0918 - Das Grab des Mächtigen
bin sicher, daß das Ende unmittelbar bevorsteht.
Inzwischen weiß ich, daß in Lorvorcs Grabmal geheimnisvolle Dinge passieren. Eines meiner Tochtersysteme wurde dort abgeschossen. Die Tochtersysteme sind meine organischen Ableger. Sie stecken in diesen Flugkörpern, damit sie sich besser bewegen und mir dienstbar sein können."
Er hat sie geboren! schoß es Rhodan durch den Kopf. Wahrscheinlich handelte es sich um eine überaus komplizierte Form von Zellteilung, zu der es im Verlauf der Metamorphose gekommen war. Cerveraux mußte natürliche Anlagen für eine derartige Veränderung besessen haben, sonst hätte er diese Entwicklung kaum durchgemacht. Rhodan konnte seine Blicke nicht von diesem phantastischen Wesen wenden.
„Meine Metamorphose scheint in einem Zusammenhang mit den Vorgängen in Lorvorcs Grab zu stehen", sagte Cerveraux: „Ich kann jedoch nicht sagen, was sich in Wirklichkeit abspielt. Vielleicht ist mein Ende gekommen."’ Rhodan war erschüttert. Er konnte in dieser Kreatur’ keinen Feind sehen, sondern nur ein bedauernswertes Geschöpf, das ihrer Hilfe bedurfte. Es war nicht erstaunlich, daß Cerveraux in seiner derzeitigen Verfassung Fehler begangen hatte.
„Unser Begleiter Ganerc-Callibso hat Lorvorcs Grabmal gefunden und versucht, dort einzudringen", berichtete Rhodan. „Im Augenblick haben wir keinen Kontakt zu ihm, aber wenn es wieder dazu kommt, kann er uns vielleicht Hinweise geben, was sich im Zentrum der Ruine abspielt."
„Ich weiß, wo euer Freund sich befindet", erwiderte der ehemalige Bauarbeiter. „Geurly, eines meiner Tochtersysteme, ist ihm gefolgt und hat ihn mit einer Kamera beobachtet. Auf einem der Bildschirme hinter mir könnt ihr das Grabmal sehen, wenn ihr näher tretet. Geurly befindet sich noch in der Nähe und wartet ab, ob der kleine Raumfahrer wieder herauskommt."
Cerveraux’ Stimme war immer schwächer geworden, aber der Translator war dafür geschaffen, auch Töne im ultrahohen Bereich zu empfangen, so daß ihm die Übersetzung keine Probleme bereitete.
„Er scheint starke Schmerzen zu haben", stellte Atlan fest. „Fast könnte man annehmen, daß sich im Innern seines Körpers etwas bewegt. Die äußere Hülle sieht aus, als wollte sie jeden Augenblick zerplatzen."
„Wie können wir ihm helfen?" fragte Rhodan ratlos. Er schaltete den Translator um und berichtete Pankha-Skrin, was Cerveraux erzählt hatte. „Hast du eine Vorstellung davon, wie wir ihm helfen könnten?"
„Nein", bedauerte der Loower. „Wir wissen nichts über ihn.. Sein, Schicksal wird sich vollziehen - so oder so."
„Rhodan war kein Mann, der sich eine solch fatalistische Einstellung zu eigen machte, aber er wußte auch, daß der Wille zu helfen allein nicht genügte. Sie besaßen einfach nicht genügend Informationen, um irgend etwas für den Fremden tun zu können.
„Es sieht so aus, als wären wir gerade im erstscheidenden Augenblick aufgetaucht", sagte Atlan.
Rhodan beobachtete die Tochtersysteme, die ihre „Mutter" nun unruhig umkreisten. Auch sie schienen nicht zu wissen, was sie tun sollten. Rhodan wandte sich den Bildschirmen zu, von denen Cerveraux gesprochen hatte. Auf einem davon sah er einen guterhaltenen Sektor im Innern der zerstörten Burg. Dort befand sich wahrscheinlich der Zeitlose. Vielleicht wußte er, Wie man Cerveraux helfen konnte’. Doch um das zu erfahren, hätte man Funkverbindung mit Ganerc-Callibso aufnehmen müssen, und das war im Augenblick nicht möglich.
Cerveraux stiß einen klagenden Laut aus. Ohne ihn zu verstehen, spürte Rhodan, daß es sich um den Ausdruck höchster Qual und panikartiger Angst handelte.
Eine Stelle in Cerveraux’ unförmigem Körper wölbte sich nach außen. Die Haut, die hart und verkrustet aussah, war jetzt zum Zerreißen gespannt.
„Entsetzlich", murmelte Atlan und wandte sich ab. „Es sieht aus, als wollte er irgend etwas hervorwürgen."
„Ich glaube, dieses Wesen stirbt", sagte der Quellmeister der Loower.
*
Während er langsam hinter Merric herflog und auf diese Weise gemeinsam mit dem Chefroboter die Halle durchquerte, kam Ganerc-Callibso eine Idee, wie er Informationen erhalten konnte, ohne dabei seine wahre Identität zu verraten.
„Warte!" befahl er der Maschine. „Wie du dir sicher vorstellen kannst, bereitet mir dieser Körper einige Schwierigkeiten."
„Das haben wir vorausgesehen", gab Merric zurück. „Es ist geradezu ein Wunder, daß du ihn schon so gut beherrschst. Wir haben
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