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0919 - Die Rache

0919 - Die Rache

Titel: 0919 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nur gewartet zu haben.
    Lässig und locker standen sie da, aber sie hätten die Flüchtende sicherlich sofort abgefangen.
    Das stellte auch Ludmilla fest, und sie ließ ihr Vorhaben bleiben.
    Sie ging statt dessen auf die zweite Tür zu und zog sie auf. »Laß sie offen!« befahl Chicon.
    »Warum?«
    »Wir wollen dich unter Kontrolle haben, Ludmilla.«
    »Ja, es ist gut.« Sollten sie doch schauen. Sie glotzten ihr nichts weg. Wer die Hölle der Scham hinter sich hatte, den konnte so leicht nichts mehr erschüttern.
    Sie drehte das Wasser an. Es war wie in ihrer Heimat. Der Druck ließ zu wünschen übrig, trotzdem genoß die Frau das lauwarme Wasser, und sie war auch froh über die Seife, mit der sie sich reinigen konnte..
    Chicon und sein Kumpan waren in dem anderen Raum zurückgeblieben. Nur hin und wieder warfen sie einen Blick durch die offene Tür. Ansonsten waren sie damit beschäftigt, Bier zu trinken und stinkende Zigaretten zu qualmen.
    Ludmilla ließ sich Zeit. Sie tat es nicht mal bewußt. Das Wasser floß einfach nicht stark genug, und wenn sie nach unten schaute, wo es sich mit dem Schaum vermengt hatte und die Füße umgurgelte, da sah sie auch den Rost in der Duschwanne, der aussah wie eingetrocknetes Blut.
    Blut!
    Plötzlich schauderte ihr bei diesem Gedanken. Sie dachte daran, daß auch ihr Blut fließen würde, wenn sie nicht parierte. Vor ihr lag eine gnadenlose Zeit der Erniedrigung, und nicht mal mit größter Phantasie konnte sie sich vorstellen, was sie alles durchmachen mußte. Sie hatte viel darüber gelesen, denn in Moskau gab es jetzt auch ausländische Zeitungen zu kaufen, und sehr oft beschäftigten sich Artikel mit Menschenhandel und Prostitution. Ludmilla hatte die Geschöpfe immer wieder bedauert. Daß ihr einmal so etwas widerfahren würde, daran hätte sie nie im Leben gedacht, und sie wollte darüber auch nicht weiter nachdenken. Sie würde in das kalte Wasser hineinspringen, nichts anderes blieb ihr übrig.
    »Beeil dich!«
    Susas scharfe Stimme drang an ihre Ohren. Die beiden hatten es eilig, sie in das Bordell zu schleppen, und sie würden tatsächlich Geld für sie kassieren.
    Ludmilla drehte die Dusche ab. Ein Handtuch lag auch bereit. Es war rauh wie altes Papier. Sie trocknete sich ab und betrat nackt das andere Zimmer. Aus den nassen Haaren rann noch Wasser. Einen Haartrockner gab es nicht, die Haare mußten so trocknen.
    Wieder wurde sie angeglotzt, und Susa gab wieder seinen Kommentar ab, wobei er grinste. »Jetzt riechst du besser, Süße. Na ja, du wirst dich noch an die Gerüche gewöhnen.« Er lachte und warf ihr die Kleidung zu, die Ludmilla auffing.
    Einen dünnen Slip, den sie kaum auf der Haut spürte. Ein weißes T-Shirt, das sehr eng saß, eine dünne Hose mit weit geschnittenen Beinen.
    Es paßte ihr. Sie zog es an, und ihre Hände zitterten dabei. Die eigenen Schuhe streifte sie zuletzt über. Es waren an der Hacke geschlossene Sandalen.
    »Ja, so kann man dich mitnehmen«, stellte Chicon fest. »Aber wir haben noch Zeit.«
    »Wann denn?«
    »Bei Einbruch der Dunkelheit fahren wir los. So lange mußt du es noch aushalten.«
    »Und wo?«
    »Hier natürlich.«
    »Mit euch?«
    Die beiden schauten sich an. Susa grinste. »Was sollte die Frage? Weißt du es, Chicon?«
    »Nein, aber sie wird es uns sagen.«
    »Nur so!« flüsterte Ludmilla. »Ich habe wirklich nur so gefragt. Es steckte nichts dahinter.«
    »Das ist gut.« Chicon ging zum Fenster und schloß es. Er drehte ihm den Rücken zu und sprach zu Ludmilla. »Wenn du hier rausspringst, überlebst du es nicht. Versuchs besser nicht.«
    »Keine Sorge, ich bleibe hier.«
    »Das ist auch besser.«
    Beide verließen den Raum. Sie zerrten die Tür zu und schlossen sie ab. Ludmilla blieb allein zurück, und ihre Tränen flossen wie Bachwasser aus den Augen…
    ***
    Die Russin wußte nicht, wie lange sie auf dem Bett gehockt und dabei geweint hatte. Irgendwann war sie aufgestanden und an das Fenster getreten. Sie hatte einfach sehen müssen, ob es stimmte, was man ihr gesagt hatte, und sie schaute hinaus, ohne es zu öffnen.
    Ja, es stimmte. Sie befand sich in einer der oberen Etagen. Mindestens sechs oder sieben Stockwerke hoch. Ihr Blick glitt hin zu den Kronen der Bäume, die dicht an dicht standen, so daß sie einen regelrechten Dschungel bildeten. Einen tropischen Regenwald, der sich ausbreiten würde, um irgendwann auch dieses Gebäude zu verschlingen, denn er war eigentlich schon ziemlich nahe gekommen, wie

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