0919 - Duell mit einem Roboter
davon überzeugt, daß Laire das ganz bestimmt nicht wollte. Sie wußte, daß er sich bedroht fühlte und daß er die Verteidigungsmaßnahme getroffen hatte, weil er sie als unabdingbar notwendig ansah.
Quohlfahrt erhob sich.
„Ich dachte mir, daß du an dieser Information interessiert bist", sagte er. „Wie wär’s mit einem Schluck Wein? Ich habe heute meinen großzügigen Tag."
„Danke", erwiderte sie. „Vielleicht morgen."
Sie stand ebenfalls auf, nickte ihm zu und ging davon. Sie wunderte sich über sich selbst, daß sie auf sein Angebot nicht einging. Vor einigen Tagen noch hätte sie sich darüber gefreut, jetzt war es ihr nahezu gleichgültig.
Wiederum irrte sie für mehr als eine Stunde durch das Raumschiff. Während dieser Zeit überlegte sie und versuchte, dem Geheimnis des Roboters Laire auf die Spur zu kommen.
Laire reagierte nicht so, wie es von einem Roboter zu erwarten war. Ein Roboter war keine eigenständige Intelligenz, sondern konnte nur das tun, was ihm einprogrammiert worden war. Das jedenfalls war eines der Grundgesetze der Robotologie.
Hatten die unbekannten Erbauer Laires ihm aber einprogrammiert, über Jahrhunderttausende hinweg ein ganzes Sternenvolk zu manipulieren und es nach dem gestohlenen linken Auge suchen zu lassen? Zweifellos nicht, denn die Erbauer konnten nicht wissen, daß ein solches Ereignis eintreten würde. Sie konnten nicht wissen, unter welchen Umständen Laire sein linkes Auge verlieren würde, mit dem er sich jenseits der Materiequelle orientieren konnte. Sie konnten nicht vorhersehen, welche Hilfsmittel Laire zur Verfügung stehen und wie die Wynger reagieren würden.
Laire hatte das Volk der Wynger mit bemerkenswerter Phantasie manipuliert, sich zu einem gottgleichen Wesen über die Wynger erhoben und eine Zivilisation von besonderer Art aufgebaut.
Woher aber hatte Laire Phantasie? Konnte ein Roboter überhaupt Phantasie haben?
Das waren Fragen, die Verna Theran nicht beantwortenkonnte. Immer deutlicher wurde ‘,ihr, daß es falsch gewesen wäre, Laue nach den bekannten Robotgesetzen zu beurteilen. Tat sie das, dann mußte sie seine Reaktionen und Planungen zwangsläufig falsch beurteilen. Was auch immer er tat, sie würde immer einen Schritt zu spät kommen.
Laire hatte sein rechtes Auge förmlich verbunkert. Dadurch war es nahezu unmöglich geworden, es ihm wegzunehmen.
Zeigte er eine übersteigerte Reaktion, die eher in den Bereich der Phantasie denn in den robotischer Überlegung gehörte?
Verna Theran griff zu ihrem Vielzweckgerät und tippte den Informationscode für Laire ein. Sie erwartete nicht, eine Antwort zu erhalten, um so überraschter war sie, als eine Zahlen-Buchstabenkombination aufleuchtete.
Der Zentralcomputer zeigte ihr an, wo Laire sich zur Zeit aufhielt.
Diese Tatsache war so überraschend für sie, daß sie einige Zeit benötigte, bis sie wirklich begriff.
Sie eilte den Gang entlang, auf dem sie sich befand, und lief zu einem abwärts gepolten Antigravschacht.
Darin sank sie zwei Decks weit nach unten. Danach sprang sie auf ein Transportband, das sie mit großer Geschwindigkeit über eine Strecke von mehr als einem Kilometer bis in die Nähe der großen Bedarfsgüterhangars brachte.
Abermals tippte sie den Code ein.
Laire hatte seine Position nur unwesentlich verändert. Er war nur noch etwa zweihundert Meter von ihr entfernt.
Sie verließ das Transportband und betrat einen Hangar. Hier herrschte lebhaftes Treiben. Zahlreiche Männer schichteten Ausrüstungsgüter um, wobei sie etwa dreißig Roboter für die schwerste Arbeit einsetzten.
Antigravplattformen und Schwerkraftkräne sorgten für eine weitere Entlastung.
Verna Theran hielt vergeblich nach Laire Ausschau.
„Was ist hier los?" fragte sie einen der Männer. Er war dunkelhaarig und noch jung. Er blickte sie prüfend an, strich sich das Haar aus der Stirn und lächelte.
„Machen Sie eine Schiffsbesichtigung?" fragte er. „Wir freuen uns immer, wenn hier auch mal jemand erscheint, um sich umzusehen."
„Unsinn", erwiderte sie. „Ich bin auf der Suche nach Laire."
„Das sind wir auch."
„Was soll das heißen?"
„Der Informationscode zeigt an, daß er darunter ist." Er deutete auf einen Berg von Containern. „Wir räumen die Behälter gerade um."
Sie faßte sich an den Kopf.
„Aber das ist doch ausgemachter Blödsinn", sagte sie. „Wie sollte Laire unter diesen Berg von Containern kommen?"
„Das wissen wir auch nicht", antwortete der Mann. „Wir
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