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0935 - Aibons klagende Felsen

0935 - Aibons klagende Felsen

Titel: 0935 - Aibons klagende Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ändern.
    Sie waren in diesem kleinen Hotel abgestiegen, um dort die nächsten Tage in Ruhe zu verbringen.
    Das Lösegeld hatten sie bekommen. Es hatte alles wunderbar geklappt, und sie mußten natürlich wissen, wie es weiterging, wie Marvin Westwood reagierte. Ob er die Polizei einschaltete oder nicht. Ob nach ihnen gefahndet wurde. Das waren Dinge, die sie herausfinden wollten. Und sie gingen davon aus, daß jeder, der hinter ihnen her war, sie in einer Großstadt suchen würde. Vielleicht in London oder in Liverpool, aber nicht in der Nähe, wo sie das Mädchen gefangengehalten hatten.
    Zwar fühlten sie sich in diesem Hotel nicht wohl, es lag zudem außerhalb, und der Wind wehte oft genug den fauligen Gestank aus den Sümpfen herüber, aber hier fragte man nicht groß, hier waren es die Besitzer gewohnt, die unterschiedlichsten Typen zu beherbergen, denn die Wanderer waren zumeist Individualisten.
    Das Hotel wurde vom Ehepaar Looe geführt. Er hieß Gaston, seine Frau hörte auf den Namen Irma.
    Vorfahren von ihnen mußten in Frankreich gelebt haben. Die Looes hatten sich dieser Gegend angepaßt. Sie waren ruhig, schon verschlossen und ließen die Gäste in Ruhe. Hin und wieder kam eine Frau aus Bodmin, die ihnen half, aber auch sie war eine ruhige Person.
    Das Hotel war aus Holz gebaut worden. Es sah aus wie eine nicht ganz geglückte Blockhütte, bei der sich der Erbauer nicht ganz klargeworden war, welchen Stil er nun verfolgte. So sah die Frontseite zwar glatt aus, aber die Rückseite bestand aus mehreren Anbauten, in denen auch die kleinen Zimmer der Gäste lagen.
    Dusche und Toilette gab es auch, aber nicht auf den Zimmern.
    Zum Hotel gehörte auch ein Aufenthaltsraum. Ein Mittelding zwischen Wohnzimmer und Kneipe.
    Wenn wenig Gäste zu betreuen waren, hielten sich die Besitzer auch dort auf. Zumeist lief dann die Glotze - und fast immer Fußball, denn Gaston Looe war Fußball-Fan.
    Auch an diesem Abend saß er vor der Flimmerkiste. Übertragen wurde ein Spiel der Glasgow Rangers, die in der Champions-Liga ihre Chance suchten.
    Der Hotelier litt mit den Glasgow Rangers und freute sich mit ihnen. Er konnte nie ruhig auf dem Stuhl sitzenbleiben, fluchte mal oder schrie auf, wenn eine Chance vertan war.
    Schräg hinter ihm hockte an einem Tisch ein einsamer Wanderer und beschäftigte sich mit seinem Essen. Neben dem Teller mit dem Bohneneintopf und den Lammstücken darin stand ein großer Krug mit Bier, aus dem er hin und wieder einen Schluck nahm. Manchmal schaute er auch auf die Glotze. Dann blieb der volle Löffel jeweils in der Luft stehen, und es störte ihn auch nicht, wenn Suppe in seinen Bart oder auf den Tisch tropfte.
    In eine Ecke gedrückt, dort, wo der Tisch neben einem schmalen Fenster stand, hatten die beiden Kidnapper ihre Plätze eingenommen. Sie saßen da, schauten hin und wieder nach draußen, tranken von ihrem Bier und schwiegen sich die meiste Zeit über an.
    Es herrschte so etwas wie Leerlauf zwischen ihnen. Seit zwei Tagen besaßen sie jetzt das Geld. Es lag oben in ihrem Zimmer. Eine Million Pfund. Noch immer hatten sie es nicht gepackt, wie reich sie eigentlich waren, und es juckte ihnen schon in den Fingern einige dieser Scheine auszugeben, um sich das kaufen und leisten zu können, von dem sie immer schon geträumt hatten.
    Doch jedes Ding hat zwei Seiten.
    Wenn sie jetzt anfingen, mit dem Geld um sich zu schmeißen, würde es auffallen. Schließlich entstammten sie nicht dem Jetset oder den oberen Zehntausend, sondern eher den unteren Tausend.
    Die beiden Erpresser hatten sich bei der Army kennengelernt und waren nach einigen Jahren ausgeschieden. Unehrenhaft. Sie hatten beide keinen Bock mehr gehabt. Weder Ramon Infana, der trotz seines spanischen Namens Brite war, noch Gregg Ralston, dessen Eltern aus Irland stammten.
    So unterschiedlich wie ihre Herkunft war, so unterschiedlich sahen sie auch aus.
    Ramon Infana war der typische Spanier. Dunkles, dichtes Haar, eine naturbraune Haut, fast schwarze Augen und düstere Bartschatten, die auf seinen Wangen wuchsen. Er war fünfunddreißig, aber in seinem Gesicht zeichneten sich schon die Falten eines Fünfzigjährigen ab, der ein wildes Leben geführt hatte.
    Gregg war zwei Jahre älter. Man konnte ihn auch das Milchgesicht bezeichnen. Eine blasse Haut, helle Haare und einen rötlichen Bartwuchs, der mehr als spärlich sein Kinn zierte und aussah wie gefärbte Spinnweben. Gregg hatte wasserklare Augen.
    »Was machen wir?« fragte

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