich wollte das Schweigen nicht noch länger fortführen und wandte mich deshalb an die ungewöhnliche Frau. »Kannst du reden?«
    Sie schaute mich an. Ihre Stirn bewegte sich. »Warum bist du mir gefolgt?«
    Na bitte, sie konnte. Ihre Stimme war weich, als wäre sie noch versunken. »Aus Neugierde.«
    »Nein…«
    »Doch. Ich wollte wissen, was mit den Kerzen geschieht, die ich in dem Bunker gefunden habe.«
    »Sie sind hier.«
    »Das sehe ich. Für wen hast du sie angezündet?«
    Diesmal änderte sich ihr Blick. Wahrscheinlich hatte ich genau das richtige Thema angesprochen.
    »Ich bereite ein Fest vor. Ich bin diejenige, die alles zurechtmacht. Es wird ein wunderschönes Fest werden. Ich habe es mir alles ausgerechnet.«
    »Aber doch nicht für dich«, sagte ich.
    »Nein, für einen anderen.« Sie hob den Arm und deutete mit der Hand vage gegen die aufgestellten Kerzen.
    Damit konnte ich nichts anfangen. Ich wollte und mußte mehr erfahren, doch nicht nur über die Umgebung oder die Kerzen, sondern auch über die Frau, die vor mir stand.
    »Feste sind immer wunderbar«, sagte ich. »Ich traue dir auch zu, ein derartiges Fest zu gestalten, aber darf ich fragen, wer du bist und warum du das tust?«
    »Ich bin Rhena.«
    »Ein außergewöhnlicher Name.«
    »Das stimmt.«
    »Und weiter?«
    »Das Fest ist nur für ihn. Ich werde ihn sehen, wenn alle Kerzen brennen.«
    »Ist er namenlos?«
    »Nein.«
    »Dann sag mir seinen Namen!« forderte ich Rhena auf, die allerdings den Kopf schüttelte.
    »Es ist unwürdig, schon jetzt über ihn zu sprechen. Das kann ich einfach nicht zulassen. Er ist viel größer und mächtiger als ich. Er ist einfach wunderbar.«
    »Wann kommt er?«
    »Du brauchst es nicht zu wissen. Er ist schon da. Er wartet nur auf seine Stunde…«
    Die Rätsel vermehrten sich, aber ich war nicht der Mann, der dies akzeptierte. Nur tat mir Rhena den Gefallen nicht. Sie existierte nach ihren Gesetzen, drehte sich von mir weg und setzte sich in Bewegung. Sie schritt hinein in den Hintergrund, in diesen graugrünlichen Nebel, der aussah, als würde er von Aschefahnen

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