Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0930 - Das Loch im Universum

Titel: 0930 - Das Loch im Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Kommunikation war nicht mehr möglich. Das bedeutete, daß der Strom, sobald er sich auflöste und Energie in die Seitenstränge abgab, keine Einflußmöglichkeit mehr besaß.
    Nicht nur das - sogar die Identität des Stromes ging verloren. Das Medium, in dem der Strömer dahintrieb, war kein vertrautes, es war fremd.
    Für den Strömer war die Tatsache, so abrupt in die Einsamkeit gestürzt zu werden, das Schlimmste, was ihm außer einer totalen Auslöschung widerfahren konnte. Wie sehr er sich immer als ein Teil des Stromes gefühlt hatte, wurde ihm erst jetzt richtig bewußt.
    Aber die Phase der Überraschungen war noch nicht vorbei. Dem Schock, den er gerade zu überwinden begann, sollten weitere folgen.
    Weit voraus entdeckte er eine Kreuzung. Es handelte sich um eine Stelle, an der zwei Seitenarme in verschiedenen Richtungen einander passierten, ohne sich gegenseitig in ihrer Strömungsgeschwindigkeit zu beeinflussen.
    Das allein bedeutete schon ein unlösbares Rätsel. Doch das war es nicht, was ihn zutiefst erschütterte.
    An der Kreuzung wimmelte es von Strömern!
    Er hatte sich immer für etwas Einzigartiges gehalten, für eine Ausnahmeerscheinung.
    Der Strömer hatte, weil er sich für einmalig hielt, niemals über seine Erscheinungsform nachgedacht. Er war Teil des Stromes gewesen, eine besondere Form der Energie inmitten warmer Fluten.
    Doch dort vorn rasten Tausende von Strömern durcheinander, sprangen und hüpften umher, als gäbe es keine Gesetze, denen sie ihre Bewegungsabläufe unterzuordnen hatten.
    Es gab verschiedene Arten von Strömern, verschieden in Größe und Aussehen, aber auch verschieden im Ablauf der Bewegungen. Besonders fasziniert war der Strömer von dem Anblick aufeinanderprallender Strömer.
    Einige von ihnen veränderten sich nach solchen Zusammenstößen, nahmen einfach eine andere Gestalt an.
    Andere blieben das, was sie bereits vorher gewesen waren. Aber es war offensichtlich, daß alle diese Strömer in einer Wechselbeziehung zueinander standen. Überwältigt von diesem Anblick vergaß der Strömer für einen Augenblick seine eigentlichen Probleme. Er fragte sich, ob er nicht vielleicht selbst von einem solchen Ort kam.
    War er bei einem Zusammenprall mit einem anderen Strömer weit aus dem Seitenarm des Stromes hinausgeschleudert worden?
    Plötzlich wurde er von dem Verlangen erfaßt, an diesem Trubel gegenseitiger Beziehungen teilzuhaben.
    Gerade noch rechtzeitig begriff er, daß damit das Ende seiner Identität verbunden sein konnte. Wenn er mit einem anderen Strömer zusammenstieß, änderte er sich vielleicht. Er mußte versuchen, die Kreuzung zu passieren, ohne einen der anderen zu berühren.
    Etwas an dieser seltsamen Stelle irritierte ihn.
    Mit einem Schlag wurde ihm bewußt, was es war!
    Die Stille!
    Diese Strömer standen nicht in Kontakt untereinander, ihre Beziehungen waren offenbar rein physischer Natur. Stumm rasten sie umher, sprangen quer durch den Seitenarm, prallten aufeinander, wirbelten um unsichtbare Gravitationsfelder und veränderten sich. Auch der Seitenarm des Stromes blieb stumm.
    Vielleicht bin ich doch etwas Einzigartiges! dachte der Strömer. Eine Existenzform, die sich ihrer selbst bewußt war. Daß die anderen stumm waren, erfüllte ihn zusehends mit Furcht, schließlich mit Grauen. Er würde dieses chaotische Spalier aus Teilnahmslosigkeit durchqueren müssen. Dabei erhob sich die Frage, wohin er von der Kreuzung aus weiterfließen würde. An eine Wunde, aus der sich der Strom in vielen Nebenästen ins Nichts ergoß, wagte er nicht mehr zu denken. Etwas an diesem Bild war falsch. Dazu ging es an dieser Kreu zung trotz der sich wie toll gebärden den Strömer zu geordnet zu.
    Um sicherzugehen, daß diese niederdrückende Stille kein Zufall war, wandte er sich an die anderen. „Könnt ihr mich hören?" fragte er.
    Er erhielt keine Antwort. Sie schienen nicht einmal seine Annäherung zu registrieren. Entweder waren sie so sehr mit sich selbst beschäftigt, daß sie ihn nicht wahrnahmen, oder sie waren überhaupt nicht in der Lage, seine Ankunft zu bemerken.
    Was taten sie da überhaupt? fragte er sich. Welchen Sinn hatte dieses Durcheinander?
    Als er die Kreuzung fast erreicht hatte, erkannte er, daß er sie niemals passieren konnte, ohne nicht mit mindestens einem der anderen Strömer zu kollidieren. Aber er konnte auch nicht abbremsen, um seine Ankunft zu verhindern, und noch weniger konnte er umkehren und den sicheren Hauptström wieder

Weitere Kostenlose Bücher