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092 - Piraten im Nordmeer

092 - Piraten im Nordmeer

Titel: 092 - Piraten im Nordmeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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seufzte. »Nun gut.« Sie schaute Dave an. »Besorg dir eine Waffe.«
    McKenzie bedankte sich. Dann kehrte er mit Rulfan zum Waffenmeister zurück und ließ sich ebenfalls einen Gurt und eine Klinge aushändigen. Als sie wieder an Deck kamen, war die Sonne untergegangen.
    Ein kühler Wind wehte, die Sterne glänzten in kalter Pracht.
    Kapitän Boronin ging hinter den Scheiben der Brücke auf und ab und nagte nervös an seinen Fingernägeln. Er war blass und wirkte hochgradig nervös. Rulfan und Dave tauschten einen verstohlenen Blick. Was war mit dem Einäugigen los? Sein Verhalten trug nicht dazu bei, ihnen Vertrauen in die bevorstehende Aktion einzuflößen. Offenbar kannte Boronin die hiesige Gegend und ihre Bevölkerung genau und wusste, was ihnen bevorstand, wenn man sie entdeckte.
    Da sie nichts weiter zu tun hatten als zu warten, wandte sich Rulfan an Kapitän Orland. »Darf ich einen Vorschlag machen, Kapitän?«, fragte er respektvoll.
    Orland gab ihm mit einem Fingerwedeln die Erlaubnis.
    »Mein Lupa ist der beste Spurensucher, den ich kenne«, begann der Albino. »Wenn wir ihn dabei hätten, könnte er uns auf hundert Schritt Entfernung vor einer Gefahr warnen!«
    »Du schlägst vor, diese Bestie auf die Exkursion mitzunehmen?!«, fragte Orland in einem Tonfall, als zweifelte er an Rulfans geistiger Gesundheit.
    »Nun… ja«, erwiderte dieser. »Wie gesagt, er kann uns sehr nützlich werden und –«
    »Das bezweifle ich auch gar nicht«, fuhr ihm Orland dazwischen. »Natürlich wäre er uns von Nutzen – wenn er kein Auge auf meine Person geworfen hätte!« Seine Stimme schwankte zwischen Wut und Hohn. »Glaubst du denn wirklich, ich dulde eine mordlüsterne Bestie in meinem Rücken, noch dazu auf einer so riskanten Unternehmung?« Er gab die Antwort selbst: »Nein! Keinesfalls. Schlag es dir aus dem Kopf, Rotauge. – Außerdem…«, fügte er hinzu und offenbarte, dass er beileibe kein Dummkopf war, »kann er hier an Bord dazu beitragen, dass du unterwegs nicht verloren gehst… stimmt’s, Rotauge?«
    Rulfan spielte den Entrüsteten. »Was meint Ihr… ? Ach, Ihr denkt, ich könnte mich absetzen, was?« Er setzte ein finsteres Gesicht auf, durchaus dazu angetan, Kapitän Orland Respekt einzuflößen. »Nun, ich sehe, ich muss Euch von meinen lauteren Absichten erst noch überzeugen. Kapitän…«
    Damit drehte er sich um und stiefelte mit festem Schritt davon. Hätte Orland seine Gedanken lesen können, er wäre erbleicht angesichts gesammelter bitanischer und coellnischer Flüche, die der Albino rezitierte. Da er jedoch über diese Fähigkeit nicht verfügte, ließ ihn Rulfans geschickter Abgang sogar mit ein klein wenig Schuldbewusstsein zurück.
    Die Stunden rannen dahin. Schließlich kam Bewegung in Orland und die Offiziere. Leise Befehle wurden erteilt. Die Mannschaft setzte die Segel. Die Sturmbraut glitt lautlos auf Tromsoy zu. Kapitän Boronin, der inzwischen das Ruder übernommen hatte, steuerte den Katamaran mit sicherer Hand an zahllosen Riffen vorbei und hielt auf einen Nadelfelsen zu.
    Während die Mannschaft sich schon fragte, ob er den Verstand verloren hatte und die Sturmbraut auf den Klippen zerschellen lassen wollte, tat sich urplötzlich eine Durchfahrt vor ihnen auf.
    Boronin steuerte das Schiff geschickt an hohen, neben ihnen aufragenden Felswänden vorbei, die so eng waren, dass man sie mit dem ausgestreckten Arm berühren konnte.
    Während die an Deck versammelte Mannschaft zu den Gottheiten ihrer Wahl betete, wichen die Wände plötzlich zurück und die Sturmbraut fuhr in einen von rostrotem Gestein umgebenen Kraterkessel ein. Er durchmaß etwa zweihundert Meter. An Bord herrschte absolute Stille bis auf das Rasseln, mit dem auf Orlands Geheiß die Anker herabgelassen wurden.
    Der Katamaran dümpelte sanft auf dem Wasser. Die aus etwa dreißig Mann bestehende Landeeinheit hielt die Nase schnuppernd in die salzige Luft.
    Kapitän Orland zog ein silbernes Döschen aus seiner Jackentasche, griff mit spitzen Fingern hinein und schnupfte die offenbar letzte Prise seines Pulvers. Gleich darauf straffte sich seine Gestalt und er schaute sich frohen Mutes um.
    »Wohlan.« Er deutete auf die Kesselwände. »Fiert die Boote ab.«
    Alles ging völlig geräuschlos vonstatten. Als die drei Boote längsseits auf dem Wasser lagen, verließen die Flybusta das Schiff über Strickleitern. Master Tom übernahm das Kommando an Bord des Katamaran. Er wirkte nicht sehr fröhlich; offenbar hatte er

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