0919 - Die Rache
sie in den letzten Tagen noch nicht aus dem Boden gewachsen. Und er sah auch mehrere von ihnen, die sich aus dem Staub gedrückt hatten.
Komisch…
Beide gingen weiter. Die Luft war heute besonders widerlich. Sie roch sauer, und es gab auch keinen Wind, der etwas Frische gebracht hätte.
Beide betraten zugleich das Haus. Bevor sie die Treppen hochgingen, fluchten sie. Ihre Laune war entsprechend tief gesunken. Wer ihnen im Weg saß, der sah zu, daß er zur Seite kam, um nur nicht mit einem Tritt weggeschleudert zu werden. Da kannten Susa und Chicon kein Pardon.
Endlich hatten sie es geschafft und ihre Etage erreicht. Sie gingen den Gang entlang. Susa holte den Schlüssel hervor. Ihre Tür war nicht nur verstärkt, sondern zusätzlich noch mit einem Sicherheitsschloß ausgestattet worden, denn kein Nachbar sollte hineingelangen.
Susa schloß auch auf. Er grinste dabei und freute sich schon auf die blonde Russin. Er würde sich noch einmal mit ihr beschäftigen, wollte es sagen, als er den Luftzug spürte, der über sein Gesicht strich. Susa blieb stehen.
»Was ist?«
»Scheiße«, sagte er.
Chicon konnte nichts sehen, weil Susa ihm den Weg verbaute, plötzlich aber aufschrie und in den Raum hineinrannte. Er schien dabei in Flammen zu stehen, er tobte, rannte zum Fenster, schaute hinaus, sah aber unten keinen Körper liegen, wirbelte wieder herum und blieb mit dem Rücken zum offenen Fenster hin stehen.
Chicon hatte das Zimmer inzwischen betreten. Er sah das leere Bett, das offene Fenster, und sein Fluch war furchtbar. »Die Blonde hat sicn aus dem Fenster geworfen!« hauchte er.
Susa schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht, verdammt! Das muß nicht sein.«
»Wieso?«
»Da unten liegt sie nicht.«
»Man hat sie schon weggeschafft.«
»Nein!« keuchte Susa. »So geht das nicht. Wäre es der Fall gewesen, hätte man uns etwas gesagt. Du weißt doch, wie die Leute hier sind. Neuigkeiten sprechen sich rasch herum.«
»Ja, da kannst du recht haben.« Chicon hob die Schultern. »Und was machen wir jetzt?«
Susa spie kurzerhand auf den Boden. »Ich weiß es nicht so genau, aber ich denke, daß wir uns das Vögelchen zurückholen sollten.«
»Es hat sich versteckt.«
»Tatsächlich?«
»Ja.«
»Wo?« flüsterte Susa.
»Draußen…«
»Oder im Haus?«
»Kann auch sein.«
Beide schauten sich an und waren sich einig. »Man zittert vor uns«, flüsterte Susa. »Es mußt doch mit dem Teufel zugehen, wenn keiner dieser Idioten hier etwas gesehen hat. Wir werden einige fragen, und wir werden Antworten kriegen.« Er zog blitzschnell ein Messer hervor und ließ die Klinge aus dem Griff schnellen. »Wer nicht freiwillig reden will, den kitzeln wir an der Kehle.«
»Okay, dann laß uns beginnen!«
Mit Wut und Haß im Bauch verließen sie die Wohnung. Sie knallten die Tür wieder zu, blieben im Flur stehen und schauten sich um.
Es war niemand da, den sie hätten fragen können. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als im Treppenhaus zu suchen.
Sie fanden zwei Frauen, die erschraken, als die Kerle auf sie zukamen.
Susa übernahm die Befragung. So sehr er sich auch anstrengte, die Frauen wußten nichts.
Er drohte ihnen Schlimmes an, wenn sich herausstellte, daß sie gelogen hatten, dann gingen sie weiter.
Auch als sie die dritte Etage erreicht hatten, waren sie nicht schlauer geworden. Auf der folgenden Treppe sahen sie einen struppigen Mann hocken, der vor sich hinbrabbelte, über Gott und die Welt fluchte, aber nicht betrunken zu sein schien.
Chicon trat ihm mit dem Fuß gegen die Schulter. Der Mann zuckte zusammen und hatte Mühe, sich zu halten.
»He, jetzt rede ich mit dir!«
Der Struppige drehte den Kopf und fragte mit müder Stimme:
»Was ist denn los?«
»Wir haben ein Problem, Amigo, und du wirst uns dabei helfen. Da sind wir sicher.«
»Was denn?«
»Es geht um eine Blonde.«
»Und?«
Chicon beugte sich vor. Er und sein Freund hielten ihre Messer in den Händen. »Die Kleine sah verdammt gut aus, und sie hat hier auch nicht gewohnt. Aber es kann sein, daß sie den Weg hier durch das Treppenhaus genommen hat. Wenn ja, dann hast du sie bestimmt gesehen – oder?«
Der Struppige hob die Schultern.
»Ja oder nein?«
»Glaube schon.«
»Ach ja?« Chicon drehte sein Messer. Die Klinge berührte den Faltenhals des Mannes. »Glauben hilft uns nichts. Du mußt es wissen, Amigo. Und wenn du es nicht mehr weißt, können die Köter bald hier im Treppenhaus dein Blut auflecken.«
Der
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