0935 - Aibons klagende Felsen
noch was essen wollen, sagen Sie mir jetzt Bescheid. Ich schließe die Küche in wenigen Minuten.«
»Was gibt es denn?« fragte ich. »Oder was muß weg?«
Böse starrte sie mich an. »Keinen Eintopf mehr.«
»Wir wollten nicht wissen, was Sie nicht haben, sondern was Sie uns anbieten können.«
»Ja, ja, schon gut. Sandwiches. Ich kann Ihnen auch Hamburger braten.«
»Den nehme ich«, sagte Bill.
Ich hob zwei Finger. »Aber mit Ketchup.«
»Kriegen Sie.«
Die Frau verschwand, wir schauten uns an, grinsten, schüttelten die Köpfe und stiegen die Treppe hoch, deren altes Holz sich jammernd beschwerte.
Oben suchten wir erst mal nach dem Lichtschalter, fanden ihn und schritten durch die trübe Flurbeleuchtung zu unseren Zimmern.
Die Dusche entdeckten wir auch, ebenfalls die Toilette. Man hatte zwei Nullen an die Außentür gehängt. Der Raum war besetzt. Jemand schien Schwierigkeiten mit der Verdauung zu haben, wie anders hätten wir sein Stöhnen einstufen sollen?
»Willkommen auf dem Lande«, sagte Bill, »wo alles noch so echt ist.« Dann schloß er auf.
Ich warf einen Blick über seine Schultern. Das Zimmer war sauber, da konnte man nicht meckern.
Sogar relativ groß. Nicht nur ein Bett stand dort, auch eine Couch mit verblichenem Blumenmuster und ein kleiner Schrank.
Einen Teppich gab es nicht. Wir bewegten uns auf blanken Holzbohlen.
Mein Zimmer sah ebenso aus wie das meines Freundes. Ich lüftete zunächst einmal und blieb vor dem offenen Fenster stehen, durch das die kühle Luft in mein Gesicht wehte.
Ich schaute auf einen dunklen Wald, hörte die Stimme der Nachttiere und sah den klaren Sternenhimmel.
Als Bill den Raum betrat, schloß ich das Fenster wieder. »Können wir gehen?«
»Ja.«
Im Gang begegnete uns der Mann, der auf der Toilette gewesen war. Er nickte uns zu, wobei wir nicht feststellen konnten, ob er erleichtert war oder nicht, denn sein Bart bedeckte einen Großteil des Gesichts. Er trug nur sein Unterhemd und seine Hose. Die wiederum wurde von zwei breiten Trägern gehalten, damit sie ihm nicht von der mageren Figur rutschte.
Lächelnd gingen wir wieder nach unten. Dort betraten wir den Raum, aus dem wir die Geräusche des Fußballspiels gehört hatten.
Der Mann, der vor der Glotze hockte, ließ sich durch unser Eintreten nicht stören. Die Frau hatte bereits am Fenster einen Tisch für uns gedeckt.
An einem anderen Tisch hockten zwei Männer zusammen, die zwar versuchten, sich möglichst locker und gleichgültig zu geben, aber doch zu uns hinschielten, um herauszufinden, wie sie uns wohl einstufen sollten. Sie hatten sich auch unterhalten, ihr Gespräch aber nach unserem Eintritt unterbrochen.
»Ist Ihnen der Tisch recht?« fragte die Frau.
»Ja, natürlich.«
»Ich bin Irma Looe. Der Kerl von der Glotze ist mein Mann. Uns gehört das Hotel.«
Auch wir stellten uns vor. Sprachen dabei leise, so daß die Männer am anderen Fenster die Namen nicht verstanden.
»Wollen Sie auch was trinken?«
»Ein Bier!« bestellte ich.
Bill nickte. »Für mich auch, und bringen Sie uns noch zwei doppelte Whiskys.«
»Gern. Ihr Essen ist gleich fertig.«
»Wunderbar.«
Die Stühle waren breit und bequem. Zuerst kamen die Getränke, wenig später stellte uns die Frau zwei Teller vor die Nasen, auf denen die Hamburger lagen.
Hoho, das werden zwei Ottos. Sie rochen sehr gut. Die Zwiebeln waren Cross angebraten. Gurkenstücke und ein frisches Salatblatt lagen zwischen den beiden Brötchenhälften und dem Stück Rindfleisch. Auch die Flasche Ketchup stand bereit, und die Wirtin wünschte uns einen guten Appetit, den wir tatsächlich hatten. Die Hamburger schmeckten, und wir waren zufrieden, denn auch das Bier war okay. Kühl und nicht zu bitter.
Mit dem Whisky hatten wir angestoßen, und alles war in Ordnung, bis auf eine Kleinigkeit. Von meinem Platz aus konnte ich die anderen Männer sehen. Hin und wieder schaute ich sie zwangsläufig an und mußte jedesmal feststellen, daß uns die beiden nicht aus den Augen ließen.
Ich reagierte nicht, gab mich locker, was allerdings nicht einfach war, denn ich saß ungern auf dem Präsentierteller.
Unsere Teller waren bald leer, und beide mußten wir ein Lob loswerden, als die Wirtin kam, um abzuräumen.
Zum erstenmal sahen wir sie lächeln. »Ach, das ist doch nichts Besonderes. Ich koche nun mal gern.«
»Die anderen Gäste wissen das hoffentlich zu würdigen, Mrs. Looe«, sagte ich.
»Ähm - wie meinen Sie das?«
»Die beiden Männer
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