Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0928 - Der Fliegenmann

0928 - Der Fliegenmann

Titel: 0928 - Der Fliegenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nieder, wobei ich eine Hand gegen die getroffene Stelle preßte.
    Harry gab die Suche nach mir nicht auf. Er kam auch näher, wie ich hörte, denn nicht weit von mir entfernt räumte jemand im Unterholz auf, sogar leicht wütend und zugleich besorgt, wie ich seiner Stimme entnehmen konnte.
    »Verdammt, John, bist du eingeschlafen? Was ist denn los?«
    »Ich bin hier!« Diesmal hoffte ich, laut genug gesprochen zu haben, und ich hörte Harrys Gegenfrage.
    »Wo denn?«
    »Auf dem Baumstamm.«
    Mehr wollte ich nicht sagen, statt dessen holte ich das Taschentuch hervor und tupfte dort über mein Gesicht, wo der Schlag des Astes eine blutige Strieme hinterlassen hatte. Die Rinde war doch ziemlich rissig und rauh gewesen.
    Die Stelle brannte, aber das nahm ich hin, denn es hätte schlimmer, viel schlimmer kommen können.
    »Na endlich, da bist du ja!« Harry kletterte über den Baumstamm und setzte sich schließlich neben mich. Ich schaute nach links, sah ihn und ließ meine Hand sinken. Er entdeckte die Schramme in meinem Gesicht und schüttelte den Kopf. »Was hast du denn da gemacht?«
    »Ich nicht. Es war ein Ast.«
    »Pech, aber sonst geht es dir gut?«
    »Leidlich, Harry.« Ich wunderte mich über meine Worte. Von den Fliegen hatte er nichts erwähnt, und deshalb fragte ich ihn:
    »Hast du die Fliegen denn nicht gesehen?«
    Stahl zupfte an der dünnen Haut seines Halses. »Fliegen?« fragte er, »du meinst diese Insektenwolke?«
    »Genau die.«
    »Klar, aber ich war zu weit weg. Sie ist in eine andere Richtung geflogen, und einige Bäume nahmen mir die Sicht. Mehr kann ich damit nicht anfangen, John.«
    »Aber ich Harry, aber ich.« Dann erzählte ich ihm davon, was mir widerfahren war, und wenn ich ihn jemals hatte staunen sehen, dann passierte es jetzt.
    »Bitte?«
    »Du hast richtig gehört. Kein Wort ist gelogen. Aus dem Schwarm hörte ich die Stimme. ›Ich bin die Angst! Ich bin die Angst!‹ Willst du noch mehr wissen?«
    »Nein.«
    »Dann hat sich die Wolke verflüchtigt.« Ich schlug mir auf den Schenkel. »Du hättest sie doch sehen müssen, als sie über die Bäume hinweggestiegen ist. So schnell kann sich auch eine Fliegenwolke nicht auflösen. Zumindest hätten dir Teile von ihr auffallen müssen.«
    »Sind sie aber nicht, John.«
    Ich hob die Schultern. »Das verstehe ich nicht. Aber ich begreife so manches nicht, denn die Stimme habe ich mir ebenfalls nicht eingebildet, und ich weiß auch, daß Fliegen nicht sprechen können. Bisher war ich der Meinung. Jetzt muß ich wohl umdenken«, fügte ich bissig hinzu und lachte auch.
    »Müssen es denn die Fliegen gewesen sein?« fragte Harry nach einer Weile.
    »Wer sonst? Deine Stimme war es nicht.«
    »Schon, John. Aber wir haben beide den nackten Mann gesehen. Es gab also noch einen dritten. Ich gehe mal davon aus, daß er diese Worte gesagt hat.«
    »Dann müßte er mir gefolgt sein.«
    »Ist das so unmöglich?«
    Ich stützte mein Kinn auf eine Hand. »Das weiß ich nicht, Harry. Ich habe das Gefühl, gar nichts mehr zu wissen. Ich will nicht behaupten, daß für mich eine Welt zusammengebrochen ist, aber komisch ist es schon. Komisch und auch unheimlich.«
    »Ja, das glaube ich auch. Du hast ihn also nicht mehr gesehen?«
    »Nein, nur die Fliegen. Sie stiegen plötzlich als dichte Wolke in die Höhe, und es gab auf ihrem Sturmflug zu mir auch keine Hindernisse. Ich bin gerannt, aber sie waren mir auf den Fersen und urplötzlich da. Wahnsinn! Ich bin dann noch gestolpert, lag auf dem Bauch und hörte dabei die Stimme.«
    »Dann hat der Nackte damit zu tun.«
    »Sicher, wer sonst.«
    »Aber was? Ist er ein Herr der Fliegen? Kann dieser Edgar sie leiten? Hat er die Kontrolle über sie bekommen, nachdem er sein Grab verlassen hat?«
    »Weiß ich noch nicht. Hast du schon mal daran gedacht, daß er möglicherweise gar nicht gestorben ist?«
    Harry konnte das Lachen nicht unterdrücken. »Na, du machst mir vielleicht Spaß.«
    »Wieso?«
    »Kann ich dir sagen. Dann wären Säckler und auch die Typen vom tschechischen Geheimdienst einem verdammt großen Bluff aufgesessen.«
    »Ich ziehe es mittlerweile in Betracht.«
    Harry atmete tief ein und dann auch wieder aus. »So einfach ist das alles nicht, denke ich. Wahrscheinlich kriegen wir noch großen Ärger, John.«
    »Davon kannst du ausgehen.«
    »Und auch davon, daß beide verschwunden sind. Der Nackte ebenso wie die Fliegen.«
    »So ist es.«
    »Aber wir müssen sie wiederfinden.« Harry stand auf und

Weitere Kostenlose Bücher