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0923 - Ice Road Shockers

0923 - Ice Road Shockers

Titel: 0923 - Ice Road Shockers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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angetreten, wie es größer kaum ausfallen konnte. Sie war die Ministerpräsidentin der Hölle.
    Und an diesem Morgen - wie an so vielen, vielen Morgen davor - fühlte sie sich, wie die winzigste, wertloseste Kreatur von allen.
    »Endlos verdorbene Elendskacke!!«
    Es war ganz und gar nicht majestätisch, zu fluchen wie ein Hafenarbeiter. Auch stand es ihr nicht. Einer Frau von ihrer atemberaubenden Gestalt, derer buchstäblich unmenschlichen Schönheit wegen schon viele irrsinnig Verliebte freiwillig ins Verderben gegangen waren, sollten derartige Begriffe per se unbekannt sein.
    Doch sie waren es nicht. Ganz im Gegenteil. Und momentan dankte sie allen Unheiligen der Hölle dafür, dass sie sie kannte. Denn sie halfen ihr, die Schmerzen und die Übelkeit besser zu ertragen.
    In Stygias Mund lag ein metallischer, trockener Geschmack, als sie sich mit der rechten Hand an der Wand ihres Thronsaals abstützte und sich mit der linken über den Bauch strich. Nicht zum ersten Mal wünschte sie sich, sie könne das, was da in ihr heranwuchs, einfach herausreißen und es für das Elend bezahlen lassen, in das es sie Tag für Tag stürzte.
    Der niedere Hilfsdämon an ihrer Seite, ein erbärmliches Wesen namens Grysott, sah seine Chance gekommen. »Herrin, soll ich Euch vielleicht ein Gefäß besorgen, in das Ihr Euren Mageninhalt besser…«
    »Einen Dreck sollst du!«, fuhr sie ihn an, die Stimme wenig mehr als ein hysterisches Kreischen. »Du kannst aufwischen, sobald ich fertig bin. Aber bis dahin hältst du gefälligst den Mund, du dummes Stück Schifferscheiße. Verstanden?«
    Der Dämon zuckte zusammen wie unter einem Peitschenhieb. Sein Adamsapfel hob und senkte sich unter der ledrigen Haut seines Halses, während er hörbar schluckte. »Sehr wohl«, hauchte er.
    Unter normalen Umständen hätte sie ihn vielleicht nicht so angefahren. Immerhin war er ihr nützlich. Doch Stygia hatte das, was man in dieser Sphäre noch normale Umstände nennen konnte, längst hinter sich gelassen. Es gab Momente in ihrer Schwangerschaft - Momente wie diesen zum Beispiel, der sich jeden verfluchten Morgen aufs Neue einstellte; so sicher wie das Amen in den lachhaften Kirchen der Sterblichen -, in denen sie am liebsten auch sich selbst hinter sich gelassen hätte.
    Oh, wie sehr sie sich wünschte, das unheilige Balg zur Rechenschaft ziehen zu können! Fast so sehr, wie sie sich zu erfahren sehnte, wer oder was sie überhaupt erst in diese unwürdige und absolut nicht länger hinnehmbare Situation gebracht hatte. Es war lächerlich, schlichtweg lächerlich, dass eine Person ihrer Stellung und Bedeutung… schwanger war. Wie sollte das geschehen sein, wann hätte es dazu kommen sollen? Und wen konnte sie fragen, um derartige Antworten zu erhalten?
    Rachban
    Der Name erklang so plötzlich - und so passend -, dass Stygia kurz auflachte. Wie lange war es her, dass sie zuletzt an diesen Irrwisch gedacht hatte? Wochen? Monate? Rachban war ein Irrwisch, nichts als ein weiteres niederes Dämonenwesen, aber er war… nützlich. Seine Loyalität und sein Talent, selbst den niedersten und unwürdigsten Auftrag durchzuführen - effizient, stets unbemerkt im Hintergrund agierend, und ohne Fragen zu stellen -, hatten Stygia in der Vergangenheit mehrfach geholfen. Manchmal bedauerte sie es fast, dass sie seit ihrem Amtsantritt als Ministerpräsidentin keine Zeit mehr hatte, den Kontakt zu Rachban nennenswert zu pflegen.
    »Was ist mit ihm?«, stieß Stygia knurrend hervor.
    Der Hilfsdämon blinzelte verwirrt. »Herrin?«
    »Mit Rachban. Du hast seinen Namen erwähnt, also: Was ist mit ihm?«
    »Rach… Eure Abscheulichkeit, ich verstehe nicht. Ich versichere Euch, ich habe kein Wort gesagt. Meint Ihr diesen kleinen Irrwisch, der hier gelegentlich auftaucht, sich wichtig machen will und vom Türsteher abgewiesen wird?«
    Rachban
    »Da! Schon wieder.« Stygia beschloss, das Offensichtliche zu ignorieren und beschloss, die Schuld auf ihren Begleiter zu richten. Sie richtete sich auf und machte einen Schritt auf den Dämon zu.
    »Willst du mich zum Narren halten, du Wicht? Lügst du deine Herrin an, ja?«
    Das Gesicht des Wesens wechselte von dunkel- zu hellgrün - ein sicheres Zeichen dafür, wie entsetzt der Dämon war. »Bitte untertänigst um Vergebung, edelste Bizzarlichkeit, aber ich…«
    RachbanRachbanRachban
    »… weiß wirklich nicht, worauf Ihr anspielt. Ich habe diesen unbedeutenden Höllenbewohner mit keiner Silbe erwähnt. Ihr müsst Euch

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