0922 - Mein Trip ins Jenseits
schießen zu können, mußten wir stehenbleiben. Das war auf dem glatten Untergrund gar nicht so einfach, doch dann bellten Sukos und meine Waffe auf.
Sie erwischten Nathan nicht.
Er war zu schnell, blieb immer dicht am Boden, und auch die Entfernung war für einen Pistolenschuß nicht eben ideal.
Ich versuchte es trotzdem.
Die Kugel schlug ein, aber nicht in den Körper, sondern irgendwo in die Böschung, dessen Ende Nathan jetzt erreicht hatte. Er kauerte auf dem Boden. Bestimmt nicht lange, aber das sahen wir nicht, denn wir standen tiefer.
Das andere Ufer dagegen sahen wir gut, aber eben nicht Nathan. Er war uns wieder mal entwischt, und es gab für ein Versteck da drüben die idealen Voraussetzungen.
Mit verbissenen Bewegungen steckten wir unsere Waffen weg und mußten uns die Niederlage eingestehen. »Wenn er so weitermacht«, sagte Suko, »spielt er mit uns Katz und Maus.«
»Du hättest ihn vielleicht stoppen können.«
»Ich? Wieso?«
Mein Finger wies auf Sukos Brust. »Du bist doch der Träger des Stabs. Er wäre zumindest für fünf Sekunden aufgehalten worden.«
»Stimmt. Aber in der Zeit hätte ich den Fluß nicht durchschwimmen können.«
Ich blieb bei meiner Meinung. »Es wäre trotzdem besser gewesen.«
Der Ansicht war Suko auch, gab es allerdings nicht zu. Ich sah nur, wie er sich ärgerte.
So ist das nun mal im Leben. Man hat Möglichkeiten, aber man denkt in den entscheidenden Augenblicken nicht immer daran, sie einzusetzen. So war es uns hier ergangen.
Wir kehrten zu Jane Collins zurück, die alles beobachtet hatte und nicht eben glücklich aussah. »Das war ja wohl ein Schlag ins Wasser, nicht wahr?«
»Hör auf«, sagte ich nur und lehnte mich gegen den Rover. Ein Stück entfernt, mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt, saß der Ruderer. Er war wieder zu Kräften gekommen. Zudem hatte Jane sein Gesicht so gut wie möglich gereinigt und die Wunden auch verpflastert. Der Mann starrte ins Leere. Es würde sicherlich lange dauern, bis er seine Erlebnisse verkraftet hatte.
»Habt ihr denn wenigstens die Schlußfolgerung aus eurer Niederlage gezogen?« Jane ließ nicht locker. Klar, sie war wütend, was wir auch verstanden.
Ich hob nur die Schultern. Suko aber fragte: »Welche Schlußfolgerung hätten wir denn ziehen können oder sollen?«
»Keine Ahnung. Ich meine nur, daß er sich wahrscheinlich nicht so leicht absetzen wird. Er scheint sich in dieser Umgebung wohl zu fühlen, sonst hätte er mehr Distanz zwischen sich und der Klinik gebracht und nicht auf Rod gelauert.«
Da mußten wir ihr recht geben. Auch ich dachte daran, daß er hier ein für ihn günstiges Umfeld besaß. Aber es war einfach zu groß, als daß wir drei es hätten durchsuchen können. Als Alternative gab es wirklich nur die Fahndung.
»Er darf keine Menschen mehr töten«, sagte Suko. »Wir sollten ihn jagen und jagen lassen.«
»An wie viele Menschen hast du gedacht?«
Suko schaute mich an und hob die Schultern. »Hundert unter Umständen?«
»Wäre zu machen…«
»Aber?«
Ich zeigte zum Himmel. »Schau dir mal die Wolken an. Die werden immer dichter und dicker. Hinzu kommt die Schwüle. Wir müssen mit einem Gewitter rechnen. Es wird dunkel werden. Da kann selbst eine Hundertschaft Polizisten nichts ausrichten. Bis die Männer hier eingetroffen sind, vergeht auch noch Zeit. Wenn ich darüber nachdenke, ist es der falsche Weg.«
»Und der Tunnel wird stärker«, sagte Jane leise.
»Verdammt noch mal, ich kann es nicht ändern!« Ich wollte Jane nicht so anfahren, aber ich war wütend über mich selbst, und der Frust mußte irgendwo raus. Wir waren eiskalt genarrt und ausgepokert worden. Einmal nur hatten wir einen Sieg erringen können, als ich Jane durch das Kreuz wieder zurück ins »Leben« geholt hatte.
Es sah nicht so gut aus.
»Ein Toter geht ja schon auf sein Konto«, bemerkte Suko. »Es war der Wächter oder der Pfleger. Da tat er wieder etwas für seinen verdammten Tunnel.«
»Stimmt«, sagte Jane. »Und ich frage mich nicht nur, was das überhaupt für ein Tunnel ist, obwohl ich ihn ja gesehen habe, viel interessanter ist für mich die Frage, wo dieser Nathan herkommt, wer er ist. Habt ihr euch darüber schon Gedanken gemacht?«
»Ja«, gab Suko zu, »allerdings ist uns keine Lösung eingefallen, wenn wir ehrlich sind. Oder, John?«
»So ist es.«
»Aber er ist ein Mensch!« sagte Jane. »Irgendwo schon.«
»Was willst du damit sagen?«
»Er könnte auch ein Geschöpf des Teufels
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