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0925 - Geburt eines Dämons

0925 - Geburt eines Dämons

Titel: 0925 - Geburt eines Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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denen sich die innere Ruhe nicht mal im Ansatz einstellen wollte.
    Zamorra saß in seinem Arbeitszimmer im Nordturm vor dem Computer und starrte auf den fast weißen Bildschirm, während neben ihm das Radio leise dudelte. »Der Widersacher Gottes und seine Helfer - ein Bericht über ihr Wirken im Diesseits und Jenseits«, stand unterstrichen auf dem Bildschirm. Obwohl er bereits seit zweieinhalb Stunden hier saß, hatte der Professor noch nicht mehr als den Arbeitstitel seines Gastvortrags auf das elektronische Papier bekommen. Dabei musste er den Vortrag in vier Tagen halten. Und einen Weiteren zum Thema »Besessenheit und Exorzismus - Wahn oder Wirklichkeit?« drei Tage später.
    Dafür hab ich noch nicht mal den Titel getippt… Zamorra seufzte und ließ seinen Blick über die zum Teil aufgeschlagene Fachliteratur schweifen, die kreuz und quer um seinen Arbeitsplatz lag. Scheiße. Vielleicht sollte ich ja einfach irgendeinen von meinen alten Vorträgen rauskramen und den halten. Merkt wahrscheinlich ohnehin keine Sau. Ich bin doch der größte Vollidiot. Was muss ich mich auch hinreißen lassen, gleich für eine ganze Vortragsreihe zu unterschreiben. Da hab ich garantiert komplett einen an der Klatsche gehabt. Totalausfall im Oberstübchen. Und jetzt hab ich den Salat…
    Den wahren Grund seines plötzlich überzogenen Gastreferenten-Engagements an der altehrwürdigen Pariser Sorbonne verdrängte er krampfhaft. Aber nur so lange, bis Guns'n'Roses plötzlich »November Rain« sangen. Bereits die ersten Töne der Liebesballade versetzten ihm einen krampfhaften Stich ins Herz. Sofort waren da wieder die Bilder, drängten sich mit aller Macht in seinen Geist, wischten alles andere beiseite wie ein riesiger Schatten, der auch das letzte bisschen Licht fraß, das noch existierte: Streitereien mit Nicole wegen alltäglicher Kleinigkeiten, Schuhe, Unterhosen, all der Kram, die fürchterliche finale Auseinandersetzung nach einem Einkaufsbummel in Lyon, Nicole im Schlosshof, sich auch körperlich verabschiedend, nachdem sie das mental schon die Wochen zuvor getan hatte, ihr Davonbrausen im Cabrio, das ohnmächtige Gefühl der endgültigen Trennung, der Hilflosigkeit, nichts tun zu können, um die Katastrophe doch noch irgendwie abzuwenden, aber auch Wut, Zorn, heimliche Tränen…
    Zamorra schluckte schwer. Seine Züge verhärteten, bildeten seine Verbitterung, seinen Schmerz nun auch nach außen ab. Er schnaufte tief durch, brachte Guns'n'Roses zum Schweigen und schlug danach mit den Fäusten ein paar Mal so fest auf die Tischplatte, dass es in den Handgelenken knirschte. Dabei stiegen gefährlich grunzende Laute aus seiner Kehle. Schließlich stand Zamorra auf und malträtierte die Wand mit einigen Karatefußtritten.
    Erst jetzt hatte er seine jäh aufsteigenden Aggressionen so weit abgebaut, dass er sich wieder in den Griff bekam. Mit hängenden Schultern stand er da und lauschte in sich hinein. Die Schmerzen in seinem großen Zeh pochten mit seinem Herzen um die Wette. Hatte er sich etwas gebrochen? Nein, der Zeh ließ sich noch problemlos bewegen.
    Der Meister des Übersinnlichen setzte sich wieder hin. Er fühlte sich plötzlich müde und ausgelaugt wie so oft in den letzten Wochen. Die Bilder, die seine Welt zum Einsturz gebracht hatten, ließen sich nun, da sie wieder Zugang gefunden hatten, nicht mehr so schnell verdrängen.
    Ach, ist doch alles egal, soll sie doch machen, was sie will. Ich zwinge niemanden, bei mir zu bleiben. Merlin, du hast's gut, du hast diesen ganzen Mist hinter dir und deinen Frieden. Diese beschissene Existenz ist so schwierig. Manchmal würde ich schon gerne mit dir tauschen…
    Zamorra gab sich einen Ruck, richtete den Oberkörper auf und krallte seine Finger in die Stuhllehne. Ein Strom belebender Impulse kam von irgendwo her und durchfloss ihn. Sofort fühlte er sich wieder kräftiger.
    Was denke ich da eigentlich? Bin ich jetzt total bescheuert? Das wird schon wieder. Ich darf nicht ungerecht zu dir sein, Nici. Du kannst nichts dafür, das ist dieses verdammte Amulett. Sid, du kriegst das wieder hin, da bin ich mir ganz sicher. Aber ein bisschen mehr Beeilung wäre schon angebracht, du verdammter Teufel. Und dann bist du wieder du selbst, Nici, meine Göttin, mein Stern, mein Leben, mein zweites Ich, dann zwingt dich nicht mehr irgendwas Abstruses, eine Auszeit von mir nehmen zu müssen. Es wird wieder wie…
    Es klopfte.
    Zamorra fand nur schwer aus seinem Strudel von Gedanken und

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