0929 - Krieg der Vampire
eingenistet hatte. Schon Khira Stolt war exakt dorthin entführt worden - von niemand anderen als Tan Morano.
Tan Morano - Zamorra brauchte nicht mehr lange überlegen. Er wusste, was zu tun war.
Nicht Morano würde Ted jagen, nein, denn einen Spieß konnte man ja durchaus einmal umdrehen…
***
Die Kreidefelsen von Dover boten einen wahrhaft beeindruckenden Anblick.
Selbst ein alter Vampir wie Sorgesh musste das einräumen. Der Clanführer der in Rumänien ansässigen Strigoi-Sippe fragte sich, wer außer ihm noch hier auftauchen mochte.
Der Blutzwang von Tan Morano hatte kaum 24 Stunden bestanden, als er die Nachricht erhielt. Anders als Morano verständigten die Führer der wichtigsten Clans sich längst mittels E-Mail oder anderen modernen Hilfsmitteln. Sorgesh wusste, dass längst nicht jede der angesprochenen Sippen reagieren würde. Einige mochten sich durchaus kommentarlos Moranos Willen beugen. Viele hatten schon lange darauf gewartet, dass es einen neuen Anführer für die Nachtkinder geben würde.
Sorgesh gehörte sicher nicht zu denen. Die Nachricht war klar formuliert gewesen - die Clanführer wurden zu einem Treffen aufgefordert, bei dem es um die Neuorientierung aufgrund der letzten Ereignisse gehen sollte.
Sorgesh sah sich um. Er war alleine hier. Nun, zumindest der Absender der Nachricht sollte noch auftauchen. Der Wind pfiff scharf und schien mit winzigen Pfeilen gespickt zu sein. Sorgesh ignorierte das. Er dachte an das, was Tan Morano eingefordert hatte. Die Clans in allen Ländern der Erde hatten sich wie selbstverständlich der Zeit angepasst. Natürlich gab es im Nachtvolk Einzelgänger, die in der Dunkelheit ihre Opfer jagten, doch sie gehörten mittlerweile zu einer Minderheit. Der Schutz der Sippe war ein riesiger Vorteil - und er machte es leicht, den Blutdurst stets ausreichend löschen zu können.
Vampire waren den Menschen nun einmal überlegen. Kein Wunder also, dass sich viele Sippen darauf spezialisiert hatten, ganz bestimmte Wirtschaftszweige für sich zu beanspruchen. Schutzgelderpressungen, Prostitution und Glücksspiel zählten dazu. Es lebte sich auf dieser Welt nun einmal wesentlich angenehmer, wenn man über Geld verfügte - über viel Geld! Das machte das Vampirdasein leichter.
Rumänien hechelte den westlichen Staaten in Sachen Kapitalismus hinterher, doch die früher kommunistischen Länder holten rasch auf. Auch im Bereich der Bandenkriminalität. Sorgeshs Strigoi-Clan musste sich den großen Kuchen nicht mit vielen anderen teilen, dafür hatte er nachdrücklich gesorgt. Es hatte einer breiten Blutspur bedurft, doch dann waren die wichtigsten Märkte in seiner Hand gelandet. Und Sorgeshs Hand regierte streng und gnadenlos.
Wie aus dem Nichts heraus materialisierte sich jetzt keine drei Schritte von ihm entfernt eine Gestalt, die er nur zu gut kannte. Sorgesh verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. Natürlich - mit Cerek hätte er rechnen müssen, denn der aus Polen stammende Anführer des Upir-Clans war ganz sicher auch nicht gewillt, sich die Zügel von Morano aus der Hand nehmen zu lassen.
Die beiden Clanführer waren sich nicht sonderlich grün, doch sie hatten es stets so gehalten, sich einander aus dem Weg zu gehen. Das war die beste Versicherung für einen Frieden - vielleicht hätte man das einmal gewissen Menschenführern erklären sollen.
Zu einer frostigen Begrüßung blieb den beiden keine Zeit, denn eine dritte Person erschien auf der Bildfläche. Der Vampir war im feinsten Zwirn gekleidet, trug seine schütteren Haare streng nach hinten gekämmt und legte offensichtlich größten Wert auf die Pflege seines Chaplin-Bärtchens; er war kleiner als die beiden anderen, doch alles an ihm drückte Überlegenheit und Macht aus.
Sorgesh kannte ihn, hatte keine guten Erinnerungen an diesen Nachtbruder:
Er hieß Ägier und herrschte über die beiden Vampirsippen in Griechenland, die Wrukolakas und die Lamien, die er geeint hatte. Allerdings war das nicht so freiwillig und friedlich abgelaufen, wie sich das anhörte. Man munkelte von Massakern, denen rund ein Viertel der Vampire in diesem Land zum Opfer gefallen waren. Doch nun herrschte dort Ruhe. Ägier war der uneingeschränkte König des Rotlichtes in Griechenland - und er war unermesslich reich.
Ihn würde es von den Dreien wohl am heftigsten treffen, wenn Morano seine neue Linie durchziehen würde. Ägier setzte ein Lächeln auf, das so falsch war wie ein 11-Euro-Schein.
»Erlauchte Runde, muss ich
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