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092 - Piraten im Nordmeer

092 - Piraten im Nordmeer

Titel: 092 - Piraten im Nordmeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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hab nur eine schlechte! Wusstest du schon, dass wir hier auf einem Sklavenschiff sind?« Und er setzte Rulfan davon in Kenntnis, dass er unter Deck, in einem abgelegenen Teil des Laderaums auf ein Dutzend Frauen gestoßen war, die von den Orkney-Inseln stammten und auf den Meera-Inseln als Sklavinnen verkauft werden sollten.
    Rulfan seufzte. Er war über diese Enthüllung nicht sehr verwundert, denn als Kind dieser Zeit waren ihm Menschenhandel und Leibeigenschaft nicht fremd. Der humanistisch und naturwissenschaftlich gebildete Professor McKenzie hingegen entstammte dem 20. Jahrhundert, und damals hatte sich jeder zivilisierte Mensch über eine solche Barbarei heftig empört.
    Rulfan brauchte eine ganze Weile, bis er McKenzie verdeutlicht hatte, dass sie den Lauf der Welt nicht veränderten, wenn sie jedem Menschen zu Hilfe eilten, der den Unsitten des 26. Jahrhunderts unterworfen war. »Die Dinge liegen nun mal so. In dieser Welt regiert der Stärkere.«
    Dave brummte eine Verwünschung in seinen Bart, sah aber ein, dass sie tatsächlich nichts für die Frauen tun konnten. Es würde schon für sie allein schwierig genug werden, von der Sturmbraut zu fliehen.
    Dazu allerdings mussten sie erst einmal festen Boden unter die Füße kriegen.
    »Ich werde Laryssa bitten, sie begleiten zu dürfen«, sagte Dave. »Dann setzen wir uns ab und nehmen den Weg nach Westen wieder auf – zur Not auch übers Festland.«
    »Du vergisst Wulf«, wandte Rulfan ein. »Ich muss Orland davon überzeugen, dass er uns unterwegs von Nutzen sein kann.«
    »Und wenn er ihn nicht mitnehmen will?«
    »Dann müssen wir versuchen, ihn später von Bord zu holen.«
    Dave sah ihn ungläubig an. »Zurück zum Schiff, nachdem wir…« Er sparte sich den Rest seiner Worte. Es war ihm klar, dass der Albino seinen treuen Lupa nicht im Stich lassen würde.
    »Okay«, begann er neu. »Dann stelle ich aber eine Bedingung!«
    Rulfan sah ihn aus zusammengekniffenen Lidern an.
    »Wenn die Zeit es erlaubt und die Gelegenheit günstig ist, versuchen wir auch die Frauen zu befreien«, fuhr David McKenzie fort.
    Rulfan nickte. »Einverstanden. – So, und nun muss ich mich erst einmal bewaffnen. Wo war noch gleich die Waffenkammer?«
    Da Dave die meiste Zeit unter Deck verbracht hatte, kannte er inzwischen die wichtigsten Orte an Bord und führte Rulfan zum Waffenmeister. Dieser reichte ihm einen ledernen Gurt und einen rostigen Krummsäbel, der vermutlich aus orientalischen Beständen stammte.
    Derart gegürtet begab Rulfan sich, Professor McKenzie im Gefolge, in die Messe, wo sich die Hälfte von Orlands Männern auf das Landeunternehmen vorbereitete, indem sie den Dämon Feigheit mit Foydka bekämpfte. David gab seiner an Orlands Tisch sitzenden Herrin, die gerade mit Hammer und Zange ein langustenähnliches Monster zerlegte, verhalten ein Zeichen.
    Laryssa winkte ihn heran. Als Rulfan sah, mit welchem Blick sie seinen Gefährten betrachtete, wusste er genau, dass sie mehr in ihm sah als nur einen gewöhnlichen Stiefelknecht.
    »Was willst du?«, fragte sie.
    McKenzie gab er sich einen Ruck. »Mit Verlaub, Herrin… falls es nicht unbotmäßig ist, würde ich gern an der bevorstehenden Aktion teilnehmen.«
    »Kommt gar nicht in Frage«, erwiderte Laryssa. »Du könntest dich verletzen!«
    »Herrin…«, setzte McKenzie erneut an. Doch ihm wurde erneut das Wort abgeschnitten.
    »Du bist nur ein Bursche! Du trägst ein Gestell auf der Nase, ohne das du kaum sehen kannst! Ich wette, du weiß nicht mal, an welcher Stelle man einen Säbel anfasst!«
    »Körperliche Strapazen sind mir vertraut«, widersprach Dave.
    »Bevor, äh, Rotauge und ich uns in die Politik Nyddas verstrickten, zogen wir mit einem Wegelagerer durch Ruland, den man unter dem Namen Iwaan der Schreckliche kennt…«
    »Ach, wirklich?« Kapitän Orland hob interessiert den Kopf.
    »Ich erinnere mich an diesen Mann. Ein wirklich schlimmer Finger.«
    »Tatsächlich?« Dave war ziemlich verblüfft, denn er hatte den schrecklichen Iwaan gerade erst erfunden. Aber vermutlich lebten in Ruland Dutzende von Wegelagerern, die so hießen, denn Iwaan war nichts anderes als die russische Form von John, Jean, Giovanni oder Hans.
    Orland schaute Laryssa an. »Wenn wir König Skölnirs Reich betreten, brauchen wir jedes Schwert, das wir kriegen können«, sagte er. »Hiermit befehle ich, dass dein Bursche mit uns kommt.« Er grinste. »Ich glaube, ich habe sogar eine besondere Verwendung für ihn.«
    Laryssa

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