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092 - Piraten im Nordmeer

092 - Piraten im Nordmeer

Titel: 092 - Piraten im Nordmeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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ja bald wieder das Weite suchen, um die Meere unsicher zu machen.
    Im Gegensatz zu Kapitän Orland, der immer ein wenig unstet wirkte, war die rothaarige Laryssa ein Pol der Gemütsruhe und erwies sich trotz ihres kämpferischen Anscheins als interessante Gesprächspartnerin. Ihr Vater, über den sie sonst nichts verlauten ließ, war Kapitän gewesen; sie selbst hatte viele Jahre auf der Walz verbracht und in Osloo und anderen Städten des Kontinents als Leibwächterin in den Diensten von Kauf- und Edelleuten gestanden. Zu David McKenzie, an dem sie eindeutig einen Narren gefressen hatte, entwickelte sie binnen weniger Tage ein fast freundschaftliches Verhältnis, sodass dieser sich – im Gegensatz zu Boronin, der kaum einen Schritt tun durfte, ohne dass Ulaf ihn begleitete – bald frei an Bord bewegen konnte.
    »Ich habe den Eindruck, dass sie mehr für dich empfindet als eine Herrin für ihren Burschen«, sagte Rulfan. »Vielleicht kannst du das für uns ausnutzen.«
    »Was soll ich tun?«, erwiderte Dave. »Soll ich sie bitten, uns mit Waffen zu versorgen und wegzuschauen, wenn wir ein Beiboot kapern?«
    Rulfan runzelte die Stirn. »Das wäre schon mal keine üble Idee.«
    »Keine Chance.« Dave schüttelte den Kopf. »Ich hab zwar nicht den Eindruck, dass sie sich unter dem Gesindel hier an Bord wohl fühlt, aber eins kann ich dir sagen: Diese Frau ist loyal.«
    »Versuch trotzdem ein wenig Charme zu versprühen und Süßholz zu raspeln«, sagte Rulfan. »Man kann nie wissen, wozu es gut ist…«
    Als der rote Sonnenball am vierten Tag der Fahrt – Rulfan verbrachte ihn als Ausguck im Krähennest – gerade so tat, als wolle er im Meer versinken, tauchten am westlichen Horizont die gezackten Felsen eines graubraunen Eilandes auf. Rulfan gab Alarm.
    Die Offiziere stürmten an Deck. Kapitän Orland und Master Tom peilten die Insel mit ausfahrbaren Messingfernrohren an, steckten die Köpfe zusammen und berieten sich. Dann erteilte der Kapitän Laryssa einen Befehl, den diese an Master Tom weitergab, der ihn schließlich Ulaf zubrüllte.
    Ulaf bestätigte den Befehl und eilte unter Deck. Kurz darauf kehrte er mit Boronin im Schlepptau zurück. Da Rulfan in luftiger Höhe über dem Kapitän und den Offizieren hockte und der Wind ihm um die Ohren blies, konnte er natürlich kein Wort verstehen. Doch das, was er sah, sagte ihm genug: Boronin gebärdete sich äußerst nervös und raufte sich das Haupthaar, als er die Insel erspähte.
    Orland redete hitzig auf ihn ein. Boronin deutete nur auf die sich immer höher aus dem Wasser erhebenden Felsen und schüttelte den Kopf. Offenbar wollte er sich lieber Kielholen lassen als die Fahrrinne jetzt zu durchfahren. Seinen lebhaften Gesten nach zu urteilen malte er Orland in allen Farben des Grauens das Schicksal aus, das ihnen blühte, wenn man sie am Tage zu seinem Koox-Depot fahren sah.
    Doch irgendwann schien man sich zu einigen. Orland ließ den Anker auswerfen. Rulfan wurde im Krähennest abgelöst und kletterte nach unten, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen.
    »Wir fahren nach Mitternacht weiter«, bekam er von Master Tom zu hören. »Besorg dir schon mal ein spitzes Eisen, Rotauge.«
    »Ich soll mit an Land gehen?«, fragte Rulfan verblüfft.
    Master Tom nickte. »Der Kapitän hat es angeordnet. Da du in politische Intrigen verwickelt warst, möchte er wissen, ob du ein Mensch gewordener Schleimbeutel oder eine echte Kämpfernatur bist.«
    »Ich werde mein Bestes tun, um mich zu bewähren«, sagte Rulfan. Und fügte in Gedanken hinzu: Und nach einer Gelegenheit Ausschau halten, mich mit dem Herrn Professor abzusetzen. »Was ist mit meinem Begleiter?«
    »Du meinst Vierauge?« Master Tom zuckte die Achseln. »Er ist Laryssas Bursche, kein Flybusta. Ich glaube nicht, dass er das Zeug zu einem richtigen Halsabschneider hat.«
    Rulfan stieß eine stumme Verwünschung aus. Ohne David McKenzie konnte er unmöglich stiften gehen. »Bedeutet das, er muss an Bord bleiben?«
    Master Tom zuckte die Achseln. »Höchstwahrscheinlich. Aber das letzte Wort spricht natürlich seine Herrin.«
    Rulfan machte sich auf die Suche nach dem Astrophysiker a.
    D. Er fand ihn in Laryssas Kabine, wo er damit beschäftigt war, ein paar langschäftige Stulpenstiefel einzufetten.
    »Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für dich, Professor«, sagte Rulfan anstelle einer Begrüßung. Doch bevor er dazu kam, Dave über die neue Lage ins Bild zu setzen, knirschte dieser:
    »Ich

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