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093 - Die Toten stehen auf

093 - Die Toten stehen auf

Titel: 093 - Die Toten stehen auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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unschuldig!" beteuerte Luguri wieder.
    „Du wirst Gelegenheit bekommen, bis in alle Ewigkeit über deine Schuld oder Unschuld nachzudenken", versprach Hermon. „Dieser Tempel, den du entweiht hast, soll von nun an dein Gefängnis sein. Und glaube ja nicht, daß es dir gelingen wird, aus eigener Kraft zu entkommen. Und von Dahut kannst du keine Hilfe erwarten. Denn auch sie wird ihrer Strafe nicht entgehen."
    Hermon trieb Luguri auf allen vieren vor sich her und jagte ihn durch das Labyrinth bis in den hintersten Winkel des Tempels. Dort mauerte er ihn ein. Er ließ nur ein faustgroßes Seelenloch offen, von wo aus Luguri auf das Meer blicken konnte. Hermon sicherte das Gefängnis des Erzdämons durch eine Reihe von magischen Symbolen ab, die unter anderem auch bewirken sollten, daß Luguri am Leben blieb, daß er aber das Gefühl hatte, als würde an jedem Tag seiner Gefangenschaft ein Stück von ihm sterben.
    Dann kehrte Hermon ins Freie zurück. Er suchte die Insel ab und fand schließlich Dahut, obwohl sie sich in einer Erdspalte verkrochen hatte. Als sie seinem gnadenlosen Blick begegnete, erkannte sie sofort, daß es keinen Sinn hatte, für sich um Gnade zu bitten.
    „Welche Strafe hast du dir für mich ausgedacht, Vater?"
    „Vater?" wiederholte er. „Ich muß bezweifeln, daß du mein Fleisch und Blut bist."
    „Welche Strafe?"
    Er sah sie nicht an, als er sagte: „Du wolltest diesen Spiegel haben, deshalb werde ich verfügen, daß dein Schicksal mit ihm verbunden ist. Ich werde dich durch die Ewigkeit, die auch ein Symbol dieses Spiegels ist, auf die Reise schicken. Zeit wird für dich ein unbekannter Begriff sein. Dir bleibt jedoch die Hoffnung, vom Träger dieses Spiegels in die Welt zurückgeholt werden zu können. Aber selbst diese schwache Hoffnung wird trügerisch sein, denn eine endgültige Rückkehr aus der Ewigkeit wird es für dich nicht geben. Selbst wenn du glaubst, in der Wirklichkeit Fuß gefaßt zu haben, wird sich früher oder später wieder alles als Illusion herausstellen."
    Dahut nahm das Urteil mit Fassung auf. Sie glaubte, daß ihr nichts Schlimmeres als der Tod widerfahren konnte und sie aus jeder anderen Lage einen Ausweg finden würde.
    Hermon beschwor noch ein letztes Mal die Kräfte des Spiegels und schickte durch ihn seine Tochter auf die ewige Reise.
    Dann, als die störenden Schwingungen längst abgeklungen waren, schritt er auf das Meer hinaus und wandelte auf dem Wasser bis hin zu jener Stelle, wo Ys versunken war.
    Hermon ließ den Spiegel ins Wasser fallen. Er wollte ihn nicht mehr besitzen. Er wollte nicht mehr in Versuchung geraten, ihn zu benützen - und er wollte nicht andere in Versuchung führen. Vielleicht kam eines Tages ein Berufener, der den Spiegel fand. Bis dahin sollte er auf dem Meeresgrund ruhen.
    Gerade als Hermon zu der Insel zurückkehren wollte, die einst der Berg der Versuchung gewesen war, sah er etwas aus Richtung Norden herantreiben. Es war ein Tier, das verzweifelt versuchte, sich schwimmend über Wasser zu halten.
    „Gralon!"
    Es war sein Wolf. Er fischte ihn heraus und brachte ihn zur Insel. Der Wolf erholte sich rasch. Bei Einbruch der Nacht - als der Vollmond am Sternenhimmel erschien - war er wieder bei Kräften. „Geh!" befahl Hermon ihm. „Ich will allein sein."
    Doch der Wolf rührte sich nicht. Er begann zu knurren, heulte den Mond an - und dann ging eine unheimliche Verwandlung mit ihm vor. Er veränderte seine Gestalt, die immer menschenähnlicher wurde, bis ein Wolfsmann vor Hermon stand. Als der Wolfsmann den Kopf hob, sah Hermon erschrocken, daß er seine eigenen Gesichtszüge besaß.
    Die Bestie ging knurrend auf ihn los.
    Hermon zögerte nur einen Augenblick, dann schleuderte er den Mondstein in den Rachen des Wolfsmannes.
    Der Wolfsmann prallte zurück, würgte und versuchte verzweifelt, den verschluckten Stein wieder auszuspeien. Dann stolperte er unter Krämpfen davon und rollte einen Hang hinunter. Kurz darauf hörte Hermon das Aufschlagen eines Körpers auf dem Wasser.
    Später sah er den verwesenden Kadaver auf dem Meer treiben.
    Hermon bereute es nicht, die Bestie getötet zu haben, auch wenn er damit einen Teil von sich zerstört hatte. Er hatte dem Wolf etwas von sich gegeben - nicht nur seinen Namen. War dieser Teil von ihm der letzte Rest von etwas Bösem gewesen, das er in sich getragen hatte? War er nun wirklich gereinigt?
    Hermon war nicht so vermessen, dies zu glauben. Aber er war dankbar für diese

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