0929 - Krieg der Vampire
Kampfposition brachte. Sie war einfach großartig, doch auch ihr Körper würde irgendwann erschöpft sein und einen entscheidenden Fehler machen.
Das war nur eine Frage der Zeit.
Starless selbst hatte einem Gegner das Schwert entwunden und kämpfte jetzt beidhändig. Sein Kampfstil war eher minimalistisch - er machte keine überflüssige Bewegung, kam schnell und ohne Schnörkel zum Ziel. Er wusste, dass er einen dieser Gegner nur endgültig ausschalten konnte, wenn er ihm den Kopf von den Schultern schlug, doch das war alles andere als leicht. Dennoch rollten schon nach wenigen Minuten etliche Schädel die Treppenstufen nach unten.
Starless war bewusst, dass er und Sinje-Li das nicht mehr lange durchhalten konnten. Er hatte bereits einige Wunden hinnehmen müssen, die alle nicht der Rede wert waren, doch jede einzelne davon schwächte ihn ein wenig. Sinje-Li erging es nicht besser. In einer kurzen Kampfpause sprang sie dicht zu Starless hin.
»Was sollen wir tun? Verschwinden wir?«
Natürlich hatte Starless auch schon daran gedacht, sich zu entmaterialisieren; seine Vampirfähigkeiten ließen das zu, doch dann wäre alles umsonst gewesen. Moranos Herrschaft würde enden, ehe sie richtig begonnen hatte. Kein Vampir würde seinem Herrn Respekt erweisen, wenn der sich nicht einmal gegen zwei Hundertschaften von Abtrünnigen zur Wehr setzen konnte.
Nein, sie mussten durchhalten und hoffen, dass Morano endlich wieder zu Kräften kam und ihnen half. Eine andere Lösung fiel Starless nicht ein.
»Halte noch durch. Morano wird kommen, ich bin da sicher.«
Sinje-Li grinste ihn freudlos an. »Gut, aber im Gegensatz zu dir glaube ich nicht an Wunder. Wenn es zu hart wird, werde ich mich absetzen.«
Starless nickte. Im Grunde war damit zu rechnen gewesen, denn Sinje-Li war nichts anderes als eine Söldnerin. Wer sie bezahlte, der bekam eine erstklassige Gegenleistung. Ganz gleich, ob es um Raub oder Krieg ging. Sie beherrschte beides. Doch sie war nicht bereit für Tan Morano zu sterben.
Und er - Starless?
Darüber hatte er sich zuvor noch keine Gedanken gemacht. Sicher hatten Sinje-Li und er die gleichen Gründe, warum sie sich Morano angeschlossen hatten. Beide hofften darauf, unter seiner Herrschaft ein ruhigeres, komfortableres Leben führen zu können. Aber war diese Hoffnung den Tod wert?
Starless wollte nicht sterben. In seinem so lange währenden Leben hatte er Dinge erleben und erdulden müssen, die ihn weit über einen anderen Vampir stellten. Er war nicht wie die anderen Nachtkinder. Nein, er war anders… so vollkommen anders. Wieder kamen die Erinnerungen in ihm hoch, doch die verschwanden sofort wieder, denn ein Gegner versuchte verbissen, ihn von oben bis unten aufzuschlitzen. Starless schlug ihm mit der einen Klinge die Schwerthand ab, dann trennte er Kopf und Rumpf des hartnäckigen Vampirs.
Ein Blick nach unten bewies ihm, dass sie nun wirklich auf verlorenem Posten kämpften. Von unten drängten immer mehr Blutsauger nach oben. Nicht mehr lange, dann würden sie Sinje-Li und Starless einfach überrennen.
Also doch… Flucht?
»Los, Sinje-Li - wir ziehen uns zur Tür zurück. Den schmalen Durchgang können wir besser halten.« Starless wollte einfach nicht aufgeben.
Die Stimme erklang in seinem Rücken.
»Nicht nötig. Ich übernehme das hier jetzt für euch.«
Starless warf einen raschen Blick über seine Schulter. Morano! Damit hatte selbst Starless schon nicht mehr gerechnet. Rasch zogen sich Sinje-Li und Starless zurück, stellten sich links und rechts von Morano auf. Der Ansturm der Vampire war ins Stocken gekommen, denn niemand hatte damit gerechnet, den König der Vampire hier zu sehen. Ägier und Phileas Finch, die am unteren Treppenabsatz den Sturm ihrer Leute aus sicherer Entfernung beobachtet hatten, sahen sich entsetzt an. Ihnen wurde klar, dass Sorgesh mit seinen Männern versagt hatte und sicher von Morano getötet worden war. Die Clanführer wussten, was sie zu tun hatten. Sie traten die Flucht an und ließen ihre Sippenmitglieder in Stich. Der Umsturz war misslungen, das war jetzt keine Frage mehr.
Morano hatte beide Arme erhoben, in der linken Hand hielt er den Machtkristall.
»Ihr wolltet mich töten, meucheln, wie einst Julius Cäsar. Aber ich bin kein Cäsar, den man mit einer Handvoll Assassinen beseitigen kann. Ihr alle seid Verräter, Abtrünnige - ich verweigere euch ein Leben unter meiner Herrschaft. Ihr habt es nicht gewollt - ihr sollt es nicht bekommen.«
Ein
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