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0925 - Boten der Finsternis

Titel: 0925 - Boten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hineinkriechen können, aber er wußte von den Lurianern, daß die dahinterliegenden und nach oben führenden Antigravschächte sich bis auf einen Durchmesser von zehn Zentimetern verengten - und ein Lebewesen mit einem Knochenskelett konnte sich bei größter Mühe nicht so schmal machen wie ein Lebewesen aus knochenloser Körpermasse.
    Aus diesem Grund war Tengri Lethos auch noch nie in einem Wohnhaus der Lurianer gewesen, denn er wußte über die Psyche der Lurianer fast alles und wußte deshalb auch, daß sie die Anwendung von Transmittern in Wohngebäuden für unanständig hielten.
    Diesmal aber blieb ihm gar nichts anderes übrig, als sich mit Hilfe seines Spontantransmitters in ein Wohngebäude zu versetzen, denn es gab offenkundig keine andere Möglichkeit der Begegnung mit Lurianern.
    Das alles war Tengri Lethos klar gewesen, bevor er vor dem Gebäude stand. Sein Zögern hatte einen anderen Grund gehabt. Bevor er diesen Grund artikuliert denken konnte, aktivierte er seinen Spontantransmitter zur Beförderung in einen Raum auf der höchsten Etage.
    Im nächsten Augenblick stand er in einem typischen Lurianer-Wohn-Schlafraum. Die Wände mit Ausnahme der Kommunikationswand zeigten die bei den Lurianern so beliebte Küstenlandschaft: vom Gischt des Meeres übersprühte Felsterrassen. In einer solchen Landschaft hatten ihre tierischen Vorfahren gelebt.
    Von den Wänden aus senkte sich der Boden allmählich bis zur Mitte mit dem glatten Steinrost, durch den ständig warmes Wasser schwappte. Wenn Lurianer sich entspannen wollten; legten sie sich auf diesen Rost - es sei denn, draußen hätte es gerade geregnet und die Sonne erwärmte die nassen Steinplatten.
    Auch diesmal lagen die Bewohner dieser Wohnung auf dem Steinrost, aber ihre Entspannung war die Entspannung des Todes. Tengri Lethos brauchte ihre Gehirne nicht zu sondieren, um das zu erkennen. Die Verwesung war schon ziemlich weit fortgeschritten.
    Der Hüter des Lichts war sicher, daß es in allen Wohnungen auf Luria genauso aussah wie in dieser. Der Tod mußte blitzartig zugeschlagen haben.
    Zahllose Spekulationen über die Todesursache tauchten in Tengris Bewußtsein auf. Er verdrängte sie alle.
    Mit Spekulationen war ihm nicht geholfen. Er mußte herausfinden, woran die Lurianer gestorben waren.
    Mit seinem Detektor, den er mittels Gedankenbefehl aktivierte, tastete er die körperlichen Überreste der vier Lurianer nach starken, inzwischen rekristallisierten Populationen von Viren und nach Bakterien, nach Spuren biologischer und anorganischer Gifte sowie nach Veränderungen infolge der Einwirkung von Strahlungen ab. Alle diese Untersuchungen verliefen negativ. Weder eine Seuche noch Gifte, noch eine unbekannte Strahlung hatte die Lurianer getötet.
    Aber etwas anderes machte den Hüter des Lichts stutzig. Er kannte die durchschnittliche Masse eines lurianischen Körpers. Sie betrug vierunddreißig Kilogramm. Die Verwesung hatte zwar Veränderungen des Gewebes hervorgerufen, konnte aber die Masse nur minimal reduziert haben. Die Luftfeuchtigkeit in lurianischen Wohnungen war so hoch, daß eine Verdunstung von Körperflüssigkeit praktisch ausgeschlossen war.
    Dennoch besaß keiner der vier Toten mehr als neunzehn Kilogramm Masse!
    Die Lurianer mußten verhungert sein!
    Tengri Lethos wandte sich der Kommunikationswand zu. Er brauchte nicht lange, um ihre Funktionsweise und Bedienung zu begreifen. Energie war genug vorhanden, wie auch die laufende Klimaanlage und die Pumpe für die Wasserroste bewiesen.
    Schnell hatte der Hüter des Lichts die Anforderungsschaltungen für die Lebensmittelversorgung gefunden.
    Er drückte wahllos einige der betreffenden Tasten. Sekunden darauf flog die Klappe der Rohrleitung hoch. Eine zylindrische Kapsel glitt in den Auffangkorb.
    Tengri öffnete die Kapsel und fand in ihr eine Auswahl lurianischer Lebensmittel. Eine Untersuchung mit dem Detektor bewies ihm, daß sie keine schädlichen Beimengen enthielten.
    Folglich waren die Lurianer bei völlig intakter Versorgung verhungert. Das war so ungeheuerlich, daß selbst Tengri Lethos mit seinem unvorstellbaren Wissen und seinen vielfältigen Erfahrungen es nicht begriff.
    Nacheinander versetzte er sich in weitere Wohnungen. Überall fand er das gleiche vor: verhungerte Lurianer und eine intakte Lebensmittelversorgung.
    Tengri Lethos war zutiefst erschüttert. Diese Intelligenzwesen waren so anständig, so friedliebend und so fleißig gewesen wie kein anderes Volk, das er

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