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0928 - Der Fliegenmann

0928 - Der Fliegenmann

Titel: 0928 - Der Fliegenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hätten.
    Wir überquerten einen Fluß. Die Steinbrücke stammte noch aus der Zeit, als Böhmen zu Österreich gehörte.
    Vor der Brücke fuhr Harry langsamer. »Ist sie eingezeichnet?«
    »Ja, auch der Fluß.«
    »Gut.« Harry lenkte den Wagen über die Brücke; der Weg war aufgerissen. Wir schaukelten beide hin und her. Ich schaute aus dem Fenster über das Steingeländer hinweg, sah das Gewässer, das träge dahinfloß. Der trockene Sommer hatte den Fluß seicht und schmal werden lassen. An den Uferseiten, wo sich Bäume in das Erdreich krallten, trocknete der Schlamm ebenfalls und bedrohte das Leben der Bäume.
    »Irgendwann wird es wieder regnen«, sagte ich.
    »Und dann freust du dich, wie?«
    »So ist es.«
    Harry lachte. »Da kommt eben der typische Brite bei dir durch.«
    »Ich denke auch an die Natur.«
    »Klar.« Er nickte.
    »Aber was anderes. Wenn ich die Zeichnung noch recht in Erinnerung habe, müßten wir bald am Ziel sein. Oder irre ich mich?«
    »Nein, du irrst dich nicht. Wir können auf dem Weg bleiben und bis zum Kreuz durchfahren.«
    »Das gibt es nur auf dem Papier.«
    »Leider, aber da ist auch ein Wald angedeutet. An der linken Seite steht das Kreuz.«
    Harry löste eine Hand vom Lenkrad und deutete durch die Scheibe. »Den Wald sehe ich bereits.«
    Ich sah ihn auch. Wir ließen den Wald rechts liegen und rollten nur noch im Schrittempo weiter.
    »Halt mal an, Harry!«
    »Das hatte ich sowieso vor.«
    Harry stoppte, wir befreiten uns von den Gurten und öffneten die Türen. Die Luft stand da wie eine Wand. Wir waren in einem klimatisierten Wagen gefahren. Das hatte Vor- aber auch Nachteile.
    Es war still um uns herum. Wir schlugen die Türen zu. Dann gingen wir in die flache Senke hinein, um das Grab zu suchen, das es so nicht mehr geben sollte.
    Harry blieb stehen. »Wo würdest du hier eine Leiche verscharren?«
    »Nicht eben dort, wo man sie sofort sieht.«
    »Korrekt. Am Waldrand denke ich.«
    Dort suchten wir. Es war ein heißer Tag, und die Sonne brannte auf unsere Rücken nieder. Zum Glück war es nicht feucht oder schwül. Hier war das Klima schon trockener als bei uns auf der Insel.
    Unsere Schuhe schleiften durch Gras und Wildkräuter, ein natürlicher Teppich, der sich zum Waldrand hin verdichtete und höher wuchs, denn dort war es stets etwas feuchter.
    Insekten hatten ihre große Zeit. Nicht nur Mücken tanzten in unserer Nähe. Wir sahen Wespen bei ihren Schwirrflügen, und geschäftige Bienen hüpften von Blüte zu Blüte.
    Und Fliegen.
    Viele Fliegen.
    Dick und fett, widerlich. Grünlich und schwarz schimmernd. Eklige Stechfliegen, aber auch Stubenfliegen. Immer wieder schlug ich nach ihnen, wenn sie sich mich als Landeplatz ausgesucht hatten, und Harry, der vor mir herging, ging es ähnlich. Er schaute dabei zu Boden, um nach Spuren zu suchen. Noch aber sahen wir nur die grüne Fläche und nicht das Grab inmitten der Landschaft.
    Schon im Schatten des Unterholzes blieb er stehen, drehte sich zu mir um und wischte seine Stirn trocken. Er schüttelte den Kopf.
    »Weißt du, John, ich fange schon jetzt an, mich über diesen verdammten Säckler und dessen Geschichte zu ärgern.«
    »Warum?«
    »Weil wir nichts sehen, nichts haben und von einer Spur nur träumen können.«
    Ich hob die Schultern. »Sei nicht so ungeduldig.«
    »Bin ich aber. Das kommt mir schon beinahe wie ein Hirngespinst vor. Oder siehst du hier ein Grab, das aufgebrochen wurde?«
    »Nein.«
    »Ich habe den Eindruck, daß wir irgendwie reingelegt worden sind. Aber nicht nur wir, auch dieser Säckler.«
    Ich verscheuchte wieder einige Fliegen. »Du warst aber sehr überzeugt, sonst hättest du mich nicht angerufen.«
    Er nickte. »War ich auch. Ich war sogar verdammt überzeugt. Du hättest mal erleben sollen, wie überzeugend dieser Säckler gesprochen hat. Dann würdest du anders reden.«
    »Möglich«, gab ich zu und wies auf den Wald. »Könnten wir das Grab denn dort finden?«
    Er staunte mich an. »Willst du dort wühlen?«
    »Das weiß ich noch nicht.« Er deutete nach vorn. »Laß uns noch ein Stück gehen. Und wenn wir dann nichts gefunden haben, fragen wir mal die Bewohner in Petlery.«
    »Glaubst du, daß sie mehr wissen?«
    »Ich hoffe es zumindest.«
    »Wer immer daran beteiligt war, Harry, er wird dafür gesorgt haben, daß es keine Zeugen gab. Steck alle Geheimdienstler dieser Welt in einen Sack, hau zu, und du wirst immer den richtigen treffen.«
    »So denke ich auch.«
    Da wir schon mal hier

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