093 - Der Höllengreif
nichts ein.
Was ihnen der Parapsychologe eingebleut hatte, war wie ausgelöscht, und dabei wäre es so schrecklich wichtig gewesen, sich wenigstens eines Spruches zu entsinnen.
»So, Großmaul!« knurrte Milton Cahoo. »Nun kannst zu zeigen, ob du besser bist als der Mann, den ich soeben getötet habe.«
Noel Bannister kniff die Augen zusammen.
Ich muß ihn schaffen! dachte er. Irgendwie! Wenn es mir nicht gelingt, ihn zu vernichten, bin ich verloren - wie Sidney, wie Trevor.
Dayle Gilliat hob unendlich langsam den Kopf. Er wollte wieder etwas sagen, aber erneut kam nur ein unartikuliertes Gestammel aus seinem Mund.
Aus Cahoos Hand wurde eine Vogelklaue, auch die zweite Hand veränderte sich. Er schickte sich an, sich wieder in diesen fliegenden Tod zu verwandeln.
Da stieß plötzlich jemand mit großer Wucht die Folterkammertür auf und stampfte mit schweren Schritten herein.
Ein furchterregender Geselle in brauner Lederkleidung und hohen Schaftstiefeln. Das wild wuchernde Haar stand struppig von seinem Kopf ab, und sein mächtiger Vollbart ließ ihn grimmig aussehen.
Er ähnelte irgendwie einem Löwen, wirkte ungemein stark, mutig und gefährlich. Sein unverhofftes Erscheinen irritierte Milton Cahoo, deshalb setzte er die Verwandlung nicht fort.
Cahoo starrte den Fremden mit seinen großen Eulenaugen an. Von diesem Mann ging eine Bedrohung aus, die Cahoo verwirrte.
Der Bärtige sah nicht aus wie ein weiteres Opfer. Cahoo wußte nicht, was es war, aber irgend etwas störte ihn an diesem Kerl.
Der Unbekannte wies auf Noel Bannister. »Dieser Mann gehört mir!«
Wut wallte in Cahoo auf. Wie konnte der Fremde es wagen, in diesem Haus Forderungen zu stellen?
»Wer bist du?« fragte Cahoo krächzend. »Was hast du in Cahoo Hall zu suchen? Wie kannst du es wagen, etwas zu fordern? Ich werde dich dafür ebenfalls töten!«
Der Bärtige grinste. »Du wirst mir diesen Mann überlassen, Cahoo, sonst werde ich dich töten!«
Milton Cahoo wollte noch einmal wissen, wer der Fremde war. Daraufhin antwortete dieser: »Mein Name ist Stockard Ross. Ich bin Hexenjäger, Inquisitor und Henker, und ich erhebe Anspruch auf diesen Mann!«
***
»Er ist kein Hexer!« erwiderte Cahoo.
»Das weiß ich, aber ich habe Pläne mit ihm.«
»Wer Cahoo Hall betritt, verwirkt sein Leben. So war es, und so wird es immer sein. Ich bin nicht bereit, dir diesen Mann zu überlassen!« fauchte Milton Cahoo.
Noel Bannister grub die Schneidezähne in seine Unterlippe. Stockard Ross' Erscheinen war auch für ihn eine große Überraschung.
Er wußte, wer Stockard Ross war. Er hatte zwar noch nie persönlich mit diesem bärtigen Gesellen zu tun gehabt, aber Tony Ballard hatte ihm von ihm erzählt.
Es gab Feinde - und es gab Erzfeinde.
Zur zweiten Kategorie gehörte Stockard Ross. Er hatte sich mehr hervorgetan als andere Dämonen, und als es Tony Ballard einmal in die Vergangenheit verschlug, wäre er von diesem dämonischen Hexenjäger beinahe getötet worden.
Niemals hätte Noel gedacht, daß ihm Stockard Ross einmal das Leben retten würde.
Aber wenn der dämonische Hexenjäger ihn übernahm, konnte er sicher sein, daß er vom Regen in die Traufe kam.
Ross würde ihm garantiert nicht sein Leben lassen. Pläne hatte der Hexenjäger aus der Vergangenheit mit ihm.
Was mochten das für Pläne sein? Dem CIA-Agenten war bekannt, daß Stockard Ross Jagd auf weiße Hexen machte.
Und in Professor Lance Selby befand sich der Geist der weißen Hexe Oda! Es war nicht schwierig zu kombinieren.
Wenn er mit mir Pläne hat, dachte Noel Bannister, können die nur mit Lance zu tun haben.
Er will Lance Selby in eine Falle locken, will ihn mit mir unter Druck setzen. Ich soll seine Geisel sein, damit er sich Odas Geist holen kann.
Diese Erkenntnis rief in Noel Bannisters Hals ein unangenehmes Würgen hervor.
Stockard Ross und Milton Cahoo standen einander als Feinde gegenüber, obwohl sie beide Dämonen waren. Jeder wollte Bannister für sich haben. Lag darin eine Chance für den CIA-Agenten? Man sagt doch: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte.
Stockard Ross wies neben sich und befahl Noel Bannister, zu ihm zu kommen.
»Du bleibst, wo du bist!« knurrte Milton Cahoo. »Du rührst dich nicht von der Stelle!«
Bannister dachte an Trevor Marriotts Luger, die noch immer unter der Streckbank lag. Wo sich seine eigene Waffe befand, wußte er nicht.
Er hatte sie und die Stablampe verloren, als Cahoo ihn bewußtlos schlug. Aber Marriots
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