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0928 - Der Fliegenmann

0928 - Der Fliegenmann

Titel: 0928 - Der Fliegenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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waren, suchten wir weiter. Viel Sinn hatte es nicht. Sollte dieser Edgar Bronzek tatsächlich aus der Erde als Zombie zurückgekommen sein, dann brauchte sein Grab nicht unbedingt sichtbar zu sein. Es hätte längst wieder zusammensacken können, und wir hätten nichts gesehen.
    Freund Harry zog ein Gesicht, als hätte man ihm eine versalzene Suppe serviert. »Ärger!« sagte er knurrend. »Nichts als verdammten Ärger. Man kommt nicht mehr zurecht.«
    Auch ich dachte ähnlich. Während Harry in die flache Senke hineinschaute, die wie eine perfekte Wildnis im Schein der Sonne lag und sich durch nichts stören ließ, hatte ich mich gedreht und starrte in den Wald. Er war relativ licht, die Laubbäume standen halt weiter auseinander als Nadelbäume.
    Das Sonnenlicht konnte bis zum Boden vordringen, wo es einen Fleckenteppich aus Licht und Schatten hinzauberte. Der Wald zeigte sich in seiner wunderbaren Stille. Er wirkte beruhigend. Von Gefahr oder irgendwelchen Besonderheiten konnte nicht die Rede sein.
    Auch ich begann mich zu ärgern. Da schien man uns tatsächlich auf eine falsche Fährte gelockt zu haben. Ob wissentlich oder nicht, wollte ich dahingestellt sein lassen.
    Wieder schwirrten drei Fliegen brummend auf mich zu. Ich hörte die Geräusche im rechten Ohr. Sie klangen regelrecht wütend. Ich schlug mit der Hand nach den Biestern. Sie verschwanden.
    Da sah ich die Bewegung!
    Es war mehr ein Zufall, und ich entdeckte die Gestalt nur deshalb, weil sie im Schatten stand und selbst ziemlich hell aussah. Wie jemand, der keinen Fetzen Kleidung am Leib trug.
    Es war ein Mann!
    Ich schaute hin, er blickte zu mir. Wobei ich nicht hundertprozentig wußte, ob er mich überhaupt gesehen hatte. Zumindest rührte er sich nicht und wartete ab.
    Harry Stahl bewegte sich in meiner Nähe und wollte zu mir kommen. Ich sah nur seinen Schatten über den Boden wandern, ahnte auch, daß er reden wollte, aber ich kam ihm zuvor.
    »Sag nichts, Harry, bitte, nichts.«
    »Was ist denn?«
    »Im Wald steht jemand, aber reiß dich zusammen.«
    »Wo?« hauchte er.
    »Schau dorthin, wo ich auch hinblicke.«
    Er tat es, und wir warteten zunächst einmal ab, ob sich die Gestalt rührte.
    Das tat sie nicht. Unbeweglich, als wäre sie selbst ein Teil dieses Waldes, blieb sie stehen.
    »Der ist ja nackt!« wisperte Harry.
    »Und ob. Erkennst du ihn?«
    Ich hörte sein leises Lachen. »Man hat mir eine Beschreibung mit auf den Weg gegeben. Dieser Säckler erklärte mir, wie der Typ ausgesehen hat. Einer, der keine Haare hat, und der Kerl da hinten hat eine Glatze, John.«
    »Dann es ist Bronzek.«
    »Und wie.«
    »Wir holen ihn uns!« entschied ich. »Aber wir sollten ihn von zwei Seiten in die Zange nehmen. Auch wenn es ein Risiko ist, wir können so tun, als hätten wir ihn nicht entdeckt. Geh du noch ein Stück weiter, ich laufe wieder zurück. Wenn wir außer Sichtweite sind, schlagen wir uns wieder in den Wald.«
    »Geh schon.«
    Ich zog mich zurück, aber ich bewegte mich dabei normal, überhaupt nicht auffällig. Ob wir den Kerl mit unserem Theater beeindruckt hatten öder nicht, das wußten wir nicht. Wir mußten es darauf ankommen lassen. Wie es weitergehen würde, wenn wir ihn tatsächlich erreicht hatten, darüber machte ich mir noch keine Gedanken. Jedenfalls betrat ich den Wald, als ich außer Sichtweite des Fremden war.
    Leider war der Boden nicht frei. Das Unterholz bildete an manchen Stellen einen regelrechten Wall. Wir mußten die Hindernisse überqueren oder passieren. Und überall wurden wir von Insekten umschwirrt. Vögel sahen wir dagegen keine.
    Der Boden war nicht so trocken, wie es das Wetter hätte vermuten lassen können. Es hatte sich die Feuchtigkeit gesammelt, und ich schritt mal über einen weichen Teppich aus Moos und festgeklebten Blättern hinweg. Die Richtung zu verlieren, war so gut wie unmöglich, denn dort, wo ich den Mann entdeckt hatte, war es heller, als irgendwo sonst im Wald.
    Ich bewegte mich weiter. Duckte mich des öfteren, weil dicke Spinnweben von manchen Ästen herabhingen.
    An einer Gruppe Nadelbäume schlich ich vorbei. Sie bildeten praktisch die Grenze zum helleren Teil des Waldes hin, und dort mußte der Kerl noch stehen, falls er es nicht vorgezogen hatte, sich zu verdrücken.
    Von Harry hörte ich nichts, und die Insekten hielten sich jetzt aus meiner Nähe fern, merkwürdig.
    Stille – beinahe vergleichbar mit der in einer leeren Kirche. Unwillkürlich hielt ich den Atem an, um sie nicht zu

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