0926 - Preis der Macht
Weg, um diese Zweifel aus dem Kopf zu bekommen - er musste sich selbst davon überzeugen und notfalls seine Arbeit zu einem Ende bringen. Morano sollte von dieser Entwicklung besser nichts erfahren, ehe Starless nicht sicher war.
Er wandte sich wieder Sinje-Li zu.
»Du schaffst diese Sache hier alleine. Bringe diesen Fazio Linza zu Morano. Sage ihm, ich bin gezwungen, eine wichtige Sache zu überprüfen, die für ihn von großer Wichtigkeit sein kann. Ich werde schon bald wieder zurück sein.«
Sinje-Li öffnete den Mund um aufzubegehren, doch da war Starless bereits verschwunden; ein Vampir war niemals ortsgebunden und stets in der Lage zu entmaterialisieren.
»Was kann ich für sie tun, schöne Frau?«
Sinje-Li war für einen Moment verwirrt, doch dann fing sie sich wieder. Linza war durch eine getarnte Tür in den Raum getreten. Nie zuvor hatte Sinje-Li einen dermaßen fetten Vampir gesehen. Es fiel ihr schwer zu glauben, ein Mitglied ihrer Rasse vor sich zu sehen, doch dem war so. Die, die dem Blutdurst frönten, erkannten sich untereinander sofort.
Fazio Linza war einen halben Kopf kleiner als Sinje-Li. Seine winzigen Schweinsaugen scannten ihren Körper von oben bis unten. Sie konnte seine geilen Gedanken regelrecht hören , doch sie enthielt sich dazu jeder Bemerkung.
»Tan Morano will dich sehen, Linza. Ich soll dich zu ihm bringen.«
Der Clanchef lachte beinahe hysterisch auf. »Wozu? Was habe ich mit Tan Morano zu schaffen? Sag ihm, er soll aus meiner Stadt verschwinden, denn einen wie ihn will ich hier nicht haben. Hast du verstanden, Süße? Aber du darfst selbstverständlich auch noch ein wenig bei mir bleiben…«
Sinje-Li verzog angeekelt die Lippen.
»Nenn mich noch einmal so, und du wirst es bereuen.« Sie machte einen kurzen Schritt nach vorne, in ihrer rechten Hand blitzte kurz etwas auf. Dann stand sie ganz dicht bei Linza, dessen Augen vor Panik weit aufgerissen waren. Er spürte eine Klinge, die sich unterhalb seines mächtigen Bauches unangenehm heftig gegen die Hose drückte. Er wagte es nicht, einen Blick nach unten zu werfen.
Sinje-Li presste die Hakenklinge noch ein wenig fester gegen Linzas bestes Stück. »Nun los, wiederhole das doch noch einmal. Nein? Du willst nicht? Eine schlaue Entscheidung, Fettsack.« Von drei Seiten drangen Linzas Leibwächter in den Raum, doch eine fahrige Handbewegung Fazios hielt die Männer zurück.
Sinje-Li lächelte um eine Spur zu süßlich. »Wir beide werden nun eine kleine Reise machen - und niemand wird uns folgen, richtig?« Linza nickte heftig. Sinje-Li legte eine Hand angewidert auf die Schulter der lebenden Fettkugel… wenn man bei einem Vampir wie ihm überhaupt von Leben reden konnte.
Es half nichts, sie brauchte Körperkontakt um mit dem Mann gemeinsam zu Morano zu springen. Einen Herzschlag später waren beide verschwunden und die Leibwächter blickten einander hilflos an. Sie hatte keine Chance bekommen, die Entführung ihres Chefs zu verhindern.
Sinje-Li hatte ihren Auftrag in Perfektion erledigt.
Dazu brauchte sie keine Hilfe - auch keinen Starless…
***
Serhat saß still in einer Ecke des Zimmers.
Ganz lange schon beobachtete er seinen neuen besten Freund, der mitten im Raum auf dem quadratischen Spielteppich hockte. In beiden Händen hielt er Spielzeugautos, die dort vollkommen verloren und falsch platziert erschienen.
Ted war ein Kind - in seinem Kopf. Sein Körper hingegen war in Serhats Augen der eines mutigen Piratenkapitäns, eines Nordmannes, der durch die eisige See segelte und dabei viele Abenteuer erlebte. So stellte sich Serhat einen echten Wikinger vor, so und nicht anders.
Serhat liebte Piratengeschichten. Ganz besonders die, die sich Rola manchmal für die Kinder einfallen ließ. Sie war so schlau! Ihr fielen die tollsten Sachen ein. Millisan und Manja, die anderen Erzieherinnen, fanden das dann meist nicht so gut, denn sie sagten, das würde die Kinder ja doch nur aufregen. Stimmte aber gar nicht.
Und dann war da noch Artimus, der immer lachte, wenn Rola ihre Abenteuergeschichten erzählte. Artimus war Serhats bester Freund… aber konnte man denn zwei allerbeste Freunde haben? Serhat war da nicht so sicher, doch das war ja vielleicht auch gar nicht so schlimm.
Als Ted nach no tears gekommen war, da konnte er noch nicht richtig sprechen, er brabbelte fast wie ein Baby, doch das hatte sich schnell geändert. Jetzt war er schon so klug wie Serhat. Nur… er konnte sich an nichts mehr erinnern. Und das tat
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