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0928 - Der Fliegenmann

0928 - Der Fliegenmann

Titel: 0928 - Der Fliegenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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werden.«
    »Das denke ich auch.«
    Er blieb vor ihr stehen. »Wie viele Flaschen möchtest du denn heute kaufen?«
    »Ich habe nur zwei leere mit dabei.«
    »Ähhh – lohnt sich das denn?«
    »Ich nehme vier.«
    »Das ist gut.« Picek lachte. »Das ist sogar sehr gut. Du wirst sie bei der Wärme brauchen.«
    »Das kann sein.«
    »Warte, ich hole sie dir aus dem Kühlung. Für eine gute Kundin tue ich alles.«
    Jovanka trat zur Seite und schaute zu, wie Picek mit seinen behaarten Händen nach den Flaschen griff und sie in die Höhe hob. Er brummte dabei vor sich hin, sein Mund bewegte sich, als würde er auf etwas kauen, aber die Kundin hatte nur Blicke für die Hände und auch für die Ränder der hellen Kittelärmel, die etwas hochgeschoben waren und die Gelenke nicht mehr ganz bedeckten.
    Da bewegte sich der Stoff.
    Aber von innen!
    Deutlich zeichnete sich darunter etwas ab, das auf die Gelenke zuwanderte, sich auch nicht mehr zurückzog, sondern unter dem Stoff hinwegkroch. Zwei Fliegen auf der rechten und zwei Fliegen auf der linken Hand.
    Der Mann ließ die Flaschen los, schüttelte die Hände, aber die Fliegen wollten nicht verschwinden. Sie glitten wieder zurück unter den Ärmel. Picek hatte sehr wohl gesehen, daß er beobachtet worden war, deshalb schaute er der alten Frau ins Gesicht und lachte. »Die Dinger werden immer lästiger und frecher, wie?«
    Sie sagte erst einmal nichts, schaute den Kaufmann nur an und fragte schließlich: »Du auch…?«
    Er räusperte sich. »Was heißt das?«
    »Wie ich es schon sagte.«
    Sein Lächeln wirkte unecht. Er kam sich auch etwas verlegen vor.
    »Bitte, ich…«
    »Du kannst offen sprechen, Karel. Mich haben sie auch besucht.«
    Kaum hatte sie den Satz beendet, da spürte die Frau das Kribbeln auf der Zunge und merkte, wie sich die Fliege in Richtung Lippen bewegte. Rasch öffnete sie den Mund, klaubte das kleine Tier hervor und hielt es zwischen Daumen und Zeigefinger gepackt, damit Picek es auch sehen konnte. »Was sagst du dazu?«
    »Nichts.«
    »Ich also auch.«
    »Ja… ja«, stammelte er.
    »Alle?« flüsterte der Kaufmann. »Vielleicht alle aus unserem schönen Dorf?«
    »Ja, ich denke es.«
    »Die letzte Nacht ist wichtig gewesen.«
    Jovanka nickte. »Was war denn mit Anna? Oder was ist mit ihr?«
    »Sie ist hinten.«
    »Und weiter?«
    »Willst du sie sehen?«
    Der Mann hatte die Frage mit einem seltsamen Unterton in der Stimme gestellt, und die alte Frau wußte genau, daß mit Anna nicht alles so war wie früher.
    Sollte sie – sollte sie nicht…?
    »Wo ist sie denn?«
    »Hinten…«
    Jovanka nickte. »Gut, ich komme mit.«
    Karel Picek ging vor, und Jovanka blieb ihm auf den Fersen. Sie gingen hinter der Theke entlang, dann öffnete der Mann den Vorhang. So gelangten sie in einem schmalen Raum, in dem ein Tisch, zwei Stühle und einige Kisten nebst einer Waschgelegenheit ihre Plätze gefunden hatten.
    Auf einer Kiste hockte Anna.
    Sie war eine Frau um die Fünfzig und hatte, welch Wunder der Natur, noch ihre normale dunkle Haarfarbe. Da sie den Kopf gesenkt hatte und auf den Boden blickte, fiel ihr das Haar ins Gesicht.
    »Anna…« Ihr Mann sprach sie an, doch es war vergebens, denn Anna rührte sich nicht.
    »Was ist mit ihr?« flüsterte Jovanka, obwohl sie ahnte, was Anne widerfahren war.
    »Psst!« Karel legte einen Finger auf die Lippen und näherte sich der Frau. Er faßte in ihr Haar und hob den Kopf an.
    Jovanka konnte es jetzt sehen, denn Anna ließ alles willenlos mit sich geschehen. Sie protestierte auch nicht, als ihr Mann den Kopf immer höher zog, damit sie endlich das Gesicht der Frau sehen konnte.
    Ein Gesicht?
    Selbst Jovanka, die schon viel gesehen hatte, erschrak zutiefst. Sie sah es, aber es war trotzdem nicht vorhanden, denn eine normale Haut konnte sie nicht sehen. Denn alles, was einmal das Gesicht gewesen war, bildete eine dunkle Fläche. Die Fliegen saßen dicht an dicht und hatten einen regelrechten Teppich gebildet…
    ***
    Die alte Frau sprach kein Wort. Sie war dazu einfach nicht fähig. Sie starrte den Teppich an, der sich nicht bewegte, denn nicht eine Fliege löste sich aus dem Verband. Sie hockten da, als wären sie auf der Haut festgeleimt worden, und selbst als Karel den Kopf seiner Frau leicht schüttelte, tat sich nichts.
    Der Mann lachte vor Verzweiflung. Er hatte sich damit abgefunden.
    Jovanka sagte nichts dazu. Sie schaute nur hin und suchte vergebens nach einem Mund oder nach den Augen. Da war wirklich nichts zu

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