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0935 - Aibons klagende Felsen

0935 - Aibons klagende Felsen

Titel: 0935 - Aibons klagende Felsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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am Tisch. Sind das Fremde, oder stammen sie aus der Umgebung?«
    »Nein, das sind Gäste.«
    »Aha.«
    »Ruhige Leute. Sie bleiben nur bis morgen. Vielleicht kommen Sie wieder, das haben sie schon mal gemacht.«
    »Okay, danke.«
    Als uns die Wirtin allein gelassen hatte, fragte Bill. »Ist was mit diesen Männern gewesen? Oder warum hast du dich so extrem hinterlistig nach ihnen erkundigt?«
    »Ich weiß es nicht, Bill. Ich habe nur festgestellt, daß sie permanent in unsere Richtung schauten.«
    »Kennst du sie denn?«
    »Nein, die Gesichter sind mir unbekannt.«
    »Mir auch.«
    Ich trank einen kräftigen Schluck Bier. »Vielleicht haben sie auch deinen Wagen gesehen und wundern sich jetzt, was einen Porschefahrer in diese Gegend treibt.«
    »Die Müdigkeit«, erwiderte Bill. Dann holte er sein Handy hervor, das er aus dem Wagen mitgenommen hatte. »Ich habe Sheila versprochen, sie anzurufen.« Er tippte die Nummer, bekam seine Frau sofort an den Apparat und erklärte ihr, daß alles normal gelaufen war. Er teilte ihr noch mit, wo wir übernachteten, schickte einen Kuß durch das Telefon und schaltete das Gerät aus. »So, jetzt ist sie beruhigt.«
    Ich gähnte.
    »He, müder Geisterjäger, was ist los mit dir?«
    »Ich melde mich gleich ab zum Matratzenhorchdienst.«
    »Erst trinken wir aus.«
    »Das versteht sich.« Beide hoben wir die Gläser an. »Auf wen oder was trinken wir?«
    Bill überlegte. »Auf Aibon?« murmelte er.
    »Ja, und auf Joanna Westwood, von der ich nur hoffe, daß wir sie gesund und munter vorfinden.«
    Bill nickte. Wir leerten unsere Gläser. Auch der Rest des Whiskys rauschte durch unsere Kehlen.
    Danach standen wir auf. Zahlen wollten wir am nächsten. Tag. Das Spiel war inzwischen beendet.
    Auch der Wirt stand auf, reckte sich und nickte uns zu. Da er ein fröhliches Gesicht machte, hatte sein Verein wohl gewonnen. An der Tür drehte ich mich noch einmal um.
    Die beiden Männer schauten uns noch immer nach.
    Hatten sie uns erkannt?
    Ich wußte es nicht, hob die Schultern und folgte Bill zur Treppe.
    ***
    Aibon hatte sich ihr geöffnet!
    Dieses wundersame Land lag vor ihr, und Joanna konnte es kaum fassen. Es war auch anders als sonst, denn diesmal verschwand es nicht. Es blieb bestehen, so daß sie einen Blick in die herrliche Weite dieses Landes werfen konnte.
    Weit und doch nicht weit!
    Felsen, die sangen. Wasser, das gegen den Strand und damit auch vor das harte Gestein wuchtete.
    Aber trotzdem waren es verschiedene Bilder, denn diese Steine wirkten anders. Sie schimmerten brauner, sie waren mit einer leicht grünen Schicht bedeckt, und all die Felsen zeigten andere Formen, als wollten sie eine besondere Landschaft bilden, über der ein türkis schimmernder Himmel wie ein weiter Wächter lag.
    Joanna Westwood staunte. Sie hatte das kindliche Staunalter zwar hinter sich gelassen, in diesem Fall aber konnte sie nicht anders. Sie mußte sich erst an diese neue Welt gewöhnen, die auf der einen Seite so fremd, auf der anderen aber wiederum so herrlich vertraut war, denn diesen Blick kannte sie. Er hatte sich jetzt wiederholt und dauerte länger.
    Angst verspürte sie nicht. In ihr hatten sich Freude und Erwartung gepaart, und sie glaubte auch daran, von dieser einmaligen Welt erwartet zu werden.
    Bleibe ich stehen? Gehe ich?
    Fragen schwirrten durch ihren Kopf. Sie traute sich noch nicht, eine Antwort zu geben, was auch gut war, denn sie erlebte Veränderungen, die nicht in ihrer unmittelbaren Nähe, sondern im Wasser begannen, dessen Oberfläche anfing sich zu verändern.
    Nicht sofort, nicht so schnell. Es lief alles sehr langsam ab, wobei der Wellenschlag bestehen blieb.
    Wo das Wasser auslief, schäumte es, und dicht davor entstanden plötzlich Strudel, die sich um die eigene Achse drehten, die im Wasser verschwanden, als wären sie hineingezerrt worden, um anschließend wieder an die Oberfläche zu steigen und sich zu zeigen.
    Joanna war von diesen Phänomenen fasziniert. Sie verteilten sich an verschiedenen Stellen des Wassers. Aus ihnen hervor stachen für einen Moment bestimmte Gegenstände, die für die junge Frau am Strand nicht zu erkennen waren, weil sie einfach zu weit entfernt stand.
    Das Licht veränderte sich. Nicht schnell, eher gemächlich, damit ein Beobachter auch alles mitbekommen konnte. Es sah für Joanna aus, als wäre der Mond mitsamt seinen Gestirnen gewandert, um auf die Felsen zu scheinen. In der Luft flimmerte es. Silbrige Gaze sank vom Himmel und verteilte

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