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0930 - Das Stigma

0930 - Das Stigma

Titel: 0930 - Das Stigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Messers sind dort noch immer vorhanden. Ich weiß auch nicht, was nach dem Tod des Engels hier geschehen ist, man lebt einfach nur dahin, und es kommt mir vor, als würden die Menschen unter einem Fluch leiden.«
    »Das kann sein…«
    »Gab es hier nie Männer?« Ich hatte die Frage nicht ohne Hintergedanken gestellt, weil mir so etwas unbekannt war und ich auch damit rechnete, daß mit den Männern etwas passiert war.
    »Keine Ahnung, John. Die meisten haben schon früher in den Städten gearbeitet und sind nur zu den Wochenenden gekommen. Es ist alles nicht einfach.«
    »Das weiß ich.«
    »Was tun wir denn?«
    »Es geht um den Spiegel. Er ist das wichtigste Utensil. Alles andere kannst du vergessen.«
    Sie lachte leise auf. »Wenn das so einfach wäre. Ich kann nicht mehr nach London zurückkehren und so tun, als wäre nichts geschehen. Es würde nicht mehr klappen. Wir müssen jetzt hier etwas unternehmen.«
    »Das stimmt.«
    »Und was?«
    Ich drückte sie von mir, auch wenn es mir schwerfiel, denn Marcia war eine attraktive Frau. »Es ist ganz einfach, meine Liebe. Zuerst wirst du dich ankleiden.«
    Sie schaute mich an, als hätte sie nichts begriffen. Dann aber fing sie an zu lachen. »Himmel, du hast recht!« Sie errötete und kicherte wie ein Teenager. »Ich bin ja so gut wie nackt. Das hättest du mir auch früher sagen können.«
    Während der Antwort lächelte ich. »Wenn ich ehrlich sein soll, so hat mich dieser Anblick nicht gestört.«
    »Jä, das kann ich mir denken.« Sie war schon an der Tür. »Warte zwei Minuten, dann bin ich wieder zurück.«
    »Okay.«
    Marcia ging in einen anderen Raum. Sie gab mir die Zeit, mir den Spiegel genauer anzuschauen. Er hing in seinem schwarzen Rahmen an der Wand und sah völlig normal aus. Es gab keinen Hinweis auf ein transzendentales Tor, die Fläche bewegte sich nicht, sie blieb glatt, als wäre sie gestrichen worden.
    Und doch ging von ihm etwas aus, das momentan weder zu sehen noch zu spüren war, höchstens zu ahnen. Der Spiegel war noch immer der Mittler zwischen zwei Welten, und er stellte gleichzeitig den Tunnel dar, den der Engel genommen hatte, um von seiner Welt aus in die unsere zu gelangen.
    Es gab zwei Probleme. Zum einen hätte ich gern gewußt, woher dieser Spiegel stammte, und zum anderen mußte es mir gelingen, dieses Tor aufzustoßen.
    Aber wie? Mit dem Kreuz?
    Des öfteren schon hatte ich damit Wege geebnet, aber es war kein Allheilmittel. Dennoch startete ich, jetzt, wo ich allein war, einen Versuch und zog meinen Talisman unter der Kleidung hervor. Ich ließ ihn kurz auf der Hand liegen und wartete auf eine Erwärmung, die allerdings nicht eintrat. Also strömte der Spiegel keine negativen Kräfte aus, die das Kreuz berührt hätten.
    Ich hatte mir so etwas gedacht, steckte das Kreuz in die Tasche, faßte den Spiegel an seinen Breitseiten an und hob ihn von der Wand weg. Er hatte auf der Fläche ein helleres Rechteck hinterlassen, aus dem ein krummer Haken hervorschaute. Ich untersuchte die Rückseite des Spiegels, aber auch sie war völlig normal. Etwas enttäuscht hängte ich ihn wieder hin und war soeben damit fertig, als Marcia Morana zurückkehrte. Angezogen diesmal.
    Sie trug eine helle Hose, ein dunkles T-Shirt und eine leichte Jacke darüber. Ihre Füße steckten in weichen Turnschuhen. »Gefalle ich dir so besser?« fragte sie.
    »Nicht unbedingt«, gab ich zu, »aber es ist zweckmäßiger, denke ich mal.«
    »Stimmt.« Sie wechselte den Blick und schaute sich den Spiegel an. Das Haar hatte sie wieder nach hinten gekämmt und es im Nacken zusammengebunden. »Was nun? Hast du etwas herausgefunden, während ich nicht anwesend war?«
    »Nein.«
    Meine Antwort wunderte sie. »Du hast dich nicht mit ihm beschäftigt, John?«
    »Doch, aber der Spiegel hat mir keine Antwort gegeben, wenn ich es mal so formulieren darf.«
    »Aha.« Sie legte einen Finger gegen ihr Kinn und sagte: »Ich habe auch nachgedacht und mir dabei überlegt, daß es vielleicht am besten wäre, wenn wir den Spiegel zerstören. Oder brauchen wir ihn unbedingt?« Sie gab sich selbst recht. »Nein, wir brauchen ihn nicht, John. Wenn er zerstört ist, dann haben wir diesem Geist, falls er noch existiert, den Weg abgeschnitten.« Sie richtete ihren Blick fordernd auf mich und erwartete von mir eine Zustimmung.
    Mit der ließ ich mir Zeit, und ich mußte sie auch enttäuschen, denn ich war anderer Meinung. »Zerstören wäre unklug«, formulierte ich vorsichtig. »Damit haben

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