Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0920 - Mandragoros Alptraum

0920 - Mandragoros Alptraum

Titel: 0920 - Mandragoros Alptraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
»Himmel«, sagte er, »damit hätte ich nicht gerechnet.«
    »Bist du okay?«
    »Ich werde es wieder!« Er schüttelte den Kopf. »Was war das nur für ein Geruch?«
    »Gift im weitesten Sinne des Wortes. Es war Gift, mehr kann ich dir auch nicht sagen.«
    »Magisches oder exotisches?«
    »Wahrscheinlich trifft beides zu.«
    Bill nickte. Er schaute sich um, atmete tief durch und war froh, daß dieses Zeug unseren Weg hier unten nicht begleitete. Auch im eigentlichen Treppenhaus konnten wir uns normal bewegen und machten uns daran, die Stufen hochzusteigen.
    Es würde mörderisch werden. Um Oliveiro zu finden, mußten wir jede Etage durchsuchen. Und wir machten uns an den Aufstieg.
    Ich hatte einen Schalter gesucht und ihn auch gefunden. Es war ein ziemlich breiter Kippschalter, den ich betätigt hatte, aber nicht überall im Treppenhaus leuchteten die Lampen auf. Erst zwei Etagen höher schimmerte eine hellere Insel, an der wir uns orientierten.
    Es wäre unnormal gewesen, hätten sich die Pflanzen nicht auch im Treppenhaus ausgebreitet. Wir sahen sie an den Wänden, aus denen sie unterschiedlich lang und auch farblich abwechselnd hervorhingen. Einige sahen aus wie leere, vergammelte Schläuche, andere wiederum präsentierten sich in einem kräftigen oder hellen Grün, und die kleinen Blätter zweigten sehr oft ab wie Sterne.
    Ein Geländer war ebenfalls vorhanden. Es bestand aus Eisen, was auch sein mußte. Sehr stabil, damit es nicht eingerissen werden konnte. Auch hier hatten die Pflanzen ihren Weg gefunden und ihre Chancen gesucht. Sie waren an den verrosteten Pfosten in die Höhe geklettert und hielten sie umschlungen wie dünne Finger.
    In der ersten und zweiten Etage leuchteten wir jeweils in die Flure hinein, und allmählich gewöhnten wir uns an das fremde Aussehen.
    Menschen entdeckten wir nicht. Alle Bewohner hielten sich in ihren Zimmern auf. Keine Musik mehr, keine Stimmen. Dieser Bau war zu einem regelrechten Totenhaus geworden, was die Stille anging.
    Bis auf das leise Weinen, das wir hörten.
    Sofort blieben wir stehen. Wir mußten noch drei Stufen nehmen, um die dritte Etage zu erreichen, und uns war sofort klar, daß wir von dort aus das Weinen gehört hatten.
    Bill deutete nach rechts, wo der Flur lag.
    Ich nickte nur und ließ meinen Freund vorgehen, der die Waffe noch immer festhielt.
    Das Weinen blieb.
    Ich leuchtete an Bill vorbei. Der Strahl mußte erst einige Male hin-und herhuschen, bevor ich das Ziel sah.
    Ein Mädchen, nicht älter als acht Jahre, hockte auf dem Boden. Die Knie angezogen, die Hände darum geschlungen und den Rücken gegen die Wand gepreßt, die sich über dem Kopf der Kleinen bewegte, denn dort entstand ein Loch, durch das sich ein Pflanzenarm schob.
    Das Mädchen zwinkerte, als es plötzlich in das Licht schaute. Bill näherte sich der Kleinen. Die Waffe hatte er weggesteckt. Aus großen, dunklen Kulleraugen schaute ihn die Kleine an. Ihr weißes Kleid sah aus wie ein Totenhemdchen.
    Bill beugte sich nach vorn. Er lächelte und streichelte die Wangen der Kleinen.
    Das Weinen verstummte.
    Der Reporter sprach sie flüsternd an und erhielt auch eine Antwort.
    Er fragte weiter.
    Das Mädchen deutete auf eine Tür.
    »Dort willst du hin?«
    »Ja.«
    »Dann geh doch!«
    »Ich habe Angst.«
    »Warum?«
    »Hier sind überall Pflanzen.«
    Da hatte die Kleine recht. Es waren überall Pflanzen vorhanden.
    Sie waren aus dem Boden gestoßen und bedeckten den Gang wie einen dicken, glitschigen Teppich.
    »Wo wohnst du denn?«
    Das Mädchen deutete auf die Tür gegenüber.
    Bill tat noch nichts. Er sprach nur mich an. »Meinst du, daß es richtig ist?«
    »Das überlasse ich dir. Sie wird ebenfalls bewußtlos werden.«
    »Das befürchte ich auch. Was ist, wenn wir sie hier im Gang sitzen lassen?«
    Bill bekam von mir eine ehrliche Antwort. »Vom Gefühl her glaube ich nicht, daß man ihr etwas tut, aber eine hundertprozentige Sicherheit kann ich dir auch nicht geben.«
    Bill war ratlos. Die Worte der Kleinen nahmen uns zunächst die Entscheidung ab. »Sucht ihr das große Gesicht?«
    »Was hast du gesagt? Das große Gesicht?« Bill hatte sich wieder nach vorn gebeugt. Zugleich aber schaute er mich an.
    »Ja, ja…«
    »Kennst du es?«
    »Ich habe es gesehen.«
    »Hier im Haus?«
    Das Kind nickte eifrig. »Es kam die Treppe hoch.« Sie zeigte zum Treppenhaus hin.
    »Und wie hat es ausgesehen? Kannst du dich daran erinnern? Bist du in der Lage, uns eine Beschreibung zu geben?«
    »Weiß

Weitere Kostenlose Bücher