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0919 - Die Rache

0919 - Die Rache

Titel: 0919 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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laut aufgelacht, denn aus der Hauswand war die Hilfe hervorgewachsen. Ein Gebüsch, die dehnbaren Zweige, die sie an starke Taue erinnerten, und plötzlich wußte sie, daß dieses Phänomen sie gerettet hatte.
    Aus der Hauswand hatte sich die Natur hervorgedrückt und sie sicher abgefangen.
    Sie schaukelte in der Luft. Jetzt konnte sie auch erkennen, daß sie von mehreren Armen umfangen worden war. Zu begreifen war das für Ludmilla nicht. Sie nahm es nur hin, und der wilde Moment der Freude wollte einfach nicht aufhören. Er war wie eine Flamme in ihr hochgepeitscht, und auch als sich Ludmilla in eine andere Position drehte, was diese Rettungsarme tatsächlich zuließen, bekam sie keine Schwierigkeiten. Alles klappte wie am berühmten Schnürchen.
    Niemand stellte ihr hier ein Hindernis in den Weg.
    Als sie sich gedreht hatte, da sah sie nicht weit von ihr entfernt eine schmutzige Fensterscheibe. So nahe daß sie nur die Arme auszustrecken brauchte, um sie anzufassen. Aber das Fenster war geschlossen. Um in die Wohnung zu gelangen, hätte sie es schon einschlagen müssen, was sie mit bloßen Händen kaum schaffen konnte.
    Was tun?
    Sie lag vor der Hauswand und konnte nicht anders, als laut zu lachen. Ein wildes Gelächter drang aus ihrem Mund, und jeder hätte es eigentlich hören müssen. Ihr Gesicht war verzerrt, der Schweiß klebte daran fest. Endlich begriff Ludmilla, daß ihr Leben zumindest vorläufig gerettet war.
    Aber wie ging es weiter? Sie konnte hier nicht ewig und alle Zeiten vor der Hauswand in einem Geflecht von Lianen hängenbleiben. Da mußte doch etwas geschehen.
    Es passierte auch was.
    Die Scheibe bewegte sich. Sie wurde nicht eingeschlagen, denn jemand zog das Fenster von innen auf. Ein erstauntes Männergesicht starrte Ludmilla an, und die Frau glaubte, es vor kurzem schon gesehen zu haben, und zwar unter ihr im Hof.
    Der Mann atmete heftig. Sein Atem keuchte ihr entgegen. Er hatte Mühe, ihr etwas zu sagen, aber Ludmilla mußte ihm einfach vertrauen, und sie freute sich, als er ihr die Arme entgegenstreckte.
    »Ich helfe dir! Bleib ruhig, bleib ganz ruhig…«
    Ludmilla konnte nicht mehr. Die Spannung löste sich in ihr, und sie fing an zu weinen…
    ***
    Der Pfarrer hatte uns in sein Haus geführt, und wir befanden uns in einem Raum, in dem es nicht nur stickig war, obwohl zwei Fenster offenstanden, es war auch mit allerlei Kisten vollgestellt worden, so daß die wenigen Einrichtungsgegenstände beinahe verschwanden.
    Der Schreibtisch des Geistlichen stand allerdings frei.
    Oliveiro hatte etwas zu trinken geholt. Wasser schäumte in den Bechern, und der Pfarrer schaute gedankenverloren darauf. Sein Gesicht zeigte einen angespannten Eindruck, der Staub des nahen Friedhofs klebte noch an seiner Kleidung, und die ersten Fragen hatten wir ihm schon beantwortet. So wußte er mittlerweile, wie wir gerade auf ihn gekommen waren.
    »Und warum ausgerechnet auf mich?« fragte er.
    Bill antwortete und lächelte dabei. »Weil Sie mit den Dingen hier in der Umgebung vertraut sind, sagte man uns.«
    Oliveiro wiegte den Kopf. »Es kommt darauf an, was Sie damit meinen.«
    »Das ist nicht einfach zu sagen«, gab Bill zu.
    »Versuchen Sie es.«
    Der Reporter dachte nach, während ich mich auf Oliveiro konzentrierte und der Meinung war, daß er genau wußte, welches Thema wir anschneiden würden. Das Auftreten dieses rätselhaften Wesens mußte einen Grund gehabt haben, der tief in dieser Umgebung verborgen lag.
    Bill war ehrlich. Er legte dem Pfarrer dar, was ihm und dem Hausmeister widerfahren war, und der Geistliche hörte ruhig und konzentriert zu. Er unterbrach meinen Freund mit keiner Frage. Sein Blick war dabei auf die eigenen Hände gerichtet, deren Fingerkuppen sich berührten.
    Er zeigte auch keine Verwunderung, als er hörte, welch einen weiten Weg ich hinter mir hatte, und als Bill seinen Bericht beendet hatte, da lächelte er. Seine Antwort allerdings ließ auf sich warten, was Bill gar nicht so gefiel, denn er sagte plötzlich: »Was ist denn Ihre Meinung, Senor Oliveiro?«
    »Was denken Sie denn?«
    »Keine Ahnung.«
    »Soll ich Sie auslachen?«
    »Das liegt an Ihnen.«
    »Richtig, Senor Conolly, sehr richtig. Aber ich werde Sie nicht auslachen.«
    »Heißt das, daß Sie mit uns einer Meinung sind?«
    Oliveiro nickte bedächtig. »Ja, das heißt es. Ich bin mit Ihnen einer Meinung. Und wenn Sie von einem weiblichen Wesen mit einem verzerrten Kopf oder Gesicht gesprochen haben, dann darf ich

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