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093 - Die Toten stehen auf

093 - Die Toten stehen auf

Titel: 093 - Die Toten stehen auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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der Stadt. Wenn sich die Priesterinnen von ihrem ersten Schreck erholt hatten, konnten sie mit vereinten Kräften die Angreifer zurückwerfen.
    Plötzlich war ein unheimliches Donnergrollen zu hören. Ein Blitz zuckte über den Himmel.
    Hermon wurde blaß. Er hatte eine ähnliche Erscheinung schon einmal gesehen. Das war kein natürlicher Blitz, der vom Himmel zur Erde niederfuhr. Dieser Blitz fuhr von der Erde zum Himmel hinauf und spaltete die überirdischen Regionen.
    Hermon blickte in Richtung des Berges der Versuchung. Wieder blitzte es dort. Ein Lichtfinger schoß über die Ebene und spaltete mit Knall den Feenstein in vier Teile.
    Hermon starrte fassungslos auf den „Schlüssel zum Meer". Er war zertrümmert, in vier Teile geschlagen. Nun gab es keine Macht mehr, die das Wasser des Meeres an ihren Platz ketten konnte. Am südlichen Horizont erhob sich eine grauschäumende Wand, die wie eine Gewitterwolke aussah; doch es war keine Wolke; es war eine Springflut, die sich vom Meer in Richtung Ys wälzte.
    Der Frauenstein war zertrümmert!
    Hermon wußte, wie es dazu gekommen war. Sein Wächter hatte versagt. Irgendwie war es Luguri gelungen, Unga zu überlisten und in den Tempel einzudringen und die dort verborgene Waffe an sich zu bringen - diese furchtbarste aller Waffen, vor deren Einsatz Hermon zurückgeschreckt war. Luguri hatte solche Bedenken nicht gehabt.
    Hermon versuchte, noch ärgeres Unheil zu verhindern. Luguri wußte nicht, welche Mächte noch in dieser Waffe schlummerten. Er hätte mit seinen Gedanken, selbst ohne es zu wollen, die ganze Welt vernichten können.
    Hermon dachte sich zum Berg der Versuchung. Der erste Versuch mißlang, und er wußte auch, warum. Die Schwingungen des aktivierten Spiegels lagen über diesem Land und schalteten alle anderen Kräfte aus. Dennoch versuchte es Hermon immer wieder; und schließlich gelang es ihm auch.
    Er fand sich vor dem Tempel auf dem Berg der Versuchung wieder.

    Luguri lag mit zuckenden Gliedern da und hielt immer noch mit seinen Klauenfingern die Ränder der spiegelähnlichen Waffe umkrampft.
    Hermon ging zu ihm, trat ihm mit einem Bein vor die Brust und entriß ihm den Spiegel mit beiden Händen gewaltsam. Luguri schrie auf, als hätte ihm Hermon das Herz aus dem Leib gerissen.
    „Du hättest es dir gut überlegen sollen, bevor du mit unbekannten Mächten herumhantiertest", sagte Hermon ungerührt.
    Luguri wand sich wie unter Schmerzen auf dem Boden.
    „Die Kräfte, die du entfesselt hast, entzog der Spiegel zu einem Teil dir selbst. Jetzt liegst du hilflos vor mir im Staub.“
    Aber Hermon verspürte keinen Triumph. Er sah auf das Land hinunter, das in den Fluten des Meeres versank. Kein Lebewesen - weder Linkshänder noch Priesterinnen - konnten der Flut entkommen. Noch immer beherrschten die unheimlichen Schwingungen des Spiegels das Land.
    Die Priesterinnen konnten sich nicht fortdenken. Sie hatten nicht einmal die Möglichkeit, über das Wasser zu laufen. Einigen gelang es, sich für eine Weile auf der Oberfläche zu halten, doch dann verließen sie ihre übernatürlichen Kräfte, und sie versanken wie Steine.
    Alles Leben wurde in wenigen Minuten ausgelöscht. Das Wasser machte keinen Unterschied zwischen Gut und Böse, zwischen Mensch und Tier.
    Nur der Berg der Versuchung war hoch genug, um vom Meer nicht überschwemmt zu werden. Es gab auch noch andere Hügel, deren Gipfel bald als Inseln aus den Fluten ragten, doch dorthin hatte sich kein Lebender retten können.
    In wenigen Augenblicken war alles das vernichtet, was Hermon in mühevoller Arbeit und in 3226 Jahren aufgebaut hatte, vernichtet durch einen einzigen Gedanken einer nichtswürdigen Kreatur. Hermon wandte sich dem hilflos daliegenden Luguri zu.
    „Ich könnte dich ersäufen", sagte er, „aber das wäre nicht die angemessene Strafe."
    Er hielt Luguri den Spiegel vors Gesicht, der sich schaudernd abwandte.
    „Ich könnte dich durch den Spiegel schicken, aber wer weiß, wo du dann dein Unwesen treiben würdest."
    „Sei gnädig!" flehte Luguri mit zitternder Stimme. „Ich will büßen. Laß mich dein Diener sein. Ich will dir gehorchen und alles tun, was du von mir verlangst. Mich trifft an dieser Katastrophe keine Schuld. Ich bin selbst ein Opfer von Dahut, die mich zu dieser Tat überredete."
    „Dahut?"
    „Ja", versicherte Luguri. „Sie hat den Wächter umgarnt, damit ich ungehindert in den Tempel gelangen konnte."
    „Also doch."
    Hermon war erschüttert.
    „Ich bin

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