0919 - Die Rache
Hosengürtel gehakt. Sein Lächeln war breit, die Augen schimmerten wieder. Er starrte auf die Nackte nieder und suchte ihren Körper ab, was Ludmilla abermals als beschämend empfand. Sie konnte die Augen nicht mehr offenhalten und schloß sie lieber.
Susa lachte. Dann beugte er sich vor und entfernte mit einem Ruck der. Klebestreifen vom Mund der Frau. Ludmilla zuckte zusammen.
Sie spürte auf den Lippen und um sie herum die Schmerzen und auch das Blut.
Susa warf den Streifen zu Boden. »Was ist?« flüsterte er. »Willst du mich nicht anschauen?«
Ludmillas Gesicht spiegelte die Qualen. Auch in ihrer Stimme lag ein quälender Klang. Nur mühsam konnte sie sprechen. Sie bat um einen Schluck Wasser. Sie kam sich dabei wie eine Bettlerin vor, aber der Durst machte sie fast verrückt.
»Wasser willst du?«
»Bitte.«
Susa lachte. »Du kannst ja betteln, kleine Russin. Das ist gut, das mußt du auch können. Du wirst bald noch viel mehr betteln, denn du wirst dich nach uns zurücksehnen, wenn du einmal im Club bist und deine Kunden bedienen mußt. Auf so etwas wie dich haben sie gewartet, denn ihnen fehlt noch eine Blonde. Immer Asiatinnen zu haben, ist auch nicht gut. Du wirst ein Star.«
»Wasser…«
»Gib ihr was!« befahl Chicon, der noch immer am Fenster stand.
»Sie muß sich erholen.«
»Ja, schon gut.« Susa drehte sich um und ging auf den Kühlschrank zu. Der war mit Getränken gefüllt. Susa riß eine Wasserdose auf und trat lachend an Ludmillas Bett. Dann drehte er die Dose einfach um. Der Strahl schoß aus der Öffnung und klatschte ihr ins Gesicht. Sie hatte den Mund aufreißen müssen, um wenigstens einen Teil der kalten Flüssigkeit zu schlucken, der für sie eine Wohltat war.
»Gut?«
»Ja.«
Die Dose war noch zur Hälfte gefüllt, als Susa sie abstellte. Aber er tat Ludmilla endlich den Gefallen und befreite sie von ihren Handschellen.
Die Arme der Frau sanken nach unten und blieben wie zwei Stöcke auf dem Bett liegen.
»Alles okay?«
Sie sprach nicht.
»Gib ihr die Dose.«
Susa gehorchte. Chicon war hier der Boß. Er war der Kräftigere der beiden und ebenso gemein und gnadenlos wie Susa. Die kalte Dose klemmte Ludmilla zwischen ihre Handflächen. Die Arme schmerzten in den Schultergelenken. Sie preßte die Metalldose gegen ihre blutenden Lippen, ignorierte den Schmerz und trank. Es war wie ein Quell für sie, von dem sie hoffte, daß er nie versiegen würde. Bis auf den letzten Tropfen leerte sie die Dose. Sie hätte nie gedacht, welche Kraft ihr Wasser zurückgeben konnte. Sie fühlte sich nicht mehr so fertig und elend, aber die Angst war geblieben.
Beide hatten ihr Schreckliches angedroht, und sie wußte auch, daß das nicht nur Gerede war. Was diese beiden Männer sich einmal in den Kopf gesetzt hatten, führten sie auch durch.
Susa hatte sich zurückgezogen. Er öffnete das Fenster. Sofort wehte ein anderer Luftzug durch den Raum, und die Außengeräusche schallten an der Hauswand entlang in den Raum. Kinder schrien, Hunde bellten, und selbst aus dem nahen Dschungel waren schrille und für Ludmilla fremde Geräusche zu hören.
Schlechter konnte die Luft im Raum nicht werden, nur besser, aber das bekam sie kaum mit. Auch nicht Susas Warnung, der ihr erklärte, daß Schreien keinen Sinn hatte. Nicht hier, nicht in diesem Haus, wo jeder den Nachbarn nicht leiden konnte und ihm die Pest an den Hals wünschte.
Ludmilla war noch immer nackt. Ihre Kleidung hatten die Kerle sicherlich irgendwo weggeworfen. Dafür hatten sie neue mitgebracht.
Chicon hatte sich gebückt und zog sie aus der Tüte hervor. Dann warf er sie auf das Bett, wo auch Ludmilla saß. »Das wirst du gleich anziehen!« erklärte er.
Die Russin war für einen Moment durcheinander. »Ich? Aber was soll ich…«
»Anziehen!« schrie Susa sie an. »Wir können dich nicht nackt zu unseren Freunden bringen.«
»Freunden?« flüsterte sie. »Welchen Freunden?«
»Das wirst du schon sehen.«
»Es ist ein Bordell, nicht?«
Beide Männer lachten. »Sehr vornehm ausgedrückt«, prustete Susa schließlich los. »Aber jetzt kommen wir zur Sache. Du kannst dich duschen, bevor du dich anziehst. Dann sehen wir weiter.«
Ludmilla wartete noch einen Moment, bevor sie sich erhob. Sie tat es langsam, und sie schaute sich dabei um, wie jemand, der eine Umgebung zum erstenmal sieht. Das Fenster stand noch offen. Es durchzuckte sie der Gedanke, hinzulaufen und sich nach draußen zu stürzen. Darauf schienen die beiden Kerle
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