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0935 - Aibons klagende Felsen

0935 - Aibons klagende Felsen

Titel: 0935 - Aibons klagende Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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eingetreten, auf das sie gewartet hatte.
    Die Steine fingen an zu singen…
    ***
    Joanna Westwood kannte das Ereignis. Sosehr sie es sich auch herbeigewünscht hatte, sie stand doch wie unter Strom, als es tatsächlich eintrat.
    Die Felsen gaben ihre Botschaft ab. Es war wunderbar. Obwohl Joanna keine Erklärung wußte, nahm sie es hin und freute sich über diese wundervolle Botschaft.
    Singende Felsen…
    Waren es Melodien, waren es pfeifende oder heulende Töne? So recht wußte sie es nicht, aber sie gab sich diesem Singsang hin. Sie fühlte sich dabei mehr als wohl, und ihr Mund verzog sich immer mehr zu einem breiten Lächeln.
    Das war jetzt ihre Welt. So klar, so ohne Sorgen und inzwischen auch vertraut.
    In jede der Felswände schien ein ungewöhnliches Musikinstrument eingebaut zu sein, das sie nicht sah, das aber seine Melodien an ihre Ohren schickte.
    Manchmal, als hätte jemand auf einer klassischen Panflöte geblasen. Dann unheimlich und hohl klingend. Wie jammernde Musik, die aus einer Knochenflöte strömte. Als wollte die andere Welt, die hier irgendwo war, zeigen, welche Unterschiede es in ihr letztendlich gab. Schön und klangvoll auf der einen, unheimlich, wie von einem Todesboten geblasen, auf der anderen Seite.
    Sangen die Felsen wirklich? Oder war es nur der Wind, der ihr durch seine Geister die Botschaft schickte?
    Geister!
    Sie waren unsichtbar. Sie wurden von vielen Menschen verneint, man zweifelte an ihrer Existenz, das hatte auch Joanna getan, doch dies lag weit zurück.
    Jetzt zweifelte sie nicht mehr. Sie gehörte nun zu den Menschen, die auch die anderen Welten hinnahmen. Die von Aibon nicht nur gehört hatten, sondern denen es erlaubt worden war, einen kurzen Blick in diese andere Welt zu werfen.
    Nach dem Singen, während des Singens…
    Aibon würde erscheinen. Joanna stand vor ihrer Höhle und wartete voller Sehnsucht darauf.
    Eigentlich hätte es zwischen den Felsen jetzt sehr dunkel sein müssen. Diese Normalität war nicht eingetreten. Trotz der grauen Dunkelheit, die auch die wogende Weite des Meeres erfaßt hielt, war es dort, wo die Frau stand, heller - und vielleicht auch gläserner.
    Ja, wie Glas.
    Dünnes, durchsichtiges Glas. Kein Spiegel, sondern schon mehr eine Botschaft.
    Sie hob ihren rechten Arm an und streckte ihn aus. Dabei bewegte sie die Finger, als könnte sie innerhalb der objektiv noch vorhandenen Leere trotzdem etwas greifen.
    Sie faßte nichts an.
    Und doch war da etwas.
    Genau dort, wo sich ihre Fingerkuppen befanden, sprühte plötzlich ein ungewöhnliches Licht auf.
    Es war grünlich, hatte auch einen Blauschimmer und tanzte um ihre Finger herum.
    Tinkerball, dachte Joanna und erinnerte sich an seine Geschichte. Damals hatte sie Alice in das Land der Wunder immer sehr gern begleitet, und ähnliches geschah auch hier.
    Das Licht funkte über ihre Fingernägel hinweg. Es blieb bei seiner ungewöhnlichen Farbe, wobei das Grün stärker hervortrat als das Blau. Wenn sich beide Farben mischten, entstand ein gläsernes Türkis, das sprühend vor ihr entlanghuschte.
    Sie lächelte.
    Sie war glücklich.
    Aibon war in der Nähe.
    Joanna zog den Arm wieder zurück. Sie spürte auf den Nägeln das ungewöhnliche Kribbeln, als hätten sich auf dieser Platte gewisse Strominseln zusammengeballt.
    Aibon war nahe, sogar zum Greifen nahe. Er würde erscheinen - vielleicht für länger - und sich nicht wieder sofort zurückziehen. Aibon war ihre neue Traumwelt. Sie wollte hineintreten, sie wollte sich vor ihr einnehmen lassen.
    »Ich liebe dich!« flüsterte die junge Frau. »Ich liebe dich, Aibon, ja, ich liebe dich…«
    Genau auf diese Worte schien die andere Welt gewartet zu haben, denn einen Moment später kam es Joanna vor, als wäre ein Vorhang vor ihren Augen entfernt worden.
    Die normale Welt war noch da, aber sie lag hinter ihr und konnte nicht mehr gesehen werden.
    Und vor ihr?
    Die Steine sangen noch immer, aber sie sahen jetzt anders aus. Wie dem auch sei, Joanna lächelte selig, denn vor ihr lag tatsächlich das geheimnisvolle Reich Aibon…
    ***
    Das kleine Hotel lag in der Nähe der Stadt Bodmin und gehörte zu den Häusern, die im Winter geschlossen hatten, weil sich um diese Jahreszeit kein Tourist mehr dorthin verirrte.
    In den Herbstmonaten jedoch war das Hotel geöffnet, und genau darauf hatten Roman Infana und Gregg Ralston gespitzt. Schon vorher hatten sie sich informiert, und jetzt, wo alles vorbei war, sahen sie keinen Grund, ihren Plan zu

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