0924 - Lockruf der Psychode
parusischen Sendungen."
Der Roboter hatte sich erhoben. Er fuhr kristallene Pseudopodien aus, mit denen er den herabfallenden Staub auffing. Er erstrahlte in sattem Goldgelb. „Verliere jetzt nur nicht die Fassung", mahnte Pyon Arzachena. „Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren und methodisch vorgehen. Mit unseren zwotterischen Führern ist nicht mehr viel anzufangen."
Margor konzentrierte sich mit seinen Parasinnen auf sein Amulett, in der Hoffnung, daß es als eine Art Relais für die ankommenden Sendungen anderer Psychode diente. Tatsächlich wurde die Ausstrahlung seines Amuletts durch Sendungen von außen um ein Vielfaches verstärkt. Doch vermochte er nicht zu sagen, woher die Impulse kamen. Sie schienen von überall auf ihn einzuströmen.
Der Sandstaub fiel nun noch dichter, und die Sicht betrug keine zwanzig Meter mehr. Auch war ein leichter Wind aufgekommen, der ständig an Stärke zuzunehmen schien. Das leise Rieseln des Sandes war in Prasseln übergegangen. „Zusammenbleiben!" befahl Margor, der wußte, wie leicht man in dem nebelartigen Staub die Orientierung verlieren konnte. „Wir warten auf die Tempester, dann bilden wir zwei Suchtrupps mit je einem Zwotter als Führer."
„Die Zwotter!" Das war Schneeflockes Gesang. „Sie sind verschwunden."
Margor stieß eine Verwünschung aus. „Weit können sie noch nicht gekommen sein", sagte Hotrenor-Taak und hob ein röhrenförmiges Nachtsichtgerät hoch, das er langsam schwenkte. Auf dem kleinen Monitor waren vorerst nur die schrägen, streifenförmigen Bahnen zu sehen, die die Sandkörner auf ihrem Weg nach unten zogen. Aber plötzlich tauchten zwei sich bewegende Silhouetten auf.
Hotrenor-Taak hielt den Infrarot-Spürer an und sagte: „Das sind Generizza und Organizz. Keine hundert Meter von uns entfernt. Wir brauchen ihnen nur zu folgen."
Margor handelte sofort. „Taak, Pyon und Schneeflocke. Ihr kommt mit mir. Ihr anderen folgt uns mit den Tempestern in einer breiten Schützenkette. Wir bleiben in Sprechfunkverbindung."
Hotrenor-Taak übernahm mit dem Infrarot-Spürer die Spitze. Margor und Pyon Arzachena blieben dicht hinter ihm. Schneeflocke folgte in geringem Abstand. Der Kristallroboter gab ununterbrochen unartikulierte Laute von sich, die wie ein liturgischer Gesang anmuteten. „Wir kommen näher!" sagte Hotrenor-Taak. Er mußte seine Stimme erheben, um sich über das anschwellende Singen des Windes verständlich zu machen. „Da vorne sind auch die ersten Ruinen."
Margor setzte seine Parasinne ein, aber er konnte bei den Ruinen keine Psychode orten. „Was soll das, Schneeflocke!" brüllte Pyon Arzachena den Kristallroboter an, dessen Singsang lauter geworden war. „Du wirst doch jetzt nicht durchdrehen!"
Aber Schneeflocke antwortete nicht. Als Margor sich kurz umdrehte, glaubte er zu erkennen, daß der Körper des Kristallroboters auf einmal eine viel größere Ausdehnung besaß. „Schneeflocke!" Margor hielt ihm sein Amulett entgegen. Aber das Psychod schien seine Wirkung auf den Roboter der Gys-Voolbeerah verloren zu haben.
Schneeflocke schlug auf einmal einen Haken und wich nach links aus. Pyon Arzachena war mit einem Satz bei ihm und versuchte, ihn in die andere Richtung zu zerren. Als er den Roboter jedoch berührte, zuckte er mit einem Aufschrei zurück, als hätte er sich verbrannt. „Schneeflocke hat sich energetisch aufgeladen und verteilt bei der geringsten Berührung elektrische Schläge!" rief Arzachena entsetzt. „Was tun wir? Soll ich bei ihm bleiben?"
„Laß ihn, Pyon", sagte Margor. „Ich kann Schneeflocke mit dem Ortungsgerät anpeilen. Wir können ihn jederzeit finden. Es ist besser, wenn wir uns an die Zwotter halten."
Das Sandtreiben war nun so dicht, daß sie sich gegenseitig nur noch als verschwommene Schemen sehen konnten. Und von dem Sand ging ein so intensives Leuchten aus, daß es ihren Augen schmerzte. Sie waren in eine goldene Aura gehüllt. Der Wind zerrte immer stärker an ihnen und schien nahe daran, in einen regelrechten Sturm umzuschlagen.
Sie erreichten die Ruinen, aber die Zwotter waren längst schon wieder weiter. „Sie streben der Felswand zu", berichtete Hotrenor-Taak. „Wir müssen sie unbedingt vorher abfangen!" schrie Margor. Er wußte, daß die Zwotter zumeist in Höhlen hausten und daß die Berge von wahren Labyrinthen durchzogen waren. Wenn sie erst einmal darin Zuflucht gefunden hatten, würden sie sie nie wiederfinden.
Sie verschärften die Gangart. Plötzlich ein Schrei.
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