0923 - Ice Road Shockers
eingelassen, die erforderlichen Ausrüstungsgegenstände noch vor der Schmelze hinaufzutransportieren. Auf den Trucks von Dan und den sechs übrigen Kollegen - die einzigen, die nach Snyders Vortrag geblieben und den Vertrag unterschrieben hatten - lagerten Baumaterialien, Aggregate, Förderbänder und allerhand weiteres Gerümpel, das seinen wahren Wert erst entwickeln würde, wenn es vor Ort zusammengebaut worden war. Aber dafür waren die Leute des Industriellen zuständig, die zwei Tage nach der Lieferung der Materialien eintreffen würden. Natürlich per Hubschrauber.
Ein leises Knacken im Lautsprecher des CB-Funkgerätes, das rechts oberhalb des Fahrersitzes an der Kabinendecke hing, riss Dan aus seinen Gedanken und erinnerte ihn daran, dass er und Zamorra nicht die Einzigen auf dieser Strecke waren. »Cottonmouth, hier ist Rubber Duck. Cottonmouth, hier ist Rubber Duck. Wie weit ist es denn noch, bis zur ersten Rast? Over.«
Dan seufzte, lief aber sofort rot an, als er Zamorras belustigtes Schmunzeln bemerkte. »Immer das Gleiche«, murmelte er entschuldigend. »Sobald Zivilisten an ein CB-Gerät kommen, spielen sie den coolen Kinohelden.«
»Convoy«, sagte Zamorra leise. »War ein guter Film. Sam Peckinpah, Kris Kristofferson, ein wenig gesellschaftliche Subversion in den ohnehin wilden Siebzigern… Nicht das schlechteste Jahrzehnt, wissen Sie?« Seine Schultern zuckten kaum merklich, als bemühe er sich, ein Lachen zu unterdrücken.
»Hey, Baumwollmündchen«, drang eine neue Stimme aus der kleinen Box. Sie war härter, mürrischer. »Mach den Kanal frei, sonst komm ich dir da rüber, verstanden? Das ist kein Kinderspielzeug!«
Diesen zweiten Funker erkannte Dan sofort: SexxySteve. Der Trucker mit dem ach so armseligen Stirntattoo war ganz offensichtlich noch immer in der Nähe. Aber wer war der Erste gewesen? Im Rückspiegel suchte er nach dem Auto, aus dem der Funkspruch gekommen sein musste.
Die nächste Sekunde brachte die Bestätigung - ausgesprochen von einem wahren Engel. »Sorry, Jungs. Kommt nicht wieder vor.«
Dan schluckte. »Das war die Blonde. Wie hieß sie noch? Moffat? Diese Kleine vom Fernsehen. Dann dürfte es sich bei dem ersten Sprecher um ihren Kamerafuzzi gehandelt haben, diesen…«
»Frank«, soufflierte Zamorra. »Frank Manusco. Von ZBC.«
»Sie sind gut informiert, Mister.«
Abwehrend hob sein Beifahrer die Hände. »Wie gesagt: Ich habe ein wenig recherchiert. Manusco und seine hübsche Kollegin sind meines Wissens tatsächlich wegen des Skandaleffektes dabei.«
Das hatte sich Dan auch schon gedacht, seit er den weißgrauen Ü- und Wohnwagen der TV-Journalisten auf dem Parkplatz von Endeavors erblickt hatte. Snyders hatte angekündigt, dass sich eine sensationsgeile lokale TV-Station aus den Staaten für ein kleines Vermögen die Erlaubnis erkauft hatte, exklusiv von der Tour nach Dellinger's Point zu berichten, und Dan hatte im Geiste schon angewidert abgewunken, bis er der Journalistin selbst gewahr geworden war.
Jenny Moffat war eine Augenweide. Maximal Ende zwanzig und von schlanker, zierlicher Gestalt, knapp einen Meter siebzig hoch und mit Augen, in denen sich alle blauen Himmel dieses Planeten auf einmal zu spiegeln schienen. Wäre Dan nicht glücklich verheiratet, er hätte schwach werden können. Innerlich war er es vielleicht schön längst.
»Stört Sie das eigentlich nicht, ein Team aus Fernsehleuten am Rockzipfel hängen zu haben?« Zamorra klang ehrlich interessiert. »Immerhin ist diese Strecke kein Zuckerschlecken, und vor allem diese Moffat sah nicht gerade so aus, als könne sie einiges vertragen.«
Soll ich jetzt ehrlich sein oder diplomatisch? , fragte er sich, entschied sich dann aber für die erste Alternative. Was hatte er schon zu verlieren? »Einige der Fahrer waren schon ziemlich angepisst. Wer diese Route fährt, ist Einzelkämpfer und kümmert sich kaum darum, was die anderen machen. Wir fahren alle unser jeweiliges Tempo, individuell und unabhängig. Anders geht das gar nicht. Und da ist es eben auch unmöglich, Aufpasser für ein paar Laien von der Presse zu spielen.«
»Soll heißen, wenn die ZBC-Leute auf der Strecke bleiben…«
Dan nickte. »… haben sie sehr wahrscheinlich Pech gehabt, genau wie alle anderen auch. Laut Snyders von EE haben Moffat und Manusco das auch schriftlich hinterlegt - damit ihr Sender im Unglücksfall niemanden verklagen kann.«
Abermals erklang eine Stimme im Funkgerät, rauschend und schwach drang sie
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