0928 - Solo für einen Androiden
seinen Anschluß stillegte. Danach hatte er über die Hausleitung die Aufforderung erhalten, seine Kreditkarte am Ausgang zu hinterlegen, damit man die Miete abbuchen könne.
Darauf war Plekeehr aus dem Apartment geflohen. Neun Tage lang hatte er seine Unterkunft nicht verlassen und sein Wissen über diese Welt und seine Bewohner erweitert. Jetzt wollte er endlich wieder unter Menschen gehen.
Beim Verlassen des Hauses ließ er seine Kreditkarte beim Robot-Portier zurück. Das machte ihm nichts aus, denn sie war ohnehin wertlos für ihn geworden. Er hatte keinen Kredit mehr.
Er bestieg ein Transportband, das ins Stadtzentrum führte. In der Menge fiel er nicht sonderlich auf, denn er hatte erkannt, daß die Menschen in der Masse einander keine Beachtung schenkten.
In intimeren Bereichen, etwa in Speiselokalen oder in Vergnügungsstätten, war das wieder etwas ganz anderes. Da sah man sich die Gesichter genauer an. Seit Plekeehr einige Male durch falsches Verhalten Aufsehen erregt hatte, mied er diese öffentlichen Lokale.
Wiesel hatte ihn in einen Klub eingeführt, wo lauter „Verrückte wie er" verkehrten. Es störte dort niemanden, wenn er sich einmal fälsch verhielt, und es mokierte sich niemand darüber, wenn er eine Grimasse schnitt, die fehl am Platz war, oder wenn er überhaupt nur starr vor sich hinblickte. Es gab dort noch viel „Verrücktere" als ihn.
Plekeehr wechselte aufs mittlere Förderband über, um schneller in den Klub zu gelangen. Dabei kam er in die Nähe zweier Männer, die sich miteinander unterhielten. Plekeehr wurde Zeuge ihres Gesprächs.
„Was hältst du von diesen Weltraumbeben, Art?"
„Panikmacherei, sonst nichts."
„Sage das nicht. Die Loower werden schon wissen, warum sie so plötzlich das Solsystem verlassen wollen.
Die wissen, was im Hyperraum vor sich geht. Möglicherweise haben sie herausgefunden, daß auch das Solsystem von den Weltraumbeben heimgesucht wird."
„Nicht schon wieder, Ben. Du kommst jeden Tag mit einer neuen Prophezeiung vom nahenden Weltuntergang. Hast du dich denn überhaupt darüber informiert, wo bis jetzt angeblich solche Weltraumbeben stattgefunden haben?"
„Überall in der Galaxis, Art. Warum also nicht auch..."
Da war es schon wieder!
Plekeehr hatte in den Nachrichten Berichte über Weltraumbeben gehört. Aber leider war darüber kein Bildmaterial gezeigt worden. Er hätte gerne mehr darüber erfahren, um abschätzen zu können, wie weit die Entwicklung tatsächlich fortgeschritten war.
War der Zeitpunkt wirklich schon so nahe?
Plekeehr interessierte sich dafür nur mit der Neugierde des Forschers, aber diese Dinge gingen ihm nicht nahe. Sie betrafen ihn nicht unmittelbar.
Er kam in den Klub. Zuerst wollte man ihn nicht einlassen, weil er keine Kreditkarte vorweisen konnte.
Aber ein weibliches Klubmitglied bürgte für ihn.
„Dafür gehörst du aber den ganzen Abend mir, Blacky", sagte sie mit flatternden Lidern. Er versuchte es ihr nachzumachen, und sie lachte.
Die Frau führte ihn an die Bar und bestellte ihnen Drinks. Plekeehr rührte sein Getränk nicht an, denn er hatte herausgefunden, daß es ihm nicht gut bekam. Es berauschte ihn zu sehr, und dann begann er melancholisch zu werden und über die alten Zeiten unter Alurus’ Kommando zu reden. Auf diese Weise hatte er schon einmal einen vielbeachteten Auftritt im Klub gehabt. Aber er wollte keine Wiederholung, denn Wiesel hatte ihm Vorhaltungen gemacht.
„Hast du gehört, daß ein Planet der Blues von einem Weltraumbeben vernichtet worden sein soll?" fragte die Frau. „Für mich ist es unvorstellbar, daß solch gewaltige Kräfte unvermittelt in unser Kontinuum einfallen können und alles Leben auf einer Welt zerstören."
„Es wird noch schlimmer kommen", sagte Plekeehr.
„Meinst du?"
„Bestimmt."
„Aber woher kommen diese Kräfte?"
„Das ist schwer zu erklären."
„Du meinst, daß du es könntest, Blacky, aber daß ich zu dumm bin, um dir zu folgen?"
„Nein, Lida, ich meine, daß ich die menschliche Sprache nicht gut genug beherrsche", erwiderte er. „Ich kenne die Fachausdrücke nicht, um diesen Vorgang zu beschreiben. Aber der Ausdruck Weltraumbeben trifft die Sache ganz gut."
„Glaubst du, daß auch die Erde in Gefahr ist?"
„Warum sollte ausgerechnet die Erde verschont -bleiben!" erwiderte er spöttisch, aber er glaubte, nicht den richtigen Ton getroffen zu haben.
„Dann bist du einer von denen, die überzeugt sind, daß die Loower die Flucht vor den
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