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0935 - Tochter der Dunkelheit

0935 - Tochter der Dunkelheit

Titel: 0935 - Tochter der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
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beruhigen? Doch schon der nächste Satz von Carrie Ann Boulder zeigte ihrem Ableger, dass sie als Mensch anders dachte.
    »Und was ist, wenn dieser Magier dir folgt, weil er sein Eigentum zurückhaben will?«
    Verwundert blickte Kassandra auf den hellblau strahlenden Würfel, der immer noch in der Luft schwebte. Das wäre ja noch schöner, wenn ein Bestohlener sein Eigentum zurückfordern würde. Dieser Gedanke erschien ihr ziemlich schräg und abwegig zu sein.
    »Wir befinden uns in der Hölle!«, erklärte sie mit Nachdruck. »Hier habe ich Heimrecht, außerdem wird er sich hier nicht auskennen. Und überhaupt, wie will der mich denn finden? Das Multiversum ist groß.«
    »Und was passiert, wenn ihm das alles egal ist und er sich rächen will?«
    »Vassago wird mich schützen«, war sich Kassandra sicher. »Ich gehöre zu seiner Sippe!«
    In Gedanken fügte sie ein noch hinzu.
    »Dein Vater könnte diesen fremden Zauberer walten lassen, weil er bald genug von dir hat! Das hast du doch vorhin gehört! Und dein zorniger Abgang oder vielmehr deine Flucht haben bestimmt nicht gerade zur Besserung seiner Laune beigetragen!«
    Das saß. Kassandra wusste, dass Carrie mit ihren Einwänden recht hatte. Sie besaß derzeit wirklich nicht die besten Karten bei ihrem Erzeuger. Doch die nächste Forderung ihrer Mutter konnte sie unmöglich erfüllen: »Sandy, selbst ich als magisch unbegabtes Wesen spüre die machtvolle Ausstrahlung deines Mitbringsels. Wie wird es da erst den anderen Erzdämonen gehen? Jeder wird die Seelen-Träne haben wollen, und vielleicht wird es Auseinandersetzungen darum geben. Das würde Krieg in der Hölle bedeuten. Es gibt nur einen Ausweg. Du musst diese Seelen-Träne zurückbringen oder sie vernichten.«
    Dem Dämonenmädchen kam es vor, als hätte ihr jemand eine eiskalte Faust direkt in den Oberkörper gesteckt. Das konnte ihre Ma doch unmöglich von ihr verlangen!
    ***
    Im Kaminzimmer von Château Montagne brannte noch Licht. Professor Zamorra war es gewohnt, in der Nacht zu agieren. Die meisten Mitglieder der Schwarzen Familie agierten nachts, so hatte sich auch Zamorra diese Stunden als Hauptarbeitszeit gewählt. Dieses Mal handelte es sich jedoch nicht um Arbeit, sondern um ein Vergnügen. Er trank mit Professor Kapnin und dessen Fahrer eine Flasche Rotwein und unterhielt sich mit seinem Kollegen über alte Zeiten.
    »Ein Besucher, Monsieur«, meldete Butler William kurz nach 22 Uhr. »Ein gewisser Luc Avenge.«
    Die Betonung des Namens bewies, dass William den Besucher kannte. Der Meister des Übersinnlichen zog die Stirn in Falten. Er war überrascht und überlegte kurz, welchen Grund Avenge haben könnte, ihn nach Jahren der Abwesenheit aufzusuchen. Professor Kapnin sah ihn neugierig an.
    »Führen Sie ihn herein, William«, wies Zamorra den Butler schließlich an. »Und dann machen Sie Feierabend.« Der Schotte nickte und verschwand wieder im Gang.
    Nikolaj Kapnin blickte zuerst auf die Uhr, dann auf Zamorra. Er unterdrückte ein Gähnen und streckte sich.
    »Zeit ins Bett zu kommen«, sagte er und nickte seinem Fahrer zu. »Schließlich geht es morgen mit unserer Vortragsreise weiter. Und für mein Publikum möchte ich ausgeruht sein. Wir beide Professoren sind ja nicht mehr die Jüngsten, Gospodin Zamorra. Zumindest ich nicht.«
    Zamorra war nicht undankbar darüber. Nicht, dass er dem Professor nicht vertraute, aber vielleicht war es wirklich besser, wenn er mit Avenge allein war. So konnte man offener reden. Beide verabschiedeten sich herzlich von Zamorra und verließen Château Montagne, während Luc Avenge das Kaminzimmer betrat, das sich im Erdgeschoss befand, schräg gegenüber von der Küche und vom Eingang.
    William führte die beiden Besucher hinaus und begab sich dann zum verdienten Feierabend auf sein Zimmer.
    Zamorra ließ den späten Besucher nicht aus den Augen. Luc Avenge wirkte wie ein Tiger kurz vor dem Sprung. In dem Körper, der den Geist seines ehemaligen Freundes beherbergte, schien es zu kochen.
    »Setz dich«, forderte Zamorra seinen Besucher auf.
    Avenge schüttelte den Kopf. »Danke, aber ich bin viel zu unruhig, um mich ausruhen zu können. Ich benötige eine Auskunft aus deiner Bibliothek oder deinem Computer.«
    »Das ist in den meisten Fällen das Gleiche«, erklärte Zamorra. »Ich habe die meisten Daten und Informationen eingescannt oder scannen lass…«
    »Der Name Vassago sagt dir bestimmt etwas«, unterbrach ihn der Druide.
    »Selbstverständlich.«

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