0925 - Geburt eines Dämons
eindeutig auf Lucifuge Rofocale hin!
Euphorie machte sich in Stygia breit.
Dass mir das nicht früher aufgefallen ist… Asael, habe ich recht mit meiner Vermutung? Bist du Lucifuge Rofocales Sohn? Konnte ich dich deswegen nicht aus meinem Leib tilgen? Sag es mir. Ich weiß es ohnehin…
Asael blieb dieses Mal stumm.
Auch gut. Ja, du wirst groß an Gestalt und machtvoll sein wie dein Vater. Wunderschöne, schwarze ledrige Haut, enorme Krallen, riesige Kopfhörner, diese allerdings feiner und edler geschwungen, so wie meine. Ja, ich glaube, die Kopfhörner wirst du von mir haben. Meinen bösen Charakter hast du ja ohnehin schon…
Erneut bewegte sich etwas in ihr und beendete ihre Gedanken abrupt. Eine mentale Welle aus absolutem Chaos baute sich auf, breitete sich blitzschnell aus und zeigte Stygia, dass es nun so weit war. Die Geburt stand kurz bevor.
Die Geburt eines Mächtigen.
Die Geburt von Lucifuge Rofocales Sohn.
Asaels Geburt!
Stygias Gemütszustand schwankte zwischen kreatürlicher Angst, ausgelöst durch die Chaoswelle und weiter ansteigender Euphorie. Urplötzlich blähte sich ihr Bauch auf, suchte sich Platz wie die Chaoswelle zuvor. Es fühlte sich an, als fülle sich ein zuerst kleiner Ballon unaufhörlich mit Luft und verdränge mit dem Wachsen alles um sich herum. Stygia glaubte, innerlich zerrissen zu werden und tatsächlich den Opfergang antreten zu müssen, um Asaels strahlende Geburt erst möglich zu machen. Brauchte er ihre Kraft, um leben zu können?
Doch ihr Bewusstsein erlosch nicht. Es musste stattdessen die furchtbarsten Schmerzen aushalten, die Stygia bisher heimgesucht hatten. Es war, als stoße die Chaoswelle ihr Ich auf körperlicher und geistiger Ebene in ein fauchendes Flammenmeer, das ihren Körper und ihre Unsterblichkeit gleichermaßen angriff. Milliarden Seelen auf den Seelenhalden konnten nicht annähernd das durchmachen, was sie gerade durchmachte - selbst wenn man deren Schmerz ums Tausendfache potenzierte.
Als die Chaoswelle in einem grellen mentalen Lichtblitz explodierte und sich über den Anden ausbreitete, drückte Asael machtvoll aus Stygias Bauch heraus. Noch einmal steigerte sich ihr Schmerz, denn es war ihr, als zerfetze der junge Dämon auf seinem Weg in die Welt ihren kompletten Unterleib in Milliarden von Einzelteilen.
Asael flutschte zwischen ihren Beinen hervor und fiel im freien, ungebremsten Fall der Erdoberfläche entgegen. Er wirbelte um sich selbst, ohne seinen Sturz anscheinend aufhalten zu können.
Stygia schaffte es, einen kurzen Blick auf den Fallenden zu erhaschen. Etwas war… seltsam. Was stimmte hier nicht?
Die Ministerpräsidentin, völlig entkräftet, begann ebenfalls zu fallen. Die magische Kraft, die sie an den Himmel gebannt hatte, war komplett erloschen. Immerhin schaffte sie es, sich kurz vor dem Aufprall wieder zu fangen und einigermaßen sanft zu landen.
Die Teufelin blieb ein paar Minuten liegen und rezitierte mit geschlossenen Augen schwarzmagische Formeln. Erleichtert spürte sie, wie dunkle Energien in ihren Körper strömten und ihr ein wenig ihrer Kraft zurückgaben. So konnte sie aufstehen und sich irgendwo einen Menschen suchen. Denn nur ein Blutopfer würde sie wieder vollkommen regenerieren lassen.
Stöhnend erhob sie sich und blickte über das von kärglicher Vegetation bewachsene Hochplateau hinweg. Asael war nirgends zu sehen. Also breitete sie ihre Flügel aus und schwang sich erneut in die Lüfte. Langsam flog sie die Umgebung ab. Und fand nur verbrannte Erde. Auf einer Weide lagen fünf tote Hirten zwischen ihren ebenfalls verendeten Lamas, Guanakos und Vikunjas. Ein paar Kilometer weiter war ein ganzes Indiodorf ausgerottet worden. Sie fand zudem zwei tote Andenkondore, ein grotesk verdrehtes Riesengürteltier und einen auf dem Rücken liegenden Jaguar.
Die Chaoswelle hatte alles organische Leben im Umkreis von rund 25 Kilometern vernichtet!
Stygia knurrte. Nun würde sie in ihrem geschwächten Zustand weiter als geplant fliegen müssen, um ein Menschenopfer zu bekommen. Oder aber in dem Dorf hatte doch noch jemand überlebt. Das wollte sie zuerst kontrollieren. Sie flog zurück und ließ sich neben einem toten Jungen nieder.
»Hallo Mutter«, tönte eine krächzende Stimme hinter ihr auf. Die Ministerpräsidentin fuhr herum.
Erstaunt ließ sie ihre Blicke schweifen. Da war - nichts.
Oder?
Dort, auf einem Stein. War das nicht…?
Entsetzt prallte die Teufelin zurück.
***
Es war einer dieser Tage, an
Weitere Kostenlose Bücher