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0927 - Reigen der Paratender

Titel: 0927 - Reigen der Paratender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ist richtig. Ich stahl das Munarquon. Ich bitte um die Erlaubnis, Dalaniekay zu Bett bringen zu dürfen.
    Sie ist in diesem Zustand nicht fähig, die heilsame Wirkung des Psychods in ihrer herrlichen Konsequenz miterleben zu können. Ich bin sofort wieder zurück, um zu tun, was Sie von mir verlangen, Kommandant."
    Nach einer Weile sagte Haldor Trunck halblaut: „In Ordnung. Suchen Sie sich eine Kabine. Die meisten sind leer. Schlafen Sie aus, uns ist nichts an nervösen Wracks gelegen. Dann melden Sie sich wieder hier."
    „Zu Befehl, Kommandant", sagte Scrugg, schlug die Augen nieder und bemühte sich, wie die Männer an den Pulten und die anderen Paratender zu wirken. Es kostete ihn eine Menge Energie, auf diese Art zu schauspielern.
    Jetzt mußte er so tun, als sei er ein Sklave Boyt Margors.
    Und das vierundzwanzig Stunden am Tag.
    Aus dem Augenwinkel erhaschte er einen Blick auf die Ziffern des Bordchronometers. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt schrieb man den zweiundzwanzigsten April 3587. Das Schiff konnte frühestens in zwei Tagen in der Provcon-Faust sein.
    Sein Griff um Dalaniekays Oberarm war eisenhart. Er trug sämtliche Gepäckstücke und verließ die Zentrale. Für ihn war es eine Gnadenfrist, aber für seine Gefährtin schien es so etwas wie ein halbes Todesurteil zu sein.
     
    *
     
    Scrugg Tomas befand sich nicht zum erstenmal in seinem Leben in einer solchen Situation. Seine Lage war keineswegs aussichtslos, aber außerordentlich kritisch. Er versuchte, logisch vorzugehen.
    Zunächst bettete er Dalaniekay auf die Liege der Doppelkabine.
    Dann packte er die notwendige Menge seiner Habseligkeiten aus und verstaute sie. Er zog sich und Dalaniekay die hinderlichen Raumanzüge aus. Dalaniekay lag schweigend und fast willenlos da und schien zu träumen oder mit offenen Augen zu schlafen.
    Sie war eine Gefangene Boyt Margors.
    Das Psychod hatte sie in den Bann totalen Gehorsams gezogen.
    Er selbst war gegen die Wirkung des Psychods immun.
    Aus einer Hemdtasche zog er ein kleines, unauffällig aussehendes Gerät. Er schaltete es ein und suchte jeden Winkel der Kabine ab. Zwar hatte er selbst diese leerstehende Kabine herausgesucht, aber es konnte sein, daß Kommandant Haldor Trunck - auch ein Paratender Margors - im Auftrag des Sklavenhalters seine Mitsklaven abhörte. Scrugg wußte, daß er ein Risiko einging; kein Paratender würde sich so verhalten wie er jetzt eben. Er beruhigte sich, als er feststellte, daß die Kabine nicht unter Überwachung lag. Während er suchte und testete, überschlugen sich seine Gedanken, und er zwang sich gewaltsam zur Ruhe und zu analytischer Konzentration.
    Er ließ Trinkwasser in ein Glas und löste eine kleine Menge Munarquon darin auf. Es war für den Augenblick seine einzige Chance.
    Er flößte Dalaniekay das neutral schmeckende Getränk ein und wartete eine Minute. Er setzte sich neben sie, nachdem er das Schott abgeschlossen hatte. Für einen langen Moment veränderte sich der Ausdruck seines harten, länglichen Gesichts. Es wurde weich, ein versonnenes Lächeln trat hervor. Er musterte die junge Frau schweigend und holte dann tief Atem.
    „Hör zu!" sagte er eindringlich. „Du fühlst dich außerordentlich wohl. Du bist sicher, auf vielfarbigen Wolken zu schweben. Ist es so?"
    Ihr übertriebenes Make-up fing an, sich aufzulösen. Sie blickte ziellos hierhin und dorthin, dann schüttelte sie den Kopf und blickte Scrugg an.
    „Ronald, Liebster!" flüsterte sie. „Du bist hier? Was ist passiert?"
    Vielleicht, so dachte er, stand sie jetzt so stark unter dem Einfluß von Munarquon, daß sie vorübergehend nicht den Strömungen aus dem Psychod gehorchte, sondern ihm. Er packte sie an den Schultern und hob sie halb in die Höhe.
    „Du hast das Psychod angesehen und bist beeinflußt worden?" fragte er.
    „Es ist herrlich. Keine Verantwortung mehr, weißt du? Warum antworte ich dir eigentlich, Ronald?"
    „Weil du nicht anders kannst. Du bringst uns und unsere Mission in Gefahr. Du mußt schweigen, Jennifer!
    Hörst du? Schweigen!"
    „Warum schweigen? Das Munarquon ist kein Rauschgift! Es ist, wie du und ich sehr genau wissen, vom Geheimdienst besorgt worden. Eine Tonne und ein paar hundert Gramm."
    „Aber wir verkauften es als Rauschgift. Vergiß nicht, wir ... overdammt! Du mußt mir gehorchen. Du mußt schweigen."
    Sie sprach jetzt klarer und unterwarf sich seinem Willen. Vermutlich würde es so lange dauern, wie die Wirkung von Munarquon anhielt. Etwa eine Stunde

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