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0924 - Lockruf der Psychode

Titel: 0924 - Lockruf der Psychode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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als alles andere."
    „Und wovon hängt die Realisierung deines Projekts ab?"
    „Von deinem Einverständnis, Roctin."
    „Ich wüßte nicht, was ich dagegen haben sollte. Es gibt in Sol-Town genügend Kunstpaläste, die seit dem Abzug der Menschen leerstehen. Du kannst dir einen davon für deine Ausstellung aussuchen."
    „Danke, Roctin", sagte Hotrenor-Taak und wechselte mit Pyon Arzachena einen Blick. Beide schienen erleichtert. Hotrenor-Taak wandte sich wieder Roctin-Par zu. „Würdest du mir die Ehre erweisen und das Patronat über diese Ausstellung übernehmen? Die Vincraner haben große Vorurteile gegen alles, was von Zwottertracht kommt, habe ich mir sagen lassen. Aber wenn du, als Führer der Provconer, für die Prä-Zwotter-Kunst eintrittst, dann werden davon vielleicht auch die Vincraner angesprochen. Wenn du Bedenken hast, dann komm mit an Bord der GORSELL und überzeuge dich mit eigenen Augen von der Einmaligkeit der Exponate. Du wirst begeistert sein."
    „Ich verstehe leider gar nichts von Kunst", bedauerte Roctin-Par. „Ich verlasse mich da ganz auf dein Urteil und bin gerne bereit, auch unbesehen meinen Namen für diese Sache herzugeben."
    Trotz Roctin-Pars Zusage wirkte Hotrenor-Taak leicht enttäuscht. Ihm schien sehr daran gelegen, daß sich der Freund ein eigenes Urteil über die Kunstschätze bildete. „Willst du dir die Psychode nicht doch ansehen?" unternahm Hotrenor-Taak einen letzten Versuch. „Ich bin sicher, daß du davon ebenso fasziniert bist wie ich."
    Roctin-Par hätte beinahe zugesagt. Aber irgend etwas an Hotrenor-Taak ließ ihn im letzten Augenblick doch noch zögern. „Nein, danke", sagte er. „Ich bin eben ein Banause und werde es wohl immer bleiben. Mach du nur deine Ausstellung. Ich wünsche dir dazu viel Glück."
     
    *
     
    Roctin-Par hatte in der Folgezeit nur wenig Kontakt mit Hotrenor-Taak. Er erfuhr überwiegend aus zweiter Hand, wie die Vorbereitungen für die Ausstellung gediehen. Die Vernissage sollte am 10. März 3587 terranischer Zeitrechnung stattfinden, und die Werbetrommel wurde schon Tage zuvor recht kräftig gerührt, ohne daß der Veranstalter jedoch Details über die ausgestellten Kunstwerke verriet.
    Hotrenor-Taak hatte sich ein leerstehendes Museum ausgesucht, in dem früher galaktische Artefakte präsentiert worden waren, die die terranischen Siedler nach Gäa mitgenommen hatten.
    Einmal fuhr Roctin-Par zum Raumhafen von Sol-Town hinaus und beobachtete, wie eines der Kunstwerke von der GORSELL auf einen Transportschweber umgeladen wurde. Roctin-Par konnte jedoch nicht erkennen, worum es sich handelte, denn es war in ein Deflektorfeld gehüllt und demnach unsichtbar. Es war komisch anzusehen, wie sich Hotrenor-Taaks Gehilfen mit dem unsichtbaren Ding anstellten, als handle es sich um ein überaus zerbrechliches Gut. Es war ein geradezu pantomimisches Schauspiel. Als Roctin-Par jedoch darum bat, eines der Exponate sehen zu dürfen, weigerte sich Hotrenor-Taak auf einmal und verwies auf den Termin der Ausstellungseröffnung.
    Roctin-Par konnte verstehen, daß er eingeschnappt war und trug es ihm nicht nach. Er hatte sich längst ein Urteil darüber gebildet, was Hotrenor-Taak dazu bewogen haben mochte, sich plötzlich musischen Dingen zu widmen. Er nahm an, daß der einstige Krieger damit Schuldgefühle abtragen wollte, indem er sich nun den schönen Dingen des Lebens zuwandte. Solcherart Polarisierung des Charakters war ja bei großen Männern, die einst schwere Schuld auf sich geladen hatten, keine Seltenheit.
    Sol-Town jedenfalls stand ganz in Erwartung dieses gesellschaftlichen Ereignisses. Es war hier nicht mehr viel los, Provconer-Laren und Gäa-Menschen waren erst wieder dabei, eine neue Gesellschaftsordnung aufzubauen, nachdem die alte zusammengebrochen war. Beide Volksgruppen standen dem kommenden Ereignis positiv gegenüber.
    Nicht so jedoch die Vincraner, von denen eine beachtliche Zahl nach Gäa zugewandert war. Einer von ihnen, sein Name war Bothon-Cann, zu dem Roctin-Par engen Kontakt pflegte, suchte ihn am Tag vor der Vernissage auf und äußerte ihm gegenüber seine Bedenken. „Hotrenor-Taak macht zwar ein, großes Geheimnis um die Exponate seiner Ausstellung", erklärte Bothon-Cann, „aber ich habe in Erfahrung gebracht, daß es sich um Zwotterkunst handelt. Und das stimmt mich bedenklich."
    Auf Roctin-Pars Frage, was er denn an der Kunst der Zwotter auszusetzen habe, meinte Bothon-Cann: „Es ist schon lange bekannt, daß die Psychode

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