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0925 - Boten der Finsternis

Titel: 0925 - Boten der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einem Ring von vierzig Meter hohen hellgrauen Metallplatten von zwanzig Metern Breite und vier Metern Dicke umgaben, und zwar alle mit der Schmalseite zum Zentrum des Platzes hin ausgerichtet, waren Tausende von Lurianern gekommen.
    Sie hatten sich mit der für sie typischen Wellenbewegung über die nassen Kunststeinplatten geschoben, ovalen, siebzig und hundertsechzig Zentimeter breiten und langen Pfannkuchen aus gallertartiger, durchschnittlich dreißig Zentimeter hoher Masse gleichend. Die ersten waren bis zu dem dunkelgelben porösen, schildkrötenförmigen Stein dreißig Meter lang, zwanzig Meter breit, zehn Meter hoch - „gegangen", der wie ein steingewordener terranischer Riesenschwamm aussah, hatten sich um ihn gelagert, und die nächsten lagerten sich hinter ihnen und so weiter, bis alle Steinplatten des Platzes von Lurianern bedeckt waren. Mit Ausnahme der Platte, auf der Tengri Lethos damals gestanden hatte.
    Es war die dampfende Nässe auf den sonnengewärmten Platten, die die Lurianer angezogen hatte. Sie hätten mit ihrer hochentwickelten Technik diese Bedingungen jederzeit in ihren Wohnhäusern herstellen können - und sie taten es auch sehr oft -,aber für diese in Harmonie mit der natürlichen Umwelt lebenden Wesen bedeuteten Geschenke der Natur wie dieses viel mehr. Der psychische Genuß erhöhte den gesundheitlichen Wert um ein Vielfaches gegenüber dem technisch erzeugten Nässebad. ‘ Hätte Tengri Lethos nicht schon durch die Sensoren des Ewigkeitsschiffs erfahren, daß es auf Luria kein intelligentes Leben mehr gab, spätestens das Fehlen der Lurianer auf dem nassen Zentralplatz hätte es ihm verraten.
    Aber was war aus ihnen geworden?
    Tengri Lethos schaute nach oben und sah zartgrün angehauchte Wolkenfetzen über den Himmel streichen.
    Ein Nurflügler zog darunter seine Kreise, ein Reptil mit fünf Meter weit klafternden Hautschwingen, zwischen denen der vergleichsweise winzige Rumpf mit dem tennisballgroßen Kopf fast verschwand. Nurflügler lebten von Flugalgen, die in der Atmosphäre vorkamen. Gefiederte Lebewesen hatten sich auf Luria nicht entwickelt.
    Als Tengri Lethos’ Blick sich wieder senkte, heftete er sich auf eines der eidechsenartigen, unterarmlangen Tiere, die in den Höhlungen des porösen Steinblocks in der Mitte des. Platzes lebten. Das Tier hockte reglos auf der Oberfläche des Steines und jetzt sah der Hüter des Lichts auch die anderen Tiere, Tausende, die alle völlig reglos auf dem Stein hockten und ihm wegen ihrer Reglosigkeit zuerst nicht aufgefallen waren.
    Erging näher. Aus ungefähr zehn Metern. Entfernung sah er, daß die Tiere erschreckend abgemagert waren. Über den Knochen der Skelette schien nur noch bloße, ausgetrocknete Haut zu hängen. Es schien, als wären die Tiere tot und irgendwie mumifiziert.
    Aber als Tengri Lethos nur noch etwa fünf Meter vom Rand des Steines entfernt war, drehten sich die Augen der Tiere, die ihm am nächsten waren, so, daß sie sich alle auf ihn richteten - und diese Reaktion setzte sich wellenförmig fort, bis alle Tiere in seinem Blickfeld ihre Augen auf ihn gerichtet hatten.
    Tengri Lethos blieb stehen.
    Er ahnte, was geschehen war - und von dieser Ahnung war es nicht weit bis zu der Ahnung, was mit den Lurianern geschehen war.
    Diese Reptilien waren offensichtlich total abgemagert und standen dicht vor dem Hungertod. Das konnte nur bedeuten, daß sie sich ihre Nahrung niemals selbst gesucht hatten, sondern von den Lurianern gefüttert worden waren.
    Und wie er die Lurianer kannte, hätten sie es niemals fertiggebracht, diese von ihrer Hilfe abhängigen Kreaturen dem Hungertod preiszugeben. Wenn sie ihren Heimatplaneten aus irgendeinem Grund verlassen hätten, dann würden sie zweifellos dafür gesorgt haben, daß die Reptilien weiterhin regelmäßig gefüttert wurden.
    Da sie aber nichts dergleichen getan hatten, mußten sie tot sein. Und sie mußten ganz plötzlich gestorben sein.
    Tengri Lethos glaubte ungefähr zu wissen, was er vorfinden würde, als er auf den Ring der Wohnbauten zuschritt, die nur wenige Meter voneinander entfernt waren.
     
    *
     
    Als er vor einem Gebäude angekommen war, blieb der Hüter des Lichts stehen. Die Wohnhäuser der Lurianer waren unzugänglich für Lebewesen seiner Gestalt und Größe. Es gab als Ein- und Ausgänge nur rechteckige Schlitze von rund achtzig Zentimetern Länge und vierzig Zentimetern Breite auf den Schmalseiten der Häuser. Tengri Lethos hätte selbstverständlich

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