0918 - Höllen-Engel
allein, daß es gelang, diesen Amokfahrer zu stoppen, bevor er noch mehr Unheil anrichten konnte.
Ich sah ihn und schaute dabei auf seinen Rücken. Er war nicht schnell gefahren, sondern noch langsamer als im Schrittempo. Und rechts von ihm öffneten sich die Gassen, wo sich die Lebensmittel-und Feinkostgeschäfte befanden.
In dieser ersten Gasse schoß er hinein.
Seine Waffe spie Tod und Verderben. Er lachte dabei. Er mußte trotz seines Helms die Schreie der Menschen hören, und möglicherweise ergötzte er sich daran.
Dann fuhr er schneller.
Ich hetzte hinter ihm her, und ich war tatsächlich versucht, ihn rücklings von seiner Maschine zu schießen.
Nur widerstrebte mir das, aber es gibt einfach auch Grenzen, die ein Mensch irgendwann erreicht hat. Da muß er dann seine Vorsätze über Bord werfen.
Wieder schoß der andere.
Er jagte die Garben nicht nur in die nächste Gasse hinein, er bewegte die Waffe auch in seinen Händen, um ihr eine genügend große Streuwirkung zu verleihen.
Die Schreie der Menschen allein reichte ihm nicht aus. Er wollte noch eine andere Musik hören, und deshalb feuerte er auch auf die großen Scheiben.
Die Kugeln zertrümmerten sie. Das Krachen war kaum zu beschreiben. Es regnete Splitter. Gefahr für Leib und Leben der Verkäuferinnen.
Der Lärm war nicht zu beschreiben, und er peitschte den Killer noch weiter hoch.
Wieder gab er Gas.
Aber auch ich hatte aufgeholt. Ich wußte nicht, ob er mich, den Verfolger, sah. Er hätte ja nur in den Rückspiegel zu schauen brauchen.
Verdammt noch mal, ich mußte jetzt etwas tun. Und wenn ich ihm in den Rücken schoß. Dabei lag die Chance, eine Kugel in seine Schulter zu setzen, ziemlich hoch, da er sich nicht sehr schnell bewegte.
Die Höhe des ersten Treppenaufgangs hatte er erreicht. Am Lift war er schon vorbeigefahren, und der Teufel selbst schien ihm in diesem Moment mit einer Eingebung beglückt zu haben, denn er drehte sich plötzlich auf dem Motorrad hockend um und fuhr gleichzeitig nach rechts.
Dann sah er mich.
Er sah meine Waffe.
Und er riß seine eigene hoch, um auf mich anzulegen.
Genau in diesem Augenblick griff ein anderer ein!
***
Suko war wie ein Irrwisch die Treppe hinuntergejagt. Dann aber mußte er stoppen, wenn er nicht eben Selbstmord begehen wollte.
Der Hundesohn hatte auf nichts Rücksicht genommen. Nicht auf Menschen und auch nicht auf Material. Er feuerte aus seiner Waffe, als könnte er sie nie leerschießen.
Suko lief weiter und duckte sich.
Über seinen Rücken rann ein Schauder. Er hielt sich jetzt an der rechten Seite der Treppe auf, in einem noch höheren Niveau als der Fahrer.
Das Geländer befand sich direkt neben ihm, und es diente ihm als Stütze.
Eingreifen oder nicht?
Noch wartete er, denn er hatte gesehen, daß sein Freund John Sinclair dem Killer auf den Fersen war. Geduckt lief der Geisterjäger näher an den Amokschützen heran, der ihn noch nicht gesehen hatte und nach einer Aktion weiterfuhr, wobei er in einer Gasse Tod und Verderben hinterlassen hatte.
Wenn Suko und John zugleich losliefen, würden sie sich am Fuß der Treppe treffen.
Aber Sinclair rannte nicht weiter.
Er war stehengeblieben und hielt die Waffe so, daß sie auf den Rücken des Schützen zeigte.
Suko wußte, was sich da anbahnte. Er merkte auch, wie sich die eigene Haut auf seinem Rücken spannte, drehte selbst die Waffe nach links und mußte mit ansehen, wie der Fahrer plötzlich nach rechts abbog. Er wollte nicht in eine Gasse hineinfahren, sondern in einen Kreis. Wahrscheinlich hatte er seinen Verfolger gesehen, und er legte auch auf John an.
Da griff Suko ein.
Er war ein Kämpfer, durchtrainiert bis in den letzten Muskel. An der Kante einer Treppe stützte er sich ab, und der plötzliche Stoß brachte ihn in einem Hechtsprung bis an den Fahrer heran.
Der Schütze sah ihn zu spät, da sein Sichtbereich durch den Helm begrenzt war.
Er wollte seine Waffe noch herumreißen, das war nicht mehr möglich. Ungemein wuchtig prallte Suko gegen ihn, und diesen Stoß konnte der Kerl nicht mehr ausgleichen.
Der Anprall riß ihn aus dem Sattel. Er flog zurück und prallte zu Boden. Suko lag auf ihm, und beide rutschten, noch ineinander verkrallt, über die glatte Steinfläche hinweg, so schnell und kräftig, daß sie beinahe noch durch die zerstörte Fensterscheibe in einer Auslage gelandet wären.
Sie kämpften.
Suko wollte zuschlagen.
Der andere riß sein Bein hoch. An seine Waffe dachte er im Augenblick
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