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0925 - Blutzoll

0925 - Blutzoll

Titel: 0925 - Blutzoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Frau, die du kennengelernt hast. Sie stand plötzlich nicht mehr auf meiner Seite. Ich spürte, wie sie sich von mir abwenden wollte, deshalb mußte ich eingreifen.«
    »Wer bist du wirklich?«
    Der Schatten lachte. »Einer, der sich ebenfalls umgebracht hat. Ich bin ein Selbstmörder. Ich bin namenlos geworden, ich bin der Begleiter, und ich bin meine eigene Welt. Ich bin alles. Ich bin das Buch, ich bin die Szenen, ich kann mich aufteilen, ich kann die Gestalten entstehen lassen und sie lenken. Das hast du selbst gesehen, als du bei deinem Freund gewesen bist, dessen Frau plötzlich Angst bekam. Auch das war ich. Ich bin alles, und ich bin unfaßbar. Vielleicht bin ich ein Stück Hölle oder nur ein Geist, aber ich existiere, und das Buch existiert ebenfalls. Ich werde die Seiten voll bekommen, das verspreche ich dir, John Sinclair, auch mit dir.«
    Er hatte mir vieles erklärt, aber einiges war unklar geblieben. An derartige Welten mußte ich mich zunächst einmal gewöhnen, und ich fragte mich, ob er mir keinen Bären aufgebunden hatte. Gab es tatsächlich eine Welt der Selbstmörder? War sie in einem Buch zusammengefaßt, das seinen Platz neben mir gefunden hatte? War diese Welt das Buch und der Schatten zugleich?
    »Nichts geht verloren, Sinclair, nichts. Alles bleibt, auch wenn es mal verschwindet. Ich habe es geschafft, das Verschwundene und dennoch Bleibende lebendig zu machen, und für jeden Selbstmörder gibt es ein bestimmtes Bild. Es zeigt genug die Art und die Szene, wie er ums Leben gekommen ist. So funktioniert es.«
    »Dann ist mein Freund in eine derartige Szene hineingelangt, die er zuvor gesehen hat?«
    »So ist es gewesen.«
    Ich nahm es hin. Was hätte ich auch anderes tun sollen? Der Schatten hinter mir war der Chef, der Meister, derjenige, der die Fäden zog. Er hatte alles im Griff, und er hatte sich eine eigene Welt aufgebaut, die zu einem groß, zum anderen aber auf das Totenbuch konzentriert war. Ich ging jetzt davon aus, daß er ein Teil dieses Buches war, denn es bot ihm ein Versteck.
    Wie auch Suko.
    Ich kam noch immer nicht mit dem Gedanken zurecht, daß er als Mensch einfach von der Bildfläche verschwunden war und jetzt als Zeichnung in einem Buch seine Existenz fristete. Trotz allem hatte ich Hoffnung. Wenn es dem Schatten gelungen war, das Buch zu verlassen, dann müßte es auch Suko schaffen, und zwar so, wie er hineingelangt war, als ein lebender Mensch.
    Der Begleiter hatte mir Zeit gegeben, mich mit den eigenen Gedanken zu beschäftigen. Das war vorbei. Er wollte zu einem Ende kommen, und ich wurde schmerzlich daran erinnert, daß er noch immer die Klinge gegen meinen Nacken gepreßt hielt. Plötzlich verstärkte sich der Druck und hinterließ einen ersten Schnitt.
    Bei mir schrillten die Alarmglocken. Er war bereit, ernst zu machen, und ich suchte nach einem Ausweg.
    Mein Kreuz steckte in der Tasche.
    Das Buch lag neben mir.
    Wenn ich es schnappte, dauerte es einige Sekunden. Die Zeit würde ihm reichen, um mir das Messer in den Hals zu stoßen.
    Verdammt, die Klemme war dicht!
    Aber ich verfiel nicht in Panik, blieb die Ruhe selbst. Mein Leben stand auf des Messers Schneide, wie schon so oft, und ich schielte wieder in den Innenspiegel, um den hinter mir stehenden Schatten sehen zu können, doch ich hatte Pech. Der Spiegel zeigte ihn mir nicht, dafür aber sah ich etwas anderes und spürte es auch zugleich, denn der leichte Druck des Messers in meinem Nacken verschwand.
    Die Klinge wurde angehoben.
    Im Spiegel aber war kein Arm, keine Hand zu sehen. Ich wußte, weshalb man die Klinge in die Höhe riß. Um auszuholen und um so kraftvoller zustoßen zu können…
    ***
    Suko stand neben dem Grab, in dem noch einige Schaufeln Lehm fehlten, um es bis zum Rand aufzufüllen. Er wußte, daß in dem Grab ein Mensch gelegen hatte, ein lebendiger, kein Toter.
    Hier war ein Mann lebendig begraben worden. Getan hatten dies die beiden Gesichtslosen, die Suko abwechselnd anschaute, weil er genau zwischen ihnen stand. Sie aber konnten mit ihm nichts anfangen. Er wußte nicht mal, ob sie ihn überhaupt wahrnahmen.
    Er ging auf sie zu.
    Es war nicht mal ein großer Schritt, den er hinter sich bringen mußte, aber die Gestalt rührte sich nicht. Sie ließ es zu, daß Suko sie anfaßte, nur war er nicht in der Lage, irgendeinen Widerstand zu fühlen. Er zog den Arm wieder zurück. Suko wußte, daß er hier als Mensch stand, aber wer waren die anderen? Zwar sahen sie aus wie Menschen, nur

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