0929 - Krieg der Vampire
Leuchten ging von dem Machtkristall aus, das sich ausbreitete und dann ruckartig über die Vampire fiel. Starless riss die Augen weit auf. Er konnte es nicht glauben. Weit über einhundert Vampire zerfielen binnen einer einzigen Sekunde zu Staub, der die Treppenstufen bedeckte. Der immer präsente Wind in dieser Berggegend nahm sich seiner an.
Morano wandte sich um. »Lasst uns ins Haus gehen. Hier ist alles geregelt.«
Dann jedoch blieb er wie angewurzelt stehen, als hätte er einen Geist gesehen. Starless wirbelte herum, denn er fürchte eine weitere Attacke.
Doch dort stand kein Clanführer, der sich mit blanker Klinge auf Tan Morano stürzen wollte. Starless starrte den Mann an, der regungslos in der Tür verharrte. Er war groß, breitschultrig, trug sein blondes Haar schulterlang. In seinen Augen war ein kindlicher Schimmer nicht zu übersehen. Er rührte sich nicht von der Stelle, doch er hob einen Arm, streckte die Hand in Richtung von Tan Morano aus.
Stockend begann er zu sprechen.
»Der… der Stein - er gehört mir. Gib ihn mir zurück!«
***
Lakir stand auch am kommenden Tag erst um die Mittagszeit herum auf.
Vinca wunderte das nicht, denn in der vergangenen Nacht hatte sie einiges an Anstrengungen hinter sich bringen müssen. Sie setzte sich zu ihrem Mann. Ihr Gesicht war blass, wirkte seltsam eingefallen.
»Du hast dir sicher große Sorgen um mich gemacht, aber ich muss wohl irgendetwas gegessen haben, das mir überhaupt nicht bekommen ist.«
Vinca nickte zögerlich. »Mag sein.« Lakir ließ ihn nicht ausreden.
»Zamorra und Ewigk müssten doch längst hier sein, oder irre ich mich?« Sie schaffte es, das Gespräch in eine völlig andere Richtung zu lenken. Vinca berichtete ihr von der Mail, die der Professor ihm gesandt hatte. Lakir schien aufzuleben.
»Gut, dann kann ich heute ja noch einmal nach El Paso fahren. Mir sind da noch ein paar Sachen eingefallen, die ich für Ted unbedingt besorgen will.«
»Meinst du das hier?« Vinca legte die Verpackung der Tabletten auf den Tisch und schob sie zu Lakir herüber.
Lange Zeit herrschte absolutes Schweigen im Raum. Endlich griff Lakir nach dem Päckchen, drehte es zwischen den Fingern hin und her. »Du hast mir nachspioniert?« Ihre Stimme klang vorwurfsvoll.
Vinca sprang hoch. »Komm mir nicht so - ich habe kein Problem, sondern du! Wie viel von diesem Teufelszeug hast du schon geschluckt? Merkst du denn nicht, wie es dich verändert? Du bist nicht mehr die Lakir von früher. Woher bekommst du diese Pillen? Ich bringe den Kerl um, der sie dir verkauft!« Selten hatte Vinca sich so erregt, schon gar nicht seiner Frau gegenüber.
Lakir blieb sitzen. Ihre Stimme klang nur leise auf, sehr leise und mit einem Touch großer Verzweiflung.
»Vinca, ich habe alles verloren - meine Aufgabe als Wächterin, meine Heimat, meinen Planeten. Und nun sitze ich hier auf der Erde, ohne Pflicht und Bestimmung - und meine beste Freundin ist mir auch noch genommen worden.« Sie sprach von Maiisaro, dem Licht der Wurzeln; die beiden Frauen waren tatsächlich beinahe so etwas wie Schwestern gewesen. »Ich komme hier nicht klar. Ich bin mutlos, ohne Hoffnung auf Besserung. Und da… da habe ich mich zu diesen Tabletten geflüchtet. Sie hellen meine Laune auf, geben mir Kraft - sie…«
Vinca vollendete den Satz. »… sie werden dich umbringen! Hörst du? Weißt du denn nicht, welche Auswirkung eine solche Sucht haben wird? Lakir, ich kann dir keine andere Welt bieten - aber ich verspreche dir, dass wir gemeinsam dieses Problem lösen werden. Wie auch immer, wir schaffen es.«
Er trat um den Tisch herum und drückte Lakir fest an sich. Für kurze Augenblicke war da wieder Hoffnung in der schönen Frau. Doch die hielt nicht lange vor.
Am späten Nachmittag schlich sie sich aus dem Haus. Vinca bemerkte nichts davon, denn er war in seine Arbeit am Computer vertieft. Lakirs Hände zitterten, ihre Beine wollten ihr nicht mehr richtig gehorchen. Ja, Vinca hatte recht gehabt - sie war süchtig. Sie brauchte die Tabletten - jetzt! Lakir stieg in den Wagen und lenkte ihn in Richtung El Paso. Dort gab es einen Drugstore, dessen Betreiber es nicht sonderlich genau nahm, welche Medikamente frei verkäuflich und welche verschreibungspflichtig waren.
Vinca durfte niemals erfahren, wo sie das Medikament kaufte. Er war imstande und würde den Mann erwürgen. Es war noch längst nicht dunkel, und der Weg in die Stadt war ja nicht weit. Vielleicht würde Vinca überhaupt nicht
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