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0933 - Die Horror-Mühle

0933 - Die Horror-Mühle

Titel: 0933 - Die Horror-Mühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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oder eine Nadel. Es waren Laute, die ihr durch Mark und Bein drangen. Sie konnte sich auch vorstellen, daß diese von starren Totenfingern abgegeben wurden, um eine unheimliche Musik zu schaffen.
    Das Kratzen hinterließ auf ihrem Rücken eine eisige Gänsehaut. Sie verfolgte den Weg genau und stellte fest, daß es sich immer mehr auseinanderzog.
    Es tendierte zu zwei verschiedenen Seiten hinweg und näherte sich den beiden Schmalseiten der Truhe.
    Wie lange blieb sie noch geschlossen?
    Das Warten wurde nicht nur zur Qual, es verwandelte sich in eine regelrechte Folter.
    Luftholen!
    Diesmal tief, auch wenn sie alt und verbraucht war. Sie mußte es einfach tun, sie konnte nicht anders. Helga bewegte sich auch, und im selben Augenblick bewegte sich auch der Deckel.
    Hart zerrte ihn jemand in die Höhe! Zuerst drang der Schwall Luft in die Truhe hinein. Damit konnte die Frau kaum etwas anfangen. Sie wollte den Kopf anheben, aber eine andere Hand war schneller.
    Die Finger gruben sich in ihr fettiges Haar. Sie drehten die Strähnen fest, und ein wilder, unkontrollierter Schmerz durchzuckte ihre Kopfhaut, als der Kopf in die Höhe gezerrt wurde.
    Helga mußte die Bewegung mitmachen. Sie kam auch in die Höhe. Die Augen hielt sie wie unter einem Zwang weit offen, so daß sie die Gestalt sehen konnte, die sie aus der Truhe hervorholte.
    Es war ein normal gekleideter, breitschultriger Mann, vor dessen Brust sie hochglitt. Noch sah sie sein Gesicht nicht, aber sie hörte die Stimme, die grollend klang, als käme sie aus den feurigen Tiefen der Erde.
    »Hab ich dich endlich!«
    Im nächsten Augenblick sah sie das Gesicht - und hatte Mühe, den Schrei zu unterdrücken. Obwohl es menschlich aussah, glaubte sie, in die Fratze eines Teufels zu starren, und sie wußte, daß weder sie noch ihre Kinder von einer derartigen Person Gnade zu erwarten hatten…
    ***
    Silvia und Jens standen vor der zweiten Tür und hielten sich wieder gegenseitig fest. Nur so konnten sie sich Mut machen, wenn sie ihn spürte und er sie.
    Sie zitterten. Sie sprachen nicht. Sie starrten nach wie vor auf die Tür und hofften jetzt nicht mal, daß sie sich öffnete, denn die Geräusche dahinter waren schlimm. Jemand kam auf die Tür zu.
    »Jetzt kommt er!« wisperte Silvia. »Ich spüre es…«
    Jens sagte nichts. Er biß nur so hart auf seine Unterlippe, daß es schon weh tat.
    Bewegte sich die Klinke? In der grauen Dunkelheit war es nicht genau zu sehen, obwohl sich zwei Augenpaare automatisch auf dieses Ziel konzentrierten.
    Noch ein Schrittecho. Danach war es still. Auch die Klinke bewegte sich nicht. Sie hörten weder Atem- noch Schnaufgeräusche durch die Tür dringen, es blieb bei dieser bleiernen Stille, die aber nicht lange anhielt, denn abermals hörten sie das ihnen bekannte Geräusch. Jemand kam und entfernte sich wieder.
    Die beiden Kinder warteten. Sie trauten sich noch nicht, etwas zu sagen, aber Silvia hielt es nicht mehr aus. »Verstehst du das?« hauchte sie ihrem Bruder zu.
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Will er uns nicht mehr?«
    »Scheint so.«
    Der Junge wischte über seine Stirn. Er hatte die Lampe in seinen Hosengurt gesteckt. Der Kegel hinterließ auf dem staubigen Boden einen Kreis genau vor seinen Füßen. »Er geht tatsächlich weg. Man hört es deutlich.«
    Silvia nickte nur. Sie wußte nicht, ob sie erleichtert sein sollte oder nicht.
    Es war eine Situation, die beide Kinder noch nicht erlebt hatten. Sie konnten sich auch schwer vorstellen, daß es einzig und allein um sie ging, denn sie hatten diesem Fremden nichts getan. Sie hatten ihn nicht mal gekannt.
    Sekunden vergingen, und Jens hatte sich überwunden. Er war bis zur Tür vorgegangen, wo er sein Ohr gegen das Holz gepreßt hielt, um zu lauschen.
    »Hörst du was?« flüsterte seine Schwester. »Ja…«
    »Was denn?«
    »Pst!« Jens winkte ab, weil er sich unbedingt konzentrieren mußte. Die Geräusche nahm er tatsächlich noch sehr schwach wahr. Sie hatten sich verändert. »Er geht die Treppe hinunter!« meldete Jens leise.
    »Warum denn das?«
    Frag nicht so blöd! hätte Jens normalerweise gesagt. Doch jetzt verzieh er seiner Schwester alles. Er lauschte nicht mehr lange, kam wieder hoch und drehte sich um.
    »Ob da jemand gekommen ist?«
    »Wer denn?«
    Silvia hob die Schultern. »Vielleicht sucht man uns. Mutti hat sich bestimmt Sorgen gemacht.«
    Als Silvia die Mutter erwähnte, hatte Jens Mühe, seine Tränen zu verschlucken. »Nein«, murmelte er, »nicht

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