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0919 - Die Rache

0919 - Die Rache

Titel: 0919 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ja nicht. Sie machten weiter mit ihren Rodungen. Auf nichts nahm man Rücksicht, selbst auf Menschenleben nicht.«
    »Gab es denn Tote?« fragte Bill.
    »Sicher, es gab Tote. Wie nennt man das, wenn Menschen bei irgendwelchen Bauvorhaben ihr Leben Verlieren? Unglücksfälle. Man spricht von Unglücksfällen, und bei dieser Arbeit hat es drei Unglücksfälle gegeben.«
    »Moment mal!« mischte ich mich ein. »Das wissen Sie nicht genau?«
    »Richtig. Die Menschen wurden vermißt. Wie im Krieg. Als sie nicht mehr zurückkehrten, galten sie als vermißt. Bei den Rodungen ist vieles passiert, und man hat vieles unter den Teppich gekehrt, von allen Dingen die drei Toten.«
    »Die aber gar nicht so sind«, meinte ich.
    Der Pfarrer schaute mich mit gerunzelter Stirn an. »Das haben Sie gesagt, und Sie haben sicherlich noch einen Schritt weitergedacht, nehme ich an.«
    »Ja, an die drei Rückkehrer.«
    »Genau.«
    »Sind es die drei Vermißten?«
    Oliveiro hob die Schultern. »Ich habe die drei Vermißten nicht gekannt, wirklich nicht. Ich muß mich da auf die Aussagen anderer verlassen, aber ich glaube fest daran, daß diese Toten gar nicht so tot sind, wie man angenommen hat. Daß sie zurückkehrten, um sich zu rächen. Sie sind die Rache, Senores.« Er legte eine Pause ein, um unsere Reaktionen abzuwarten.
    Bill und ich schauten uns an. Während mein Freund nickte, legte ich die Stirn in Falten und sagte dann: »Die Rache?«
    »So sehe ich es.«
    »Das ist akzeptiert.«
    »Oh.« Oliveiro wunderte sich. »Auch von Ihnen, Senor Conolly?«
    »Ebenfalls«, erwiderte Bill lächelnd. »Ich muß es akzeptieren, denn John ist der Fachmann.«
    »Und weiter, Senor Sinclair?«
    »Wenn wir davon ausgehen, daß alles stimmt, was Sie erwähnt haben, dann bleibt trotzdem noch eine wesentliche Frage offen.«
    Oliveiros Augen blitzten. »Welche?«
    »Alles hat seinen Grund, sein Motiv. Nichts geschieht einfach nur so. Daß diese drei Toten auf ihre Weise zurückgekehrt sind, das kann ich unterstreichen. Aber was ist das wirkliche Motiv? Wo liegt es? Wer hat sie zu dem gemacht, was sie jetzt sind?«
    Oliveiro schaute mich an. »Darüber habe ich nicht nachgedacht, Senor Sinclair.«
    »Das sollten Sie aber.«
    »Ja, Sie haben recht. In ihrer Lage kann ich das auch verstehen, aber ich befinde mich in einer anderen. Ich bin derjenige, der versucht, so etwas wie eine Insel des Lichts in dieser Schattenwelt zu bilden. Das hört sich vielleicht übertrieben an, aber es stimmt letztendlich. Nur muß ich leider zugeben, daß diese Insel nicht sehr hell strahlt oder leuchtet. Ich habe alles versucht, aber die Dunkelheit um mich herum ist einfach stärker. Ich denke daran, einen Kompromiß zu finden. Die Menschen sollen letztendlich nicht den Glauben an Gott verlieren, aber es ist schwer, Senores, so verflucht schwer, und ich komme damit nicht zurecht. Die Menschen hier in Manila sind dem Taufschein nach zwar katholisch, aber es ist nicht der Katholizismus, den Sie aus Europa kennen. Hier verwischen sich Glaube und Aberglaube, so daß ich hier einen Tanz auf dem Drahtseil als Geistlicher durchführe, denn ich muß beides miteinander verbinden. Ich kann ihnen die alten Götter nicht nehmen, den alten Zauber, den sie kennen, das ist einfach nicht möglich, und so läuft beides nebeneinander her. Jetzt komme ich wieder auf Ihr Motiv zurück, Senor Sinclair. Kann es in diesem Aberglauben liegen?«
    »Auch.«
    »Und weiter?«
    »Sie haben von der Rache der Natur gesprochen…«
    Oliveiro nickte und schaute mich starr an. Er ahnte, daß er möglicherweise etwas Neues erfuhr, und den Gefallen tat ich ihm auch.
    »Die Rache der Natur oder die Rache der Naturgötter, das können wir zunächst einmal festhalten. Es gibt sie, ich weiß es. Bill Conolly weiß es auch, denn wir haben uns nicht erst einmal mit ihnen auseinandersetzen müssen. Naturgötter oder Naturdämonen. Ich will da keine Grenze ziehen, weil sie fließend ist, aber sie haben nicht so unrecht. Die Natur läßt sich nicht alles gefallen. Irgendwo ist Schluß. Ob sich das nun in gewaltigen Tornados äußert, in Flutwellen, in Erdbeben, in Erdrutschen, das ist egal, und das ist auch nur die eine, die natürliche Seite. Aber es gibt noch eine zweite, eine metaphysische, und ich denke, daß wir es hier in diesem Fall auch damit zu tun haben.«
    »Rache der Dämonen?«
    »Oder eines Dämons.«
    Der Pfarrer lehnte sich zurück. Er war still geworden, und deshalb hörten wir das Knarren des Holzes. Er

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