0930 - Angriff der DYNASTIE
stumpfsinnigen Men in Black… einfach fort. Raus ins All, ganz gleich wohin.
Der Gamma zog sich selbst mit Macht aus diesem Tagtraum heraus. Er musste aufpassen, sich nicht zu sehr in solche Fantasien zu flüchten, erst recht nicht dann, wenn er von neugierigen Augen beobachtet wurde. Außer ihm waren in diesem Augenblick vier weitere Ewige in der Zentrale. Woher sollte Titolk wissen, ob nicht einer von ihnen auf ihn angesetzt war? Beinahe hätte er laut aufgelacht - und wenn dem so war? Was hatte Cabo denn schon noch zu verlieren? Wohin konnten sie ihn schon strafversetzen? Ihm fiel einfach kein Ort ein, der übler wäre als diese Welt.
» Gamma - ein Schiff ersucht um Landegenehmigung.«
Cabo Titolk blickte wütend zu dem Cyborg hin.
»Warum meldest du mir das? Geschieht so etwas nicht ständig? Was glaubst du, könnte mich daran jetzt sonderlich interessieren?«
Der Man in Black reagierte nicht auf die aggressive Art, die der Gamma ihm gegenüber angeschlagen hatte.
»Das Schiff blockiert alle Sensormessungen. Es trägt keinerlei Hoheitszeichen und reagiert nicht auf die Aufforderung, sich nach dem Leitstrahl zu richten.«
Titolk wurde nun doch ein wenig aufmerksam.
»Dann ruft es. Auf irgendeiner Frequenz wird es sich schon melden.«
»Bereits geschehen, Gamma . Keine Antwort. Es hat sich einen eigenen Landekorridor gesucht und setzt in circa zwei Minuten auf Feld 3 auf. Sollen wir es abschießen?«
Das wäre die logische Vorgehensweise, denn Schiffe, die » XX-Delta-Tau « ohne vorherige Anmeldung anflogen, wurden grundsätzlich als feindlich eingestuft. Nicht zu unrecht, denn es hatte schon unzählige Befreiungsversuche gegeben. Alle waren gescheitert. Sollte es sich auch hier um ein derartiges Unternehmen handeln, würde Titolk kurzen Prozess machen. Doch irgendein Gefühl ließ den Gamma zögern.
Landefeld 3? Das war weit entfernt von jedem Gefangenentrakt. Titolk zweifelte, dass sich ein Fluchthelfer gerade diese Position ausgesucht hätte.
»Gebt mir das Bild auf meinen Schirm.« Nur einen Augenblick später konnte er das im Landeanflug befindliche Schiff klar und deutlich vor sich sehen. Es handelte sich um eine Raumjacht, deren Technik sicher auf Ewigen-Basis beruhte. Von solchen Jachten wimmelte es im All, denn die höher gestellten Ewigen, die auf den von der DYNASTIE besetzen Welten stationiert waren, gönnten sich den Luxus, sich so unabhängiger zu machen. Zumindest redeten sie sich das ein, auch wenn sie alle gebunden waren - gebunden durch die Willkür der ERHABENEN, die über ihr Leben bestimmte.
Die Jacht, die ohne jeden Leitstrahl geschickt zur Landung ansetzte, war mit einer mattschwarzen Schicht überzogen. Titolk gestand sich ein, dass dieses relativ kleine Schiff dadurch wahrhaftig bedrohlich erschien. Der Gamma wandte sich an den Man in Black , der ihm am nächsten saß.
»Welche Kennung hat das Schiff?« Es gab keine Werft, die ein Schiff ohne die vorgeschriebene Kennung herausgab.
»Keine Kennung - es ist keinerlei Identifizierung möglich.«
Cabo runzelte die Stirn. Das war nicht nur ungewöhnlich, sondern absolut illegal. Langsam begann er zu ahnen, wer da landete. Die Besatzung dieser Jacht gehörte mit einiger Sicherheit zu der Gattung, die man bei den Ewigen All-Ratten nannte. Es waren Kopfgeldjäger, die von der DYNASTIE gesuchte Verbrecher, Abtrünnige oder die Freiheit zu sehr liebende Wesen aufspürten und gegen entsprechende Bezahlung auslieferten. Diese Profession war so alt wie das Weltall - und immer waren diese Jäger verachtet und gehasst worden. Daran hatte sich bis zum heutigen Tag nichts geändert. Ebenso wenig wie die Währung, mit der sich diese Hyänen bezahlen ließen: Gold, das Edelmetall, das auf allen bekannten Welten einen bleibenden Wert zu haben schien.
Titolk ließ die Jacht landen. Er hatte Zeit. Wer auch immer sich da an Bord befand, würde sich schon bald melden, denn er hatte ja ein Anliegen. Der Gamma musste nicht lange warten, bis die Jacht die Zentrale rief. Titolk nickte dem Man in Black zu. Die Verbindung wurde etabliert.
Die Stimme, die gleich darauf in der Zentrale hörbar wurde, klang gedämpft und irgendwie morbide. Eine wirkliche Gefühlsregung konnte man in ihr nicht erkennen.
»Zentrale - benachrichtigen Sie die ERHABENE Nazarena Nerukkar. Wir haben einen Gefangenen an Bord, der sie außerordentlich interessieren dürfte.«
Cabo Titolk schüttelte den Kopf. Was bildeten sich diese Kopfgeldjäger eigentlich ein? Die ERHABENE
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