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0924 - Das Totenbuch

0924 - Das Totenbuch

Titel: 0924 - Das Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schüttelfrost.« Er senkte seine Stimme. »Vorhin habe ich versucht, ein paar Schritte zu gehen, was auch klappte, aber ich hatte den Eindruck, auf rohen Eiern zu laufen.«
    »Umgekippt bist du nicht?«
    »Nein, aber fast.«
    Sheila kam zurück, und wir beide beendeten das Thema. Bill bekam seinen Tee, ich die Apfelsaftschorle. Er hatte das Kopfteil hochgestellt, damit er trinken konnte. Im Liegen war das ja kaum möglich. Sheila ließ uns allein, was uns beiden recht war, denn wir wollten sie auf keinen Fall mit den Ermittlungen konfrontieren. Auf ihren Lippen zeigte sich noch ein wissendes Lächeln, als sie ging, wobei Bill ihr beinahe sehnsüchtig nachblickte.
    »Sie hat es gut. Kann im Schatten liegen, bekommt trotzdem frische Luft und…«
    »Du liegst doch auch im Schatten.«
    Er schlürfte zwei Schlucke Tee. »Ja, stimmt, aber dieser Schatten sieht mehr aus wie eine Gruft.«
    Ich trank ebenfalls und fühlte mich innerlich erfrischt. »Seit wann bezeichnest du dein Arbeitszimmer als Gruft?«
    »Seit man mich hier hineingesteckt hat.«
    Ich verbiß mir ein Lachen und versuchte weiterhin, ernst zu bleiben. Bill brauchte das nicht erst zu schauspielern, er sah bei Gott nicht gut aus. Die Grippe hatte an ihm gezehrt, und unter seinen Augen zeichneten sich Ringe ab.
    »Jedenfalls hast du das Buch«, sagte er.
    »Ja, das habe ich. Aber ich weiß einfach zuwenig darüber und auch nicht genug über seinen Besitzer, diesen Paul Sibelius. Kannst du mir mehr über ihn erzählen?«
    »Hm. Viel nicht.«
    »Komm, Bill, das glaube ich dir nicht.«
    »Es ist aber so. Ich kenne ihn nicht genau. Ich habe ihn - nun ja, durch einen Zufall kennengelernt.«
    »Wo?«
    »Bei einem Spiritistentreffen.«
    »Ach, du warst dabei?«
    »Klar. Ich wollte darüber berichten. Es stand auch in der Zeitung, aber ich habe mich selbst überzeugen wollen, was daran alles richtig und was falsch war.«
    »Wie lautet dein Urteil?«
    »Man redete sich die Köpfe heiß, und jeder Teilnehmer war von sich selbst sehr eingenommen, weil er sich für den besten hielt. Man hörte sich die Theorien der Kollegen an, kritisierte sie aber nur im Beisein anderer. Du weißt ja, wie das ist, jedenfalls gab es keinen Konsens.«
    »Und Sibelius gehörte zu den Rednern?«
    »Eben nicht.«
    »Er war also ein Besucher wie du?«
    Bill hustete gegen seinen Handrücken. »Ja, das war er. Es gab ja nun Zuhörer, und der Zufall wollte es, daß wir nicht weit voneinander entfernt hockten. Wir sahen uns hin und wieder an und erkannten die Gemeinsamkeiten zwischen uns. In einer Pause kamen wir dann ins Gespräch, und Sibelius erklärte mir, was er von all diesem Kram hielt.«
    »Gar nichts, vermutlich.«
    »So ist es, John.«
    »Was war denn seine Meinung?«
    Bill dachte nach. »Das ist eigentlich schwer zu sagen, John. Er hatte nur teilgenommen, um etwas über die anderen Welten zu erfahren, über das Jenseits und so weiter.«
    »Besaß er das Totenbuch?«
    »Ja.«
    »Woher hat er es?«
    Bill hob die Schultern. »Das weiß ich nicht. Er hat es mir nicht gesagt, aber er sprach von einem Begleiter, den es tatsächlich geben sollte.«
    »Den kenne ich, es ist der Schatten.«
    Bill bekam einen fragenden Blick. »Kannst du mir erklären, weshalb man ihn Begleiter nennt?«
    Ich schaute auf den Teppich, wo schmale Lichtstreifen ein Muster bildeten. »Das kann ich dir sagen, denn ich habe den Text dieses Buches schon überflogen. Dieser Begleiter ist eine Person, die dafür sorgt, daß Selbstmordkandidaten auch gut in den Tod kommen. So einfach möchte ich es mal ausdrücken.«
    »Das ist ein Hammer.«
    »Und wie.«
    »Und wie heißt er?«
    »Es ist kein Name genannt worden.«
    »Verstehe«, murmelte der Reporter. »Der große Unbekannte, der aber so unbekannt nicht sein kann, weil Sibelius ihn wohl kannte.«
    »Das glaube ich auch. Aber laß uns mal bei Sibelius bleiben, Bill. Was weißt du noch über ihn? Wo hat er gelebt? Kennst du seine Wohnung oder sein Haus?«
    »Nein.«
    »War er Engländer?«
    »Ich gehe davon aus.« Bill hustete wieder. »Er hat auch zu mir Vertrauen gefaßt, sonst hätte er mir nicht gesagt, wo ich ihn finden kann. Er wollte, daß ich zu ihm komme, damit wir über das Totenbuch reden. Er selbst fühlte sich einfach zu schwach, den Fall oder das Rätsel des Buchs zu lösen. Ich stimmte natürlich zu, aber die verdammte Grippe hat mich dann zurückgeworfen.«
    »Und ich fand einen fast toten Menschen vor. Er lag in einer stickigen Dachkammer, man hatte ihm ein

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