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0935 - Aibons klagende Felsen

0935 - Aibons klagende Felsen

Titel: 0935 - Aibons klagende Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Flasche und mit zwei Gläsern. Sie war eine Frau um die Fünfzig. Das Leben hatte sie gezeichnet, nicht nur im Gesicht. Ihr Haar war grau, sie ging ziemlich gebeugt und war in ihrem alten Kittel, über den sie eine Strickjacke gestreift hatte, auch nicht eben gut angezogen.
    »Ich setze die Flasche auf die Rechnung.«
    »Ja, tun Sie das«, sagte Ramon und zog den Korken hervor. Dann ließ er den Whisky in die beiden Gläser gluckern und stieß mit seinem Kumpan an. In den hell klingenden Laut sprach er seinen Trinkspruch. »Auf daß die edle Jauche Wellen schlag in unserem Bauche. Cheers!«
    Sie tranken und stellten die Gläser leer. Ramon füllte sie wieder nach. »Das ist doch ein herrliches Gesöff. Nicht zu vergleichen mit dem dünnen Bier hier.«
    Ramon Infana blieb beim Thema. »Du willst dich also morgen auf die Socken machen?«
    »Sicher.«
    »Und weiter?«
    »Wie weiter?«
    »Wie sollen wir es anstellen? Wieder die Masken aufsetzen, oder willst du die Kleine - na ja, du weißt schon.« Er fuhr sich mit der gestreckten Hand am Hals entlang.
    »Nein, nach Möglichkeit nicht. Wir sind schließlich keine Unmenschen - oder?«
    »Das sind wir nicht.«
    Gregg Ralston leckte einen Tropfen von seiner Oberlippe. »Wir sind nur zwei mittelarme Hombres, die gern ein Stück von dem großen Geldkuchen in der Welt abhaben wollen.«
    Ramon nickte. »So sehe ich es auch. Laß uns einen trinken.« Wieder hoben sie ihre Gläser.
    Diesmal jedoch war es anders. Da sie am Fenster an der Vorderseite des Hotels saßen, konnten sie sehen, wer kam oder ging. Und sie sahen das helle Scheinwerferlicht eines langsam fahrenden Autos, das von der Straße abgebogen war und sich dem Hotel näherte.
    »Besuch«, flüsterte Infana.
    »Gäste?«
    »Kann sein.«
    Gregg wollte es nicht glauben. »Wer übernachtet denn freiwillig außer uns in einem derartigen Schuppen?«
    Infana wartete mit der Antwort, pfiff aber durch die Zähne, als er das Fabrikat des Wagens erkannte.
    »Mann, das ist ein Porsche! Alle Achtung. Die Fahrer scheinen auch nicht mehr so easy zu sein wie früher.«
    »Ja, alle müssen sparen.«
    Roman lachte glucksend. »Nur wir nicht.«
    »Du hast es erfaßt«, flüsterte Ralston. »Du hast es wirklich genau erfaßt, Amigo…«
    ***
    »Ist das ein Laden«, sagte ich, als die Scheinwerferlanzen die Fassade des Hauses erwischten.
    »Kann ich nichts dafür. An der Straße stand nur Looe's Hotel.« Er schaute mich an. »Wenn du willst, können wir ja weiterfahren.«
    »Nein, laß mal, ist nur für eine Nacht.«
    »Das denke ich auch.«
    »Außerdem bin ich ziemlich kaputt.«
    »Deine Schuld, Bill«, sagte ich. »Du wolltest dich nicht ablösen lassen.«
    »Ich fahre nun mal gern.«
    »Ja, das sehe ich.«
    Der Reporter schaltete das Licht aus, und wir beide stiegen aus.
    Wir kannten die Gegend um Bodmin herum. Dort war es eigentlich immer feucht, was an den nahen Sümpfen lag. Im Herbst nahm die Feuchtigkeit noch zu, und auch an diesem Abend hatten sich die Nebelschwaden verdichtet. Als hellgraue Inseln zogen sie lautlos über das Land.
    Ich hatte meine Tasche vom Notsitz geholt und schlenderte als erster auf die Tür des Hotels zu.
    Selbst in der Dunkelheit sah es nicht eben vertrauenerweckend aus. Bei Tageslicht wären wir sicherlich weiter gefahren, so aber hatten wir uns entschlossen, in der Nähe der Küste zu übernachten.
    Wir waren sehr lange unterwegs gewesen und brauchten ein Bett.
    Die Lampe an der Tür verteilte ihr schwaches Licht. Sie blendete mich nicht mal, als ich hineinschaute. Verschlossen war die Tür nicht. Ich drückte sie auf und schaute in einen Flur. Ein alter Schrank aus den Fünfzigern diente als Rezeption. Hinter den stumpfen Scheiben malten sich die an Haken hängenden Schlüssel ab.
    Aus einem Nebenraum links von uns - Bill war inzwischen ebenfalls eingetroffen - hörten wir eine Fußball-Übertragung.
    Dann erschien eine Frau. Sie sah ziemlich müde und abgespannt aus, und ebenso müde war auch ihr Lächeln. »Brauchen Sie Zimmer?«
    »Zwei«, sagte Bill.
    »Haben wir.« Sie drehte sich um und öffnete eine Glastür. Zwei krumme Schlüssel wurden uns in die Hände gedrückt. »Nummer sieben und Nummer sechs. Wenn Sie duschen wollen, sagen Sie Bescheid, das kostet extra. Die Dusche ist auf dem Flur.«
    »Toll«, sagte Bill.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Daß sie sich immerhin auf dem Flur befindet und zum Glück nicht weit hinter dem Haus.«
    Die Frau hatte keinen Humor. »Die Zimmer sind oben. Wenn Sie

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