093 - Der Höllengreif
Schritt - und noch einen…
Marriotts Züge waren angespannt. Kein Muskel regte sich. Sein Gesicht sah aus, als wäre es aus Stein gemeißelt. Sein Herz schlug kräftig gegen die Rippen. Verständlich. Aber seine Erregung hielt sich in vertretbaren Grenzen.
Jetzt! befahl er sich, und dann riß er den Vorhang nach links. Gleichzeitig stieß seine Pistole vor. Er hätte aus nächste Nähe auf den Dämon geschossen, doch hinter dem Vorhang befand sich niemand.
Enttäuscht ließ Marriott die Waffe sinken. Er atmete die angehaltene Luft aus und drehte sich zu Noel Bannister um.
»Nichts«, ärgerte er sich. »Ein bißchen mehr hatte ich mir schon erhofft.«
Cahoo schien ihm seinen Wunsch nachträglich erfüllen zu wollen. Hinter Marriott entstand plötzlich eine milchige Gestalt.
Noel Bannister riß die Augen auf. »Vorsicht, Trevor!« schrie er, und Marriott wirbelte gleich wieder herum.
Ein eiskalter Hauch schlug ihm entgegen. Die milchige Erscheinung puffte auf ihn zu, prallte gegen seinen Körper, legte sich wie eine Eisschicht darauf und stieß ihn zurück.
Marriott überlegte nicht, dazu war keine Zeit. Er drückte einfach ab, aber die Kugel ging fehl.
Und hinter Marriott tat sich der Boden auf!
Die kalte Kraft stieß den Mann auf die rechteckige Öffnung zu. Es handelte sich um eine Falltür. Noel Bannister sah sie und schrie dem Kollegen eine neuerliche Warnung zu.
Aber Trevor Marriott konnte nicht stehenbleiben, deshalb startete Bannister. Die Chancen waren nicht besonders gut. Marriott befand sich schon zu nahe an der Falltür.
Wenn er noch einen Schritt machte, würde er in den schwarzen, gähnenden Schacht stürzen, und Noel Bannister hatte noch drei Schritte zurückzulegen.
Marriott setzte seinen rechten Fuß zurück, ins Leere. Seine Arme schwangen hoch, und ein erschrockener Laut entrang sich seiner Kehle.
Noel Bannister warf sich vor.
Dennoch konnte er nicht verhindern, daß Marriott in die Tiefe stürzte. Kaum war Marriott im Schacht, klappte die Falltür wieder hoch. Bannister erreichte sie.
Er warf sich auf die Knie und versuchte sie aufzureißen, doch das war nicht möglich.
»Verdammt!« zischte Noel Bannister und sprang auf. Er sah sich nervös um. Mehr denn je war es wichtig, daß er schnellstens einen Weg fand, der in den Keller von Cahoo Hall führte.
Er hoffte, daß Sidney Edwards noch in Ordnung war.
Trevor Marriott befand sich nun in Cahoos Gewalt, aber das mußte sich noch ändern lassen. Bannister eilte durch den Raum, der von Kerzenlicht und Feuerschein erhellt war.
Manche Donner waren so heftig, daß der Boden unter Bannisters Füßen bebte. Das ganze Haus dröhnte, und das Grollen hörte sich so laut an, als ständen sämtliche Fenster offen.
Da Milton Cahoo ohnedies schon Bescheid wußte, konnte es sich, Noel Bannister sparen, sich ruhig zu verhalten. Er konnte getrost seine Kollegen rufen.
»Marriott!« schrie er. »Edwards!«
Doch die beiden antworteten nicht.
Bannister hastete einen finsteren Gang entlang. Plötzlich gellte ihm der schrille Schrei eines Mädchens entgegen. Seine Kopfhaut spannte sich.
Das Mädchen lebt noch! durchzuckte es ihn, und er versuchte sich rasch zu orientieren.
Woher war der Schrei gekommen?
Noel Bannister rief sich die Skizze von Cahoo Hall ins Gedächtnis. Neben der Treppe, die nach oben führte, befand sich ein Raum, und aus diesem mußte der verzweifelte Schrei gekommen sein.
Der CIA-Agent jagte durch die Dunkelheit.
Jetzt schluchzte das Mädchen. Sie wies ihm damit den Weg. Er erreichte eine verschlossene Tür, trat mehrere Schritte zurück und warf sich dann mit großer Wucht dagegen.
Viermal mußte er das wiederholen, dann brach das Schloß.
Die Flügeltüren schwangen auf, und Noel Bannister stolperte, vom eigenen Schwung vorwärtsgerissen, in den Raum. Zuerst sah er nichts. Stockdunkel war es.
Aber dann zuckte ein Blitz über den Regenhimmel und schoß sein Licht in das rechteckige Zimmer, das mit massiven Möbeln eingerichtet war. Während sich Noel gegen die Tür geworfen hatte, hatte er versehentlich seine Stablampe ausgeschaltet.
Nun knipste er sie wieder an.
Schluchzen!
Aber das Mädchen war immer noch nicht zu sehen. Der Lichtkegel suchte sie. Tastend bewegte sich das Licht durch den Raum und blieb an einem durchgesessenen Sofa hängen.
Hinter diesem kam das Schluchzen hervor.
Das Mädchen mußte hinter der breiten Lehne kauern. Noel Bannister näherte sich dem Sofa mit einem unguten Gefühl. Was hatte Cahoo
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